seltener Gast auf Trischen: Gelbbrauen-Laubsänger
Wenn ich mir meine letzen Beiträge hier im blog anschaue, fällt mir auf, dass ich als Vogelwartin lange nicht mehr über Vögel berichtet habe. Es wird also mal wieder Zeit! Und zu berichten gibt es genug: Die herbstlichen Seeadler machen seit ein paar Tagen die Insel unsicher, zwei Kolkraben, seltene Gäste, kamen vorbei, täglich habe ich Gesellschaft von fünf Zaunkönigen. Pfeifenten, Weißwangengänse und Wiesenpieper ziehen fleißig. Außerdem hatte ich Ende September Besuch von einem kleinen Laubsänger, der sich in sehr geringer Zahl jedes Jahr im September und Oktober insbesondere an der Nordsee blicken lässt. Und das, obwohl seine Brut- und Überwinterungsgebiete nicht gerade so liegen, dass das Wattenmeer auf seinem Weg liegt: Der Gelbbrauen-Laubsänger.
Der Tag begann grau aber windstill. Ich lag quasi noch im Bett und hörte schon, dass draußen so einiges los war. Da fällt das Austehen glatt ein bisschen leichter. Erster Blick aus dem Fester: Vier Wintergoldhähnchen, eine Gartengrasmücke, drei Rotkehlchen, zwei Zilpzalps und noch einige Singvogelarten mehr. Dieser Tag begann vielversprechend. Bei einem Strandspaziergang bemerkte ich plötzlich einen kleinen Vogel im Strandroggen. Ein Blick durchs Fernglas klärte auf: Der Gelbbrauen-Laubsänger. Da war die Freude groß, denn seit 1976 besuchte dieser Vogel erst in fünf Jahren Trischen. Leider hatte ich nur eine Kamera mit kleinem Objektiv dabei und der kleine Vogel hüpfte, sobald ich mich näherte, einige Meter vor auf den nächsten Halm. Als wollt er mich ärgern. Irgendwann gab ich auf. Später, mit dem größeren Objektiv unterwegs, war er leider nicht mehr auffindbar. Doch heute dann, saß ich bei der morgendlichen Zugplanbeobachtung vor der Hütte. Plötzlich bemerke ich direkt rechts von mir ein Geflatter, drehe meinen Kopf langsam in diese Richtung und da sitzt doch ein weiterer Gelbbrauen-Laubsänger direkt neben mir auf der Kiste! Die Kamera lag links von mir, doch es war nicht daran zu denken, nach ihr zu greifen. Mein Atmen war anscheinend schon zu viel, denn der kleine Vogel flog, zack, auf eine Querstrebe des Turms, ließ seinen markanten Ruf erklingen und war verschwunden. Während sich viele andere Singvögel gern länger an der Hütte aufhalten, war das nicht der Plan des Gelbbrauen-Laubsängers. Drum muss die liebe Leserschaft leider mit diesem rangezommten Bild vorlieb nehmen. Die doppelte weiße Flügelbinde und der markante gelbe Strich über dem Auge sind aber gut zu erkennen!