Na, die haben sich aber gemausert!
Lange habe ich darüber nachgedacht, wie ich über die Mauser berichte, denn schließlich habe ich versprochen, den Federwechsel, zumindest den der Brandgänse, zu gegebener Zeit genauer vorzustellen. In den Vorjahren haben die Vogelwarte bereits sehr schön und ausführlich über den Vorgang der Mauser in diesem blog geschrieben. (Klick hier: Infos aus 2018; Infos aus 2017) Da wäre es ja für die liebe Leserschaft vielleicht etwas langweilig, das Gleiche nur in anderen Worten erneut präsentiert zu bekommen. Darum soll ein kleiner Schwerpunkt im Jahre 2019 auf die Bestandserfassung der Brandgänse während dieses wichtigen Abschnittes ihres Vogeljahres gelegt werden. Die Eiderenten werden auch noch kurz erwähnt und dann soll nur noch geguckt werden! Ich habe mich entschieden einen Strandspaziergang zu machen und die Federn (vor allem die der Eiderenten, aber auch der Brandgänse und die weniger anderer Vögel) auf die ich stieß, in Bildern festzuhalten. Ich habe sie so fotografiert, wie sie vom Meer auf den Strand gespült und teilweise anschließend von dort in die Düne geweht wurden. Der Strand ist voll von Federn! Und wenn man den Blick gesenkt hält, erkennt man immer wieder wie besonders Wind, Wasser und der Alltag der Vögel sie geformt haben. Außerdem ergeben sie mit anderen Strandfunden wie Muscheln, Tang, Wespe und Marienkäfer sehr schöne Bildkompositionen. Aber manchmal stehen sie auch einfach für sich allein auf weitem Sand oder in ihren besonderen Farben und Oberflächen aus nächster Nähe. Viel Spaß beim Bilder schauen!
Aber nun zunächst zu den Brandgänsen:
Nördlich der Elbmündung und konzentriert um Trischen, versammelt sich der größte Anteil der nordwesteuopäischen Brandgans-Population für die Flügelmauser. In dieser Zeit sind die Vögel flugunfähig und brauchen viel Ruhe. Von der Insel selbst hat man nur eingeschränkte Sicht. Der Blickwinkel ist meist zu flach, denn die Brandgänse dümpeln teilweise sehr weit draußen auf dem Wasser oder sammeln sich bei Niedrigwasser an Prielkanten. Seit 1988 werden die Brandgänse systematisch im Wattenmeer aus dem Flugzeug gezählt. Das Flugzeug fliegt so hoch, dass die Brandgänse nicht in Unruhe geraten, aber eben so tief, dass ausreichend gute Fotos gemacht werden können, um die Brandgänse anhand dieser Bilder auszuzählen. Teilweise wird hierfür ein Computerprogramm benutzt, teilweise wird manuell gezählt. Von Beginn der Erfassung bis zur Jahrtausendwende hat der Bestand zugenommen. Diese Aussage bezieht sich auf das große Gebiet vom Knechtsand nordwestlich der Wurster Nordseeküste in Niedersachsen (schöne Grüße an dieser Stelle dort hin; weiß ich doch, dass speziell in Wremen besonderes Interesse an den Brandgänsen besteht!;)) bis nach Trischen. 220.000 Individuen wurden gezählt! Doch während der folgenden Jahre nahmen die Bestände stark ab und halbierten sich bis 2008 nahezu. Bis 2014 nahmen die Zahlen wieder ganz leicht zu. (Kempf. 2014) Der Knechtsand gehört heute leider nicht mehr zu den größten Mausergebieten und es scheint sich ein interessanter Trend aufzuzeigen. Immer mehr Brandgänse wandern zum Mausern in die Niederlande ab!
Doch warum begeben sich die Brandgänse auf die Suche nach neuen Mauserplätzen? Hauptkriterium für einen Ort, um die Federn zu wechseln, ist Sicherheit und Ruhe. Besiedeltes Land wird gemieden. Sandbänke bieten Schutz vor offenem Meer und starkem Wellengang, höhere Wattflächen lassen die Vögel seicht auf dem Meer dümpeln. Meines Erachtens bietet Trischens Umgebung und der Norden der Elbmündung all das. Aber andernorts sind diese Kriterien vielleicht noch stärker ausgeprägt und machen bestimmte Gebiete für die Brandgänse somit attraktiver.
Quelle: KEMPF, N. 2014. Entwicklung des Brandgans-Mauserbestandes im deutschen Wattenmeer von 1988 bis 2014. Corax 22, Sonderheft 1: 27-43.
Von Trischen aus ist es trotzdem weiterhin ein großes Spektakel, die Brandgänse in solchen Massen zu sehen. Insbesondere an den Prielkanten des sogenannten Neufahrwassers südlich der Insel halten sich die gerade flugunfähigen Vögel verstärkt auf. Vor West dümpeln auch einige tausende, doch dominieren hier eindeutig die Eiderenten, die in ihrer Zahl im Vergleich zum Vorjahr ordentlich zugelegt haben. Am vergangenen Donnerstag zählte ich bei top Sicht und spiegelglatter See 17.810 Individuen. Sobald bestimmte Wattflächen bei zurückgehendem Wasser aus dem Meer „herauswachsen“ sammelt sich eine sehr große Zahl Eiderenten dort. Es sieht dann aus als hätte sich ein unförmiger dunkler Teppich aufs Meer gelegt. Die Gruppe der mausernden Eiderenten besteht fast nur aus Erpeln, die ihr schwarz-weißes Prachtkleid inzwischen nahezu vollständig abgelegt haben und in dem wesentlich dunkleren Schlichtkleid mit kleinen hellen Stellen ebenfalls sehr schön aussehen.
So. Nun aber nur noch Fotos!