Ein “Rothausschwanz“ allein auf Trischen
Am vergangenen Wochenende war es wieder so weit: Wie jedes Jahr am ersten Maiwochenende fand das deutschlandweite Birdrace statt – ein beliebter Wettbewerb unter Vogelnerds und Ornitholog*innen, bei dem es darum geht, innerhalb eines Tages möglichst viele Vogelarten zu sehen oder zu hören.
Das Prinzip ist einfach: Teams von bis zu fünf Personen melden sich an und verbringen den gesamten Tag damit, Vögel zu beobachten – jede Art, die gesehen oder gehört wird darf notiert werden. Dabei geht es nicht nur um den sportlichen Ehrgeiz, sondern vor allem um den Spaß am gemeinsamen Naturerlebnis kombiniert mit einer Spendenaktion. Von unserem Sponsor birdingtours wird für jede Art auf unserer Liste ein bestimmter Betrag an den DDA gespendet – je mehr Arten wir finden, desto mehr Spenden sammeln wir. Dieses Jahr fließt der Erlös in die Realisierung des neuen Brutvogelatlas ADEBAR 2.
Auch ich war wieder mit meinem Team, den „Rothausschwänzen“, am Start (der Name ist eine Kombination aus der Schwarzwälder Biermarke und dem Hausrotschwanz). Unser Ziel: Uns selbst zu übertreffen – und dabei jede Menge Spaß zu haben. In diesem Jahr haben wir uns allerdings geografisch ein wenig verstreut: Während David, Jakob und Rieke in und um Freiburg unterwegs waren, hat Hannah an der Ostseeküste beobachtet – und ich war allein als „Rothausschwanz“ hier auf Trischen mit dabei.
Der Birdrace-Tag begann früh, wie es sich für echte Vogelbeobachter*innen gehört. Kurz nach Sonnenaufgang stand ich auf dem Turm und scannte von dort die Südostbucht und den Strand ab. Die ersten Arten und ein Sonnenaufgang wie aus dem Bilderbuch versprachen einen guten Tag.
Nach der ersten morgendlichen Beobachtungsrunde nahm ich mein Frühstück auf der Bank vor der Hütte ein, damit ich auch währenddessen keine Art verpasse. Der Warnruf der Rotschenkel und das Kreischen der Lachmöwe ließen meinen Blick über die Salzwiese schweifen – und da war sie auch schon: eine weibliche Rohrweihe flog in ihrem gaukelnden Flug über die Kolonien auf der Suche nach Nahrung und für mich eine weitere Art auf der Liste. Danach machte ich mich auf den Weg zur Nordspitze der Insel. Vorbei an der Kormoran- und der Löfflerklonie erwarteten mich unter anderem ein Nonnengans-Paar und die Mantelmöwen, die sich vorwiegend in der Nordostbucht aufhalten. Schöne Beobachtungen, die mein ornithologisches Herz höher schlagen ließen.
Zurück an der Hütte gönnte ich mir, während meine Teamkolleg*innen keine Pause einlegten, einen kleinen Mittagsschlaf in der Sonne. Doch die Ruhe hielt nicht lange an: Das Wasser kam langsam zurück und drückte die Watvögel wieder in Richtung Strand – Zeit, erneut durch das Spektiv zu spähen und weitere Arten zu notieren.
Am späten Nachmittag drehte das Wetter: Ein starker Nordwestwind kam auf und machte das sogenannte Seawatchen attraktiv – also das gezielte Beobachten von Seevögeln, die mit dem Wind über das Meer ziehen. Leider ließ sich dabei keine neue Art blicken, doch allein das Rauschen der Wellen und der peitschende Wind hatten ihren eigenen Reiz.
Durchgefroren, aber zufrieden, zog ich mich am Abend in meine Hütte zurück. Ein leckeres Abendessen half, Körper und Geist wieder aufzuwärmen. Während meine Kolleg*innen noch bis in die späten Abendstunden unterwegs waren, ließ ich den Tag ruhig ausklingen.
Am Ende kamen wir gemeinsam auf 151 beobachtete Vogelarten – ein tolles Ergebnis! Unser Team-Namensvetter, der Hausrotschwanz stattete mir leider keinen Besuch ab, deshalb bleibt mein persönliches Highlight des Tages ein weiteres Gelege des Sandregenpfeifers, dass ich wieder zufällig in den Dünen entdeckte und meine erste Flaschenpost!
So schön die Einsamkeit auf Trischen auch ist – manches macht zusammen einfach mehr Spaß. Zwar war es das entspannteste Birdrace das ich je hatte, aber ich freue mich jetzt schon darauf, im nächsten Jahr wieder mit den „Rothausschwänzen“ vereint durchs Gelände zu ziehen.
Bis bald,
eure Mareike Espenschied