Alle Jahre wieder – Hochzeitflug der Ameisen

Vielleicht kann man es schon fast als Tradition bezeichnen, dass jedes Jahr zu ungefähr gleicher Zeit in diesem blog über den Hochzeitflug der Ameisen berichtet wird. 

Das Wetter der letzten Woche hat den Ameisen gefallen und nun flogen sie in Wolken insbesondere hoch oben am Turm, aber auch auf meiner Kopfhöhe am Hüttenumlauf. Der Dünenübergang war zeitweise zu einem Ameisenfriedhof geworden, denn nach der Paarung sterben die Männchen. Die jungen Königinnen werden nun ihren eigenen Staat gründen.

Und weil das Hauptaugenmerk der täglichen Beobachtungen hier auf Trischen auf der Vogelwelt liegt, fand ich folgende Zeilen doch sehr passend: So oder anders könnte es sich ganz wunderbar auf dem Hüttengeländer abgespielt haben. (Etwas erschwerend ist nur die Tatsache, dass Meisen Trischen nicht gerade häufig einen Besuch abstatten. Außerdem scheint es sich hier um eine Arbeiterin ohne Flügel und nicht um ein geflügeltes Männchen der Ameise zu handeln.)

’ne Ameise, von Haus aus frech,
sucht mit der Meise ein Gespräch.
Die Ameise, die prahlte: „Ja,
ich bin die Meise, Klasse A!

Erwarte nicht, dass ich dich preise,
du schnöde 0-8-15-Meise!
Bist stolz auf deinen gelben Wanst,
hochnäsig, weil du fliegen kannst!“

Die Meise sprach: „Dein A, das ist,
weil du ein kleines 
Arschloch bist!“

Sie pickte kurz,  es war banal, –
Ameisen sind ihr schnurz-egal.

Von sowas wird man doch nicht satt,
bl0ß, dass sie ihre Ruhe hat!
Für Meise A ’ne kurze Qual,
fast märchenhaft, – sie war einmal . . .

Hier die Moral, und die ist schlecht:
Die Großen haben immer Recht!
Obwohl, die Kleine war nicht faul,
und hatte hier das große Maul.

Auszug aus Heinz Säring: Meisen und Ameisen

 

Anne de Walmont

Vogelwartin 2019