#COP15: Die Weltnaturkonferenz in Montréal startet

#COP15: Die Weltnaturkonferenz in Montréal startet

Vom 7.12.-19.12.2022 findet in Montréal, Kanada, die 15. Vertragsstaatenkonferenz der UN-Konvention über die Biologische Vielfalt (CBD COP15) – kurz Weltnaturkonferenz – statt. Magdalene Trapp ist Teil der Delegation von BirdLife International. Für den NABU berichtet sie über die Verhandlungen vor und hinter den Kulissen.

Die Weltnaturkonferenz COP15 ist am 7. Dezember in Montréal gestartet. Der NABU drängt darauf, dass hier ein Abkommen entsteht, das den Wendepunkt für den weltweiten Naturschutz bringt.

Eröffnet wurde die Konferenz u.a. von UN-Generalsekretär António Guterres, dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau sowie Chinas Minister für Ökologie und Umwelt, Huang Runqiu. Sie alle riefen dazu auf, den dramatischen globalen Verlust der Biodiversität zu stoppen und die Natur wiederherzustellen.

Eröffnungsfeier mit Aufmerksamkeit für indigene Völker

Tadodaho Sid Hill, Oberhaupt der Onondaga, hält die erste Rede auf der COP15. Foto: M.Trapp

Ein schönes Symbol: Der erste Sprecher der Eröffnungsfeier war kein hochrangiger Politiker, sondern Tadodaho Sid Hill, Oberhaupt der Onondaga, ein Indigenes Volk aus dieser Region. Er betonte, dass dieses Land Teil des Heimatlandes sei, welches sein Volk Land seit langem hüte. Er äußerte seinen Dank an die Mutter Erde und alle Lebewesen. Ebenso rief er dazu auf, jetzt gemeinsam zu Handeln.

Im Anschluss begrüßte Premierminister Justin Trudeau die Welt in Kanada. Zu Beginn wurde er jedoch von einem lauten Protest mit Gesang und Trommeln von indigenen Völkern und lokalen Gemeinschaften unterbrochen. Sie machten auf ihre Landrechte aufmerksam. Die Aktion bekam viel Aufmerksamkeit und Applaus. Auch hier zeigt sich die vergleichsweise starke Repräsentanz indigener Völker in der Konvention, die als eigene Gruppe in den Verhandlungen vertreten sind (neben Gruppen wie NGOs, Wissenschaft, Business & Finanzen, Frauen, Jugend u.a.).

Justin Trudeau fordert mehr Ambitionen – und verspricht Geld

„Die Natur ist ein untrennbarer Teil von uns. Und sie ist stark bedroht, unter Beschuss. Die Biodiversitätskrise ist genauso gefährlich wie die Klimakrise“, so Trudeau im Anschluss. Kanada habe die Initiative ergriffen, die Weltnaturkonferenz COP15 auszurichten, um Lösungen zu finden, und keine weitere Zeit verstreichen zu lassen.

Erst nach lautstarkem Protest von indigenen Völkern kann der kanadische Premier Justin Trudeau seine Rede beginnen. Foto: M. Trapp

Ganz besonders nahm er die flächengrößten Länder der Welt in die Verantwortung: In Russland, Kanada, China, Brasilien und den USA befinden sich mehr als 50 Prozent der globalen Wälder. Dennoch ist keines dieser Länder beim Biodiversitätsschutz besonders ambitioniert. Viel Applaus bekam er von Teilnehmenden für seinen Aufruf, den Biodiversitätsverlust zu stoppen und den negativen Trend umzukehren.

 

 

Dafür müssten insbesondere diese großen Länder bis 2030 den Zielwert von 30 Prozent Schutzflächen schaffen. Trudeau verspricht für Kanada folgende Beiträge:

  • 25% Wiederherstellung von zerstörten Flächen bis 2025 und 30% der Land- und Meeresfläche unter effektiven Schutz stellen, partnerschaftlich mit den indigenen Völkern, die sich seit Jahrtausenden um das Land kümmern
  • Zusätzliche 350 Millionen Dollar für die Finanzierung internationalen Biodiversitätsschutzes

Er appellierte an die Verhandler*innen und alle Konferenzteilnehmer*innen und deren Führungskräfte, dieses Ambitionsniveau durch die Verhandlungen der COP15 zu tragen. Es gebe zwar viel Uneinigkeiten zwischen Regierungen, aber wenn wir es als Weltgemeinschaft nicht schaffen, die Natur zu schützen, dann verliere alles andere seine Bedeutung. Auch die Zukunft unserer Kinder ist dann in Gefahr, warnte Trudeau: „Jetzt ist nicht mehr der Zeitpunkt, um zu fragen, ob wir ambitioniert sein sollten. Jetzt ist der Zeitpunkt, die Mittel zu finden um unsere Ziele zu erreichen.“

UN-Generalsekretär Guterres warnt und drängt

António Guterres hielt eine starke Rede, in der er mahnt und drängte:

„Die Natur ist der beste Freund der Menschen, ohne Natur haben wir nichts. Sie ist unsere Lebensgrundlage. Trotzdem zerstört die Menschheit die Natur, führt Krieg gegen die Natur. Diese Konferenz hat die dringende Aufgabe, Frieden zu schaffen.

Das neue globale Rahmenwerk für die Biodiversität muss die Biodiversitäts-Apokalypse stoppen, indem dessen Verursacher, wie zum Beispiel nicht-nachhaltige Ernährungssysteme, adressiert werden. Es braucht klare Ziele, Bezugspunkte und Rechenschaftspflichten. Gemachte Versprechen müssen gehalten werden.“

Die Dringlichkeit wird auch in einem später geposteten Twitter-Video deutlich:

“No excuses. No delays. It’s time to forge a peace pact with nature. I urge you to do the right thing. Step up for nature, step up for biodiversity, step up for humanity.”

Er betonte die Verantwortung aller Länder, die Trendwende nach Jahrzehnten der Zerstörung zu schaffen. Dies sei man Kindern und Jugendlichen schuldig, die sich als junge Aktivisten einsetzen. Ihnen dürfte nicht die Rechnung überlassen werden.

COP-Präsidentschaft China meldet sich zu Wort

Auch Chinas Minister für Ökologie und Umwelt Huang Runqiu ergriff das Wort. Zur Erinnerung: Ein digitaler Auftakt der COP15 fand 2021 in Kunming, China statt. Auch der zweite Teil war für dort vorgesehen. Im Sommer war sie jedoch kurzfristig nach Kanada verlegt worden aufgrund der Null-Covid Politik Chinas.

Huang Runqiu betonte ebenfalls die Wichtigkeit von Biodiversität als Basis für das menschliche Überleben und die Entwicklung. Er erklärte, wie eng diese Krise mit der Klimakrise, der Ernährungssicherheit und Armutsbekämpfung verknüpft ist. Er sieht die Menschheit an einem Scheideweg:  Sie muss dieses Problem angehen und den beispiellosen Verlust an Artenvielfalt aufhalten. Auch China hat hier erste Schritte, wie etwa den Kunming Biodiversity Fund und die Kunming Declaration, angestoßen und erkennt die hohe Erwartungshaltung der internationalen Gemeinschaft auf ein ambitioniertes Abkommen an.

Ausblick auf die nächsten zwei Wochen

Nun liegt es an den Verhandler*innen, dieses Anspruchsniveau aus den Reden in den Verhandlungstext zu übertragen. Das ist bisher nicht der Fall. Die Vorverhandlungen der letzten Tage waren weiterhin zäh, Fortschritt gab es kaum. Wir blicken daher auf zwei arbeitsreiche Wochen. Es wird einiges an Kraft und Verhandlungsgeschick brauchen, um hier eine gute Einigung zu erzielen.

Die Jugenddelegation „Voice for Biodiv“ der NAJU und Magdalene Trapp als Teil der Birdlife International Delegation vertreten die Interessen der Natur in Montréal.

Im Laufe der Konferenz werden in Montréal insgesamt 18000 Teilnehmer*innen erwartet. Ich werde mit der Delegation von BirdLife International sowie die NAJU-Jugenddelegation „Voice for Biodiv“ vor Ort sein. Wir verfolgen die Verhandlungen und „Side Events“, nehmen an Aktionen und Gesprächen mit Verhandler*innen teil.  Außerdem treffen wir andere Delegierte und Konferenzteilnehmer*innen. Gemeinsam werden wir hier und auf dem Blog der NAJU berichten, was auf der COP15 passiert.

1 Kommentar

Angelika Heitmann

07.12.2022, 18:29

Wie passt zusammen, dass hier bei dieser Weltnaturkonferenz zu Recht der schnelle Schutz der Biodiversität gefordert wird und wir hier in Deutschland über die EU-Notverordnungskompetenz für Erneuerbare den Artenschutz an die Wand fahren?

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