Massenzug der Weißwangengänse über Trischen

Lange, mehr oder weniger zusammenhängende Ketten aus Formationen ziehender Weißwangengänse (Branta leucopsis) spannen sich wie ein Netz über den Himmel. Die letzten Tage war über Trischen ein spektakuläreres Massenzugereignis dieser nordischen Gänse zu beobachten.

Seit Saisonbeginn sind nun bereits mehr als 78.600 Weißwangengänse über Trischen in die Richtung ihrer Brutgebiete nach Nordosten hinweggezogen (Stand: 21.05.2018 nach vorläufiger Zusammenfassung der Zähldaten). Dabei waren die zugstärksten Tage der 18. Mai mit mindestens 20.079 ziehenden Individuen sowie der 19. Mai mit mehr als 18.000. Auch am 10. Mai zogen bereits 14.310 Weißwangengänse über Trischen hinweg.

Massenzugtage wie diese sind ein atemberaubendes Spektakel. Das Gefühl, wenn innerhalb weniger Minuten tausende rufende Gänse überfliegen, ist nur schwer zu beschreiben. Es ist eine Mischung aus Ehrfurcht, Überwältigung, Sehnsucht und Reiselust – Gänsehaut pur. Die großen Schwärme während des Vorbeifluges möglichst exakt zu erfassen, artet jedoch nahezu in Stress aus. Zeitweise flogen direkt über mir, im Norden der Insel und im Süden ununterbrochen große Schwärme sowohl hoch am Himmel als auch flach über dem Wasser.

Weißwangengänse brüten vor allem in den arktischen Küstengebieten Nordwest-Sibiriens, im Osten Grönlands und auf Spitzbergen. Seit etwa den 70er Jahren nimmt der Weltbestand stark zu und neue Gebiete wurden besiedelt. Seit Mitte der 70er Jahre gibt es eine wachsende Population im Ostseeraum und seit den 80ern brüten Weißwangengänse auch an der Nordsee. Auf Trischen waren es im letzten Jahr 41 Paare. Der Bestand der deutschen Poulation wurde zuletzt auf 470 Brutpaare geschätzt. In Europa sind es rund 169.000 – 247.000 Paare. Der Weltbestand umfasst etwa 890.000 Individuen.

Die schönen schwarz-weiß gezeichneten Gänse verbringen den Winter überwiegend auf den Britischen Inseln, und entlang der deutschen sowie niederländischen Nordseeküste. Der Rastbestand in Europa wird auf bis zu 800.000 Individuen geschätzt.

Das Wattenmeer ist vor allem vor dem Zug in die Brutgebiete ein wichtiges Rastgebiet. Auf den Salzwiesen, im Vorland und auf den Wiesen und Äckern können die Gänse ausreichend Reserven für die letzte Etappe ihrer Reise tanken. Wie auf ein gemeinsames Kommando machen sie sich dann im Mai aus dem Staub.

Literatur:

  • Bairlein et al. 2014: Atlas des Vogelzugs. AULA-Verlag, Wiebelsheim.
  • BirdLife International (2017): European birds of conservation concern: populations, trends and national responsibilities. Cambridge, UK: BirdLife International.

Jonas

Naturschutzwart Trischen 2018