Löfflerfreuden

Liebe Blogleser*Innen,

die Zeichen standen schlecht. Wie schon berichtet, gaben die Löffler (Platalea leucorodia) Anfang Juni aus ungeklärten Ursachen ihre ursprüngliche Kolonie auf, woraufhin nur wenige Paare an anderer Stelle eine Nachbrut begonnen hatten. Hinzu kam die sehr unbeständige nass-kalte Witterung der letzten Zeit. Wie wirken sich also das schon bereits sehr fortgeschrittene Jahr und die Wetterbedingungen auf die Kükenentwicklung und damit auch den Bruterfolg der Löffler aus?

Um dies zu klären, bekam ich dieses Wochenende Besuch von Klaus Günther und seinen Helfern. Klaus Günther ist für das Löffler-Bruterfolgsmonitoring im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer zuständig und führt in diesem Rahmen die wissenschaftliche Beringung durch. Wie die Großmöwen, bekommen also auch die Löffler einen Ring ans Bein. Bisher wurde eine Kombination aus mehreren verschiedenen Farbringen verwendet, seit diesem Jahr werden codierte Farbringe genutzt.

 

Löffler haben aufgrund ihrer auffälligen Lebensweise eine sehr gute Wiederfund- bzw. Ableserate, weshalb sich mittels Beringung gut Erkenntnisse über Wanderungen, Umsiedlungen, Überlebensraten usw. gewinnen lassen. Die Vögel sind durch Größe, Statur und Färbung nicht nur sehr auffällig, sondern auch in exponierten Bereichen wie Prielen, Lagunen und anderen Flachwasserbereichen bei der Nahrungssuche zu beobachten. Wer dann genau hinschaut, kann bei dem ein oder anderen Vogel einen Ring am Bein aufblitzen sehen.

Der Name Löffler (engl. Eurasian Spoonbill) kommt übrigens nicht von ungefähr, sondern verweist auf die abgeflachte, runde Schnabelspitze, die nun ja…wie ein Löffel aussieht. Der Löffler watet also durch Flachwasser und bewegt mittels Kopfdrehungen seinen Schnabel schwenkend durchs Wasser  – eine Nahrungsweise die „Seihen“ genannt wird. Im trüben, aufgewirbelten Wasser lässt sich die Nahrung aber schlecht erkennen. Deshalb befinden sich im Schnabel viele kleine Tastorgane, die bei Berührung mit Nahrungspartikeln ein Schließen des Schnabels initiieren.

Dieses Jahr konnten insgesamt 24 Küken beringt werden – eine Beringungsquote von 100%. In wenigen Wochen werden sie sich auf den Weg in die Überwinterungsgebiete machen, die am Mittelmeer und in Westafrika liegen. Vereinzelte Überwinterungsversuche wurden jedoch auch schon im Wattenmeer registriert.

Hoffentlich werden auch die Küken Trischens groß und kräftig genug sein, um die Reise zu überstehen. Dann hätte die holprige Löffler-Geschichte dieses Jahr zumindest für wenige Küken ein gutes Ende gefunden.

Ihre Melanie Theel