Kinderstube der Löffler

Ganz im Norden der Insel Trischen befindet sich die Löfflerkolonie (Platalea leucorodia). Die großen weißen Schreitvögel mit den Löffelschnäbeln brüten dort in diesem Jahr mit mindestens 139 Paaren. Die ersten Jungvögel sind nun bereits flügge und löffeln mit ihren Eltern durchs Wattenmeer.

Auf Trischen bauen die Löffler ihre Nester aus allerlei Stöckchen, Ästen und den vertrockneten Trieben der Strandmelde aus letztem Jahr. Da die Nester von Jahr zu Jahr wieder aufgestockt werden entstehen mit der Zeit Turmnester von einigen Dezimetern Höhe. Darauf sind die Eier und Küken vor Hochwasser geschützt, denn die verschiedenen Teilkolonien liegen zum Teil in eher niedrigem Gelände, dass den Löfflern durch die hohe Vegetation gute Deckung bietet.

Im Rahmen der Koloniekontrolle am 03. Juni wurden die Nester, Jungvögel, Küken und Eier gezählt, sowie 20 der 260 Jungen zu wisschenschaftlichen Zwecken beringt. Wie bereits einige ihrer Eltern, Großeltern und Urgroßeltern (…) tragen sie nun individuelle Farbring-Kombinationen, die es ermöglichen, kostbare Daten über ihr Leben, ihr Verhalten, ihre Wanderungen oder mögliche Umsiedlungen zu sammeln.

Um die Nester systematisch zu erfassen, die Zeit der Störung möglichst kurz zu fassen und bei der Beringung die Jungvögel nicht wild durcheinander zu jagen, waren wie üblich wieder ein paar helfende Hände an der Aktion beteiligt (Der Ablauf ist auch im Blogeintrag aus 2017 nachzulesen).

Löffler brüten in Deutschland seit Mitte der 1990 er Jahre. In Schleswig-Holstein wurden die ersten  zwei Brutpaare im Jahr 2000 auf der Hallig Oland entdeckt und seit 2002 brüten sie auch auf Trischen. Ihr Bestand nahm seitdem beständig zu. Im letzten Jahr brüteten in Schleswig-Holstein 331 Löffler-Paare, davon allein 151 Paare auf der Insel Trischen.

In diesem Jahr wurde der stete Bestandszuwachs auf Trischen also etwas gedämpft. Durch die Ablesung von beringten Löfflern hat sich aber gezeigt, dass mindestens ein Löffler noch während der Saison von Trischen auf die Insel Mellum umgezogen ist. War er Im April und Anfang Mai noch hier in der Kolonie anwesend, sitzt er nun seit Anfang Juni auf einem Nest auf Mellum.

Nicht immer so rosige Zeiten

Die Geschichte des Löfflerbestandes sah übrigens nicht immer so rosig aus wie in den letzten zwei Jahrzehnten. Im 19. Jahrhundert brüteten im Rheindelta und an der Küste der Niederlande tausende Löffler-Paare. Dieser Bestand erlebte im Zuge eines großflächigen Lebensraumverlustes und durch den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft eine rasante Talfahrt, bis 1969 nur noch 150 Paare dort brüteten (Gedeon et al. 2014). Erst durch ein Verbot von Pestiziden sowie intensive Schutzbemühungen konnte eine Kehrtwende dieser Entwicklung erreicht werden, so dass siche der Bestand wieder erholte und bis auf 2300-2500 Brutpaare in den Niederlanden anwuchs.

Ohne diese intensiven Schutzbemühungen in den Niederlanden hätte diese Vogelart möglicherweise gar nicht erst in Deutschland Fuß fassen können.

Weiterführende Literatur:

Jonas

Naturschutzwart Trischen 2018