Ich glaub‘, ich steh‘ im Wald

Der erste verschlafene Schritt aus der Hütte; am frühen morgen vor Sonnenaufgang. Versehentlich schrecke ich einen Buntspecht auf, der an einem Balken des Turms saß. Ein Rotkehlchen fängt zaghaft an zu singen, dann stimmt eine Mönchsgrasmücke mit ein. Ein Zilpzalp huscht durchs Lockgebüsch, ebenso zwei Zaunkönige.

Unten an der Treppe sitzen zwei Amseln, Singdrosseln rufen aus der Quecke. Im Feuerholz auf dem Zwischendeck hüpft ein Wintergoldhähnchen umher. Dann landen vor mir noch ein Buchfink, ein Bergfink und ich denk´, ich steh´im Wald.

Singende Feldlerchen und Wiesenpieper, balzende Rotschenkel und Austernfischer sowie die vielen rufenden Möwen holen mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich stehe nicht im Wald, weit und breit kein Baum.

Die waldtypischen Vogelarten machen sich im Laufe des Tages davon, einige bleiben vielleicht auch ein paar Tage. Dennoch gehören sie zu jenen Zugvögeln, die derzeit auf ihrer Reise in die Brutgebiete hier einen Zwischenstopp einlegen und im Sommer nicht mehr auf Trischen zu beobachten sein werden.

Dass unter ihnen auch ein Buntspecht (Dendrocopus major) ist, kommt dabei nicht sehr häufig vor. So ganz ohne Bäume war es ihm hier dann doch nicht so geheuer, denn kurz darauf zog er hoch in südliche Richtung ab.

Jonas

Naturschutzwart Trischen 2018