Ein Blick Richtung Elbe

Ein gesunder, flacher Fluss mit viel Raum – das war einmal. Der Elbe geht es nicht gut und ein wichtiger Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere ist in Gefahr. Der NABU klagt gegen die Vertiefung der Elbe und hat eine große Zahl von Artikeln und Beiträgen dazu verfasst. Doch heute betrachte ich die Elbe aus einer anderen Perspektive:

Wenn ich Richtung Südwest schaue, kann ich die Elbmündung gut erkennen. Dicke Containerschiffe, Kreuzfahrt- und große Segelschiffe….viele unterschiedliche Wasserfahrzeuge lassen sich am Horizont ausmachen. Oft imposant, ab und zu aufgrund ihrer Ladung etwas skurril wirkend und auch mal eher bedrohlich. Da ist alles dabei. Wenn ich meinen Blick durch das Fernglas schweifen lasse und über den Zustand der Elbe nachdenke, kommt mir aber auch immer folgendes Lied in den Kopf, das ich nun einfach mit den Bildern sprechen lassen möchte:

Komm, wir machen Urlaub
Im Containerhafen von Venedig
Komm, wir machen Urlaub
Im Containerhafen

Ladekräne pfeifen, wenn sie rückwärts fahren
Am Schwimmdock legt ein Massengutfrachter aus Singapur an
Hier gibts Container gestapelt, Container auf LKWs und Bahnen
Container mit Roherz und europäisch genormten Bananen
Möbel, Bücher, Rinderhälften, Altmetall, Personenwagen
werden hier in großem Umfang umgeschlagen
Der Frachter löscht die Ladung und nimmt neue
Morgen gehts weiter nach Rio
Hör, der Kranführer summt leise ’sole mio‘

Mittags gibt es Picknick hinten auf den Abstellgleisen
Wir liegen später im Bikini auf dem Kai und sehen die Möwen kreisen
Ich schreibe ein paar Ansichtskarten mit Gondeln und Grachten
Während wir die Löschung der Ladung betrachten
Ich glaub‘, du willst was sagen, der Motor läuft, ich hör kein Wort
Sieh, da drüben geht der Lotse grad an Bord
Und wenn man so will, dann riechts nach großer weiter Welt
Wenn man auf Romantik steht: nach Maschinenöl und Realität

Immer auf der Hut vor der Hafenaufsicht
Spielen wir nachts im Flutlicht Versteck
Und Ich verlauf mich zwischen meterhohen Wänden aus Stahl
Im Abschnitt C vom Containerterminal
Erstick ein kleines bisschen Wehmut im Keim
Und träume vom Rückschritt, aber nur ganz insgeheim

Komm, wir machen Urlaub
Im Containerhafen von Venedig…
Oder von Rotterdam oder von Singapur oder von Shanghai

oder Berlin oder Dresden oder weißte was
Und schwelgen eine Woche lang
In Sehnsucht und Gedanken daran
Was das Schifffahrtswesen mal war

(Dota und die Stadtpiraten – Containerhafen)

PS: Auf Grund der Silbenanzahl lässt sich Venedig leider nicht so gut durch Hamburg ersetzen. Auch nicht durch Bremerhaven. Aber der Inhalt ist ja sowieso Interpretatiossache und vielleicht Denkanstoß….

Anne de Walmont

Vogelwartin 2019