Spinnenzeit

Spätsommer und Herbst sind Spinnenzeit. Zwar sieht man Spinnen und ihre Netze auch schon im Frühjahr (und im Haus das ganze Jahr), doch erst im Sommer sind viele der auffälligen Radnetzspinnen ausgewachsen und die Netze durch Tau in den kühlen Morgenstunden besonders gut sichtbar. Auch der „Altweibersommer“ bezieht sich möglicherweise auf die Spinnen. Denn besonders im Herbst treiben lange silbrige Fäden, die manche wohl an graue Haare erinnerten, durch die Luft. Besonders gut merkt man es beim Fahrradfahren, wenn man sich alle paar Metern mit der Hand durch das Gesicht wischt. An diesen Fäden hängen kleine Spinnen, die oft erst kurz vorher geschlüpft sind und sich durch den Wind verbreiten lassen.

Doch zurück zu den ausgewachsenen Spinnen. Gerade hängt die Düne voll von Netzen. Gefühlt zwischen jedem zweiten Grasbüschel befindet sich ein großes Netz. Diese Netze nennt man aufgrund ihres Aufbaus aus tragenden Speichenfäden und einem spiraligem Fangfaden und ihrer runden Form auch Radnetze. Die Gruppe der Spinnen, die diese Netze baut, nennt man entsprechend Radnetzspinnen. Das sind die Spinnen, die man gemeinhin als typische Spinne bezeichnen würde. Zu ihnen gehört z. B. die häufige Garten-Kreuzspinne (Araneus diadematus). Hier auf Trischen ist die häufigste Radnetzspinne eine nahe Verwandte, die Vierfleckige Kreuzpinne (Araneus quadratus). Kennzeichnend für diese Art sind vier im viereck angeordnete weiße Flecke auf dem großen, runden Hinterleib. Die Grundfarbe variiert von grün bis rot, hier habe ich bislang aber nur Gelbe gefunden.

Anders, als man es von anderen Radnetzspinnen kennt, sitzt die Spinne nicht die ganze Zeit in der Mitte des Netzes, sondern in einem Versteck, dass sich an einem Haltefaden in einem Grashalm befindet. Dort wartet sie, bis sich Beute im Netz verfängt. Dann läuft sie schnell herbei und wickelt die Beute, wie alle Radnetzspinnen, ein. Spinnen merken übrigens an der Art und Weise des Zitterns des Netzes, ob sich Beute im Netz befindet oder nur ein Halm oder gar ein Mensch dagegen gekommen ist. So sparen sie sich unnötige Laufwege und mögliche Gefahren durch Fraßfeinde.

Noch eine besondere Spinne hängt zwischen den Grashalmen: die Wespenspinne (Argiope bruennichi) vom Titelbild. Durch ihren schwarz-gelb-weiß gemusterten Hinterleib ist sie ein echter Hingucker. Anders als die Vierfleckige Kreuzspinne sitzt sie auch für gewöhnlich immer in der Mitte des Netzes und wartet auf Beute. Das Besondere, neben der Färbung, an dieser Art ist, dass sie bis vor 50 Jahren vor allem im südlichen Europa verbreitet und in Mitteleuropa nur selten in Wärmegebieten Deutschlands, z. B. der Oberrheingraben, zu finden war. Seitdem hat sie sich stark nach Norden ausgebreitet und ist inzwischen schon in Schweden nachgewiesen worden. Ab Ende August kann man auch die kugeligen, bräunlichen Eikokons der Wespenspinne finden. Meist befinden sie sich in der Nähe der Netze. Hier habe ich bislang keine gefunden, halte die Augen aber weiter offen.

Tore

Naturschutzwart Trischen 2017