Die Lerchen singen trotzdem

Kaum eine Woche auf Trischen, durfte ich eines der aufregendsten Naturspektakel miterleben, welches man hier erfahren kann: Land Unter. Der Begriff „Land Unter“ kommt eigentlich von den nordfriesischen Halligen, deren niedrig gelegene Wiesen bei besonders hohen Wasserständen von der Nordsee überspült werden. Hier auf Trischen wurde beim gestrigen Hochwasser +1,00m gemessen. Das bedeutet, der Pegel der Nordsee war auf Trischen 1 Meter höher als normalerweise.

 

Spätestens jetzt kann man nachvollziehen, warum die Vogelwärterhütte auf starken Stelzen gebaut ist. Ich hatte noch nie in meinem Leben ein echtes Land Unter erlebt und war stundenlang mit staunen beschäftigt. Je höher das Wasser stieg, desto dramatischer wurden die Szenen, die sich um die Hütte und auf der ganzen Insel abspielten. Alle Vögel der Insel drängten sich immer enger auf den verbliebenen, höher gelegenen Inselflächen zusammen. Immer wieder stoben große Schwärme in den Sturm, um nach neuen Rastplätzen zu suchen. Währenddessen fegten fast stündlich Schneewehen über die Insel. Und was machen die Lerchen? Die singen einfach fröhlich weiter ihr Lied, als ob nichts wäre.

Statt vieler Worte, stelle ich ein paar Fotos und ein kleines Video ein.

Heute habe ich in einer Regenpause den Weststrand inspiziert. Der Spülsaum liegt teilweise an den obersten Kanten der Dünen, manchmal auch auf den Dünen. Nur wenige cm mehr und die Nordsee hätte manche der Dünen komplett überspült. Hier und da kann man auch kleine Abbrüche an den Dünen sehen. Viel neues Treibgut liegt dabei, vor allem viele Holzbalken und Pfosten.

Der Sturm, der seit drei Tagen anhält, hat sich heute ein klein wenig beruhigt. Dennoch hagelt und schneit es immer wieder. Deshalb höre ich jetzt besonders gern den Lerchen zu, die bestimmt vom nahen Frühling singen.

Anne Evers

Vogelwartin 2020/21