Der Trauerschnäpper

Nachdem das Lockgebüsch über den Sommer fast ausschließlich von Wiesenpiepern und Staren genutzt wurde, zeigen sich dort seit ein paar Tagen auch wieder vereinzelte weitere Singvögel. Erste Anzeichen des beginnenden Herbstzuges!

Einen frühen Vertreter möchte ich heute gerne vorstellen. Allerdings bevorzugt er die Hütte und zeigt sich nur selten im Lockgebüsch: Der Trauerschnäpper. Im Frühjahr konnte ich drei Trauerschnäpperbeobachtungen verzeichnen. Sowohl Weibchen als auch ein Männchen waren dabei.

Am 28. Juli hüpfte nun der erste „herbstliche“ kleine, runde Schnäpper auf dem Hüttengeländer herum.

Wie so oft, leitet sich der Name des Vogels von seinem Äußeren ab. Doch auch beim Trauerschnäpper gilt: Die Kleider sehen unterschiedlich aus und nur eins zeigt eine Verbindung zum Namen: Das adulte, ausgewachsene Männchen trägt überwiegend „Trauer“, also Schwarz (mit etwas Weiß) und auch hier gibt es sehr bräunliche Individuen, die eigentlich weniger an Trauer erinnern. Die Weibchen und Jungvögel sind graubraun mit etwas weiß. Auffällig ist die weiße Zeichnung an den Flügeln der Trauerschnäpper, die beim Weibchen und Männchen etwas unterschiedlich aussehen.

Trauerschnäpper sind Zugvögel, die in Ostafrika überwintern. Die negativen Folgen des Klimawandels lassen sich bei dieser Art leider sehr gut feststellen. Die kleinen Trauerschnäpper können in Afrika nicht erahnen, dass der Frühling auf Grund der Erderwärmung, mal wieder früher einsetzt. Im Idealfall kommen sie genau so in ihren Brutgebieten an, dass das Schlüpfen der Küken mit dem Aufkommen des größten Nahrungsangebotes zusammen fällt. Durch die frühzeitige Wärme schlagen Bäume schneller aus und Raupen, die für den Trauerschnäppernachwuchs eine wichtige Nahrungsquelle darstellen, sind ebenfalls früher dran. Natürlich bemerken die Trauerschnäpper dies im Verlauf vieler Jahre und brüten inzwischen so früh wie nur hormonell möglich, doch der Peak der Raupenanzahl hat sich wesentlich schneller nach Vorne bewegt, als der der brütenden bzw. schlüpfenden Trauerschnäpper. Ein sogenanntes „mismatch“ liegt vor und macht es den kleinen Vögeln immer schwerer.

Ein weiteres Problem vielerorts stellen zum Beispiel kleine Nager dar, die gerne in die eigentlich für die Trauerschnäpper montierten Nistkästen gehen und somit den potentiellen Brutplatz besetzen, oder falls schon ein Gelege vorhanden ist, dieses plündern.

Da liegt für mich die aktuelle schwierige Situation, der die Trauerschnäpper ausgesetzt sind, als namens gebend eigentlich wesentlich näher, als das (manchmal, teilweise) schwarze Gefieder…

Ich jedenfalls freue mich, dass sich vereinzelte Trauerschnäpper für kurze Zeit auf Trischen aufhalten und bin gespannt, was der Herbstzug noch so alles auf die Insel bringt!

Quelle: https://www.geo.de/natur/oekologie/2344-rtkl-klimawandel-ein-vogel-mit-verspaetung

Anne de Walmont

Vogelwartin 2019