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Robinson Crusoe, die Schatzinsel und weiteres Freizeitprogramm

Liebe Blogleser:innen,

heute geht es ausnahmsweise mal nicht um die Natur, sondern um Kultur. So schön und spannend es hier auch ist, ab und zu bin ich mit den Gedanken auch gerne mal woanders und irgendwie wollen die Abende gefüllt werden. Ich bin ja die meiste Zeit alleine hier, das Feierabendprogramm ist also etwas eingeschränkt. Mein Datenvolumen für das Internet ist gedeckelt, Kochen füllt keine kompletten Abende, und jeden Tag stundenlang telefonieren ist ein bisschen viel. Zum Glück gibt es Bücher und davon einige über Inseln und das Meer. Und so habe ich mir eine kleine Bibliothek angelegt und verbringe die Freizeit oft damit, in meiner Koje zu liegen und in Gedanken zu anderen Inseln und auf das Meer zu reisen.

Als Einstimmung auf die Zeit hier habe ich „Und an den Rändern nagt das Meer“ von meiner Vorgängerin Anne de Walmont gelesen. Anne war 2019 hier und hat über ihre Zeit ein Buch geschrieben. Man bekommt einen guten Eindruck über das Leben als Vogelwärter:in und die Insel Trischen. Das Buch hat mir sehr geholfen, eine Vorstellung zu bekommen, was mich hier erwartet.

Ein Buch über Trischen auf Trischen

„Zur See“ von Dörte Hansen spielt auf einer Nordseeinsel und handelt von einer alteingesessenen Familie. Der Vater lebt und arbeitet für 20 Jahre zurückgezogen als Vogelwart, das klang für mich sehr nach Peter Todt, Vogelwärterlegende von Trischen. Ein wirklich schönes und spannendes Bucht! Natürlich musste ich auch „Robinson Crusoe“ von Daniel Defoe lesen. Ein absoluter Eremiten-Klassiker! Robinson strandet auf einer Insel im Mündungsgebiet vom Orinoco und kämpft sich dort einige Jahre durch. Oft werde ich von Außen mit Robinson verglichen, der Vergleich hinkt aber ziemlich, ganz so hart wie damals ist es hier dann doch nicht. Das Buch hat mir aber großen Spaß gemacht.

„Vogelweide“ von Uwe Timm habe ich auch gelesen. Der Protagonist Eschenbach entflieht seinem in den Sand gesetzten Leben auf die Insel Scharhörn (meine Nachbarinsel), um dort als Vogelwart zu arbeiten – hier holt ihn seine Vergangenheit ein. Ich fand die Charaktere recht unsympatisch und das Buch ehrlich gesagt nicht besonders spannend, es ging auch wenig um die Insel Scharhörn und die Arbeit als Vogelwart. Was mich dann aber wieder sehr begeistert hat war „Das Rätsel der Sandband“ von Erskine Childers, der wohl erste Spionageroman der Welt. Zwei junge Engländer erkunden das Wattenmeer auf einem kleinen Segelboot und sammeln Informationen zu einem sich anbahnenden Krieg mit Deutschland. Wirklich spannend und toll geschrieben!

Lesen mit bester Aussicht

Aktuell lese ich „Die Schatzinsel“ von Robert Louis Stevenson, ein weiterer Klassiker. In meinem Regal stehen noch „Moby-Dick“ von Herman Melville, „Die roten Matrosen“ von Klaus Kordon, „Lucas“ von Kevin Brooks und „Kruso“ von Lutz Seiler. Wenn euch noch weitere Insel- oder Meeresklassiker einfallen, schreibt es mir doch gerne in mein Gästebuch. Und vielleicht findet ihr ja auch etwas in meiner Auswahl für eure nächste Reise auf eine Insel oder an die Küste.

Die besten Grüße

Jakob

Zwergenauflauf

Liebe Blogleser:innen,

wie ich hier bereits berichtet habe, hat die Anzahl der Zwergseeschwalben auf Trischen nach der Kükenflut Anfang Juni deutlich zugenommen. Auf der Insel brüten etwa 80 Vögel, nach dem Hochwasser waren es dann doppelt so viele. Anfang Juli waren dann für einige Tage mehr als 100 Trauerseeschwalben auf der Insel, darunter auch bis zu drei Weißflügelseeschwalben. Und wenige Tage später haben dann auch die hier rastenden Brandseeschwalben die Hunderter-Marke geknackt. Von den Zwergseeschwalben halten sich mittlerweile mehr als 650 Vögel hier am Strand auf, eine ungewöhnlich hohe Zahl. Mein Kollege Kilian, der Vogelwart von Schahörn, berichtet gerade von 500 bei ihm anwesenden Trauerseeschwalben. Irgendetwas geht hier gerade vor sich, vermutlich hat es mit einer guten Nahrungsverfügbarkeit zu tun: Es könnten Massen von Stint und Hering sein, die aus der Elbe strömen.

Wie ja hier im Blog schon deutlich geworden ist, begeistert mich das Ablesen von Vogelringen sehr und der Schwarm der Zwergseeschwalben ist eine wahre Goldgrube. Leider sind die Vögel extrem scheu und unruhig, in den letzten Tagen habe ich aber Wege gefunden, mich nah an sie heranzuschleichen und ich konnte mit dem Ablesen beginnen. Der Anteil an beringten Vögeln ist wirklich beeindruckend, rote, grüne und weiße Ringe an gefühlt jedem zwanzigsten Bein. Aktuell bin ich bei fast 20 abgelesenen Individuen. Einer der Vögel kommt aus den Niederlanden, genauer gesagt von der Insel Vlieland am anderen Ende vom Wattenmeer, der Großteil kommt aus Polen und vier der Vögel stammen aus dem Naturschutzgebiet Bottsand an der Kieler Außenföhrde. Ich bin nun in engem Kontakt mit den Kollegen aus Dänemark und Schleswig-Holstein, die die Zwergseeschwalben beringen. Die Summe der hier anwesenden Vögel ist eine gute Gelegenheit, um mehr über die Art herauszufinden. Meine Vögel stammen scheinbar größtenteils von der Ostsee, sie scheinen Schleswig-Holstein über die Schlei und dann die Trene-Sorge Niederung zu überqueren und dann hier zu landen. Die Zwergseeschwalben aus allen Teilen Dänemarks hingegen halten sich gerade eher weiter nördlich auf, beispielsweise auf Rømø. Ablesungen von Zwergseeschalben hier in Dithmarschen sind bisher recht rar, es motiviert mich sehr, hier einen Beitrag zur Forschung leisten zu können. Die Stunden um Hochwasser verbringe ich gerade immer damit, über den Strand zu schleichen oder in der Düne zu hocken, um so nah wie möglich an die kleinen Seeschwalben heranzukommen und immer mehr Ringe abzulesen.

Zwergseeschwalbe YE5 vom NSG Bottsand

Dabei gab es auch schon guten Beifang. Sechs abgelesene Alpenstrandläufer und ein Steinwälzer, farbberingte Sichelstrandläufer und Knutts und einfach herrliche Szenen von großen Massen an Limikolen auf dem Strand. Der Herbstzug bahnt sich an und mit ihm meine Vorfreude auf tolle Beobachtungen. Unter den am Strand rastenden Vögeln konnte ich auch zwei Seltenheiten ausmachen. Gestern saß direkt vor der Hütte am Strand zwischen den Alpenstrandläufern ein Sumpfläufer, eine seltene Limikole aus Skandinavien. Und vorgestern sah ich das absolute Highlight und meine bisher wohl seltenste Art hier auf Trischen: einen Terekwasserläufer! Er zeigte sich für ca. fünf Minuten unter tausenden rastenden Vögeln und flog dann ab.

Terekwasserläufer

Auch wenn gerade vom Wetter her erst der Sommer kommt, ich bin bereit für den Herbst mit seinen tausenden Gästen!

Viele Grüße

Jakob

Neue Ringe

Moin liebe Blogleser:innen,

in den letzten Tagen war viel los auf Trischen, die Beringungsaktionen dieser Saison standen an. Das Brutgeschäft ist größtenteils abgeschlossen und die Küken sind in einem Alter, in dem die Beine kaum noch wachsen und groß genug sind, um mit Ringen versehen zu werden. Ich habe ja schon viel vom Ablesen dieser Ringe berichtet, dieses Mal geht es darum, wie der Ring an den Vogel kommt. Jedes Tier wird hier auf Trischen mit einem Metallring der Vogelwarte Helgoland versehen, dieser hat einen individuellen Code. Dieser Code ist wegen der kleinen Schrift schwierig abzulesen, Abhilfe schaffen größere Farbringe mit individuellen Codes. In unserem Fall bekomme die Möwen einen gelben Ring mit schwarzer Schrift und einem fünfstelligen Code, die Löffler erhalten einen weißen Ring mit vierstelligem Code. Das ermöglicht es, die Vögel überall abzulesen wo sie auftauchen. So lässt sich nachvollziehen wo es den Nachwuchs von Trischen so hinverschlägt, zur Nahrungssuche, zum Überwintern und zum Brüten.

Letzte Woche hatte ich Besuch von Bernd Hälterlein vom Nationalpark Wattenmeer und von Volker Salewski, einem Kollegen vom Nabu. Drei Tage waren wir damit beschäftigt, vor allem die Dünen zu durchkämmen und nach Möwen für die Beringung zu suchen. Vor einigen Jahren hatte Anne Evers ein Interview zur Möwenberingung mit Bernd geführt (LINK). Für mich war die Aktion eine wilkommene Abwechslung, ich konnte mich mal wieder richtig auspowern und bin in Bereiche der Insel gekommen in denen ich seit Monaten nicht mehr war, um die hier brütenden Vögel nicht zu stören. Es hat sich viel verändert seit ich das letzte Mal dort war, die Pflanzen erobern sich überspülte Flächen zurück und die Wiesen sind teilweise so hoch gewachsen wie ich es bin. Bei der Begehung konnte ich viele Pflanzenarten feststellen, die ich hier zuvor noch nicht gesehen hatte. Am Schluss hatten wir 265 Silber- und 362 Heringsmöwen beringt. Die Kolonien der Großmöwen ziehen sich nahezu entlang der gesamten Dünenkette von Trischen, hier treten sie in teils sehr stark unterschiedlichen Dichten und verschiedenen Zusammensetzungen nach Art auf.

Das Rudel junger Löffler

Und gestern stand dann die zweite Aktion an, die Löfflerberingung. 2014 war ich bereits als FÖJler der Schutzstation Wattenmeer Friedrichskoog bei einer Löfflerberingung auf Trischen dabei. Jetzt, nach zehn Jahren hat sich der Kreis geschlossen, ein tolles Gefühl. Für die Aktion kamen Klaus Günther von der Schutzstation Wattenmeer, Max, mein aktueller Nachfolger aus Friedrichskoog, zwei weitere Helferinnen sowie Michael, mein alter Freund und ehemaliger Ranger hier in Dithmarschen nach Trischen. Die Beringung der Löffler läuft etwas anders ab als die bei den Möwen, denn sie brüten eher kompakt in einer Kolonie. Die Jungvögel, die groß genug sind, werden hier umzingelt und dann einzeln gegriffen, deshalb braucht man auch so viele Helfer für die Aktion. Wir haben 15 Löffler beringt, diese waren schon sehr groß und kräftig und werden Trischen wohl bald verlassen und dann hoffentlich abgelesen werden. Der Zustand der Löfflerkolonie ist seit dem letztem Jahr etwas rätselhaft. Sie haben sehr zögerlich mit dem Brüten begonnen, teilweise stark zeitlich versetzt und teilweise das Brüten wieder abgebrochen. Wir haben gestern um die 150 Nester gezählt, was im Rahmen der Schwankungen der letzten Jahre liegen würde. Die Anzahl der erfolgreichen Bruten ist aber weit geringer. Wirklich große Küken haben wir nur an die 40 gesehen, manche wenige Nester hatten sogar noch Eier und waren damit weit hintendran. Was zum Misserfolg der Löffler hier auf Trischen in der ehemals größten Löfflerkolonie in Schleswig-Holstein führt, ist bisher noch unklar. In den anderen Kolonien sind die Löffler weiterhin erfolgreich.

Eine noch unberingte Möwe und die Farbringe

Das Wattenmeer ist nun um über 600 Vögel reicher, die an anderen Orten abgelesen werden können. Das sind mehr als 600 Ringe, die zu tollen Bebachtungen, spannenden individuellen Geschichten und zu neuen Erkenntnissen in der Forschung führen werden. Für mich war es sehr schön, diesmal auf der anderen Seite zu stehen und die Ringe nicht nur abzulesen sondern sie auch in Umlauf zu bringen.

Viele Grüße

Jakob

Bergfest auf Trischen

Moin liebe Blogleser:innen,

heute ist für mich Halbzeit auf Trischen. Ich nehme mir den Tag zum Anlass, die vergangenen Wochen und Monate Revue passieren zu lassen, die erste Hälfte zu feiern und mich auf die zweite einzustimmen. Heute Abend werde ich mir ausnahmsweise einen Rum genehmigen und ein bisschen feiern, die richtige Playlist dafür habe ich in der letzten Zeit mit der Hilfe von Freund:innen erstellt, Lieder über Inseln, Seevögel und das Alleinsein. „La Isla Bonita“ von Madonna – ein sehr passender Hit, „Island In The Sun“ von Weezer – bei aktuellem Sturm und Regen etwas absurd, und „Wolter“ von Turbostaat – schon lange mein Lieblingslied und tatsächlich eine Hymne an Trischen und den Vogelwart. Dazu habe ich noch 50 weitere Titel, die Feier kann kommen. Hier im Blog möchte ich heute über meine bisherigen Highlight-Beobachtungen und meinen bisher schönsten Tag berichten.

Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus)

Als Vogelwart auf Trischen ist es schwierig, schönen Beobachtungen aus dem Weg zu gehen. Auch wenn man nicht aktiv beobachtet, wird man immer wieder von spannendem Verhalten der Vögel, großen Schwärmen oder seltenen Arten überrascht, oft passiert das ganz zufällig und manchmal auch einfach beim Blick aus dem Fenster. Ein paar dieser Beobachtungen werde ich wohl niemals vergessen.
Die erste Beobachtung von der ich erzählen möchte, waren zwei Rothalsgänse. Anfang Mai war ich für die Brutvogelkartierung vor Sonnenaufgang aufgestanden, die zweite Begehung über die gesamte Insel stand an. Den ganzen Morgen über flogen große Schwärme von Weißwangengänsen in Richtung Norden oder Nordosten, der Massenzug in die nördlicheren Brutgebiete hatte eingesetzt. Jeder Schwarm, der nah genug war, wurde von mir mit dem Fernglas durchgeschaut, in der Hoffnung, vielleicht andere Gänsearten zu entdecken, die sich den Weißwangengänsen angeschlossen haben könnten. Nach etwa drei Stunden wurde ich belohnt, meine Kartierung war fast abgeschlossen, als ich in der Nähe der Hütte in der Düne stand und einen Schwarm der direkt über mir flog kontrollierte. In der Formation der Weißwangengänse flogen zwei kleinere Gänse mir roten Hälsen. Die Rothalsgans ist eine meiner absoluten Lieblingsarten, ein wunderschöner Vogel, und wird auf Trischen sehr selten beobachtet. Ich war ziemlich überwältigt und musste mich erstmal eine Weile in der Düne hinsetzen.
Etwa eine Woche später war ich gerade auf dem Rückweg zu meinem Heim, als sich bei meiner Annäherung ein Vogel aus der Deckung der Hütte erhob, eine falkenartige Gestalt, sehr dunkel und mit weißen Flecken in den Flügeln. Die Nachsuche am Strand bestätigte meinen ersten Verdacht, es war ein männlicher Ziegenmelker, der sich am Strand aus kurzer Distanz sehr schön beobachten ließ. Abends sah ich den Vogel noch einmal unter der Hütte. Ebenfalls eine faszinierende Art, die nachtaktiven Vögel sind nicht leicht zu entdecken. Von meinen Vorgänger:innen wusste ich schon, dass die Art immer mal wieder an der Hütte vorbeischaut und ich hatte dann ja auch Glück.
Anfang Juni gab es dann nochmal ein Highlight: Beim Ablesen von farbberingten Knutts an der Südspitze fiel mir ein merkwürdiger Vogel am Strand auf, ein Blick durchs Spektiv machte mir klar, dass es eine Raubmöwe war. Durch vorsichtiges Annähern kam ich auf wenige Meter an den Vogel heran und konnte lange Zeit Auge in Auge mit einer Spatelraubmöwe am Strand verbringen. Raubmöwen kommen normalerweise auf hoher See vor und sind selten an Land zu beobachten. Ich hatte zuvor noch nie eine Spatelraubmöwe gesehen und war dementsprechend sehr glücklich.

Spatelraubmöwe (Stercorarius pomarinus)

Der bisher schönste Tag für mich auf Trischen war der 9. Mai. In der Salzwiese fand ich das Gelege einer Spießente, ein sehr seltener Fund. Anschließend hatte ich die oben beschriebene Beobachtung der Rothalsgänse. Und am Nachmittag wurde Trischen von der Wanderratte befreit, eine riesige Erleichterung. Das Ganze konnte ich auch noch in bester Gesellschaft der beiden Biologen, die wegen der Ratte auf der Insel waren, genießen. Was will ein Vogelwart mehr?

Ich freue mich auf viele weitere schöne Momente und Beobachtungen auf der Insel. Meine Ankunft hier kommt mir vor als wäre sie ewig her, es ist schön zu wissen, dass noch genausoviel Zeit vor mir liegt.

Feierliche Grüße,

Jakob

Die Schatzinsel

Moin liebe Blogleser:innen,

die Hälfte meiner Zeit auf Trischen ist schon fast vorbei, das nehme ich mir heute zum Anlass, um zu berichten was es am Strand zu finden gab. Neben unerfreulichen Funden wie verschiedenstem Müll und Kadavern gab es nämlich schon den ein oder anderen schönen Fund, und bei meinen Gängen am Strand entlang achte ich immer darauf, was im Spülsaum liegt. Oft werde ich belohnt. Ein Klassiker unter den Strandfunden ist der Bernstein. Jeder Fund freut mich aufs neue, das fossile Harz kommt in unterschiedlichsten Farben und Größen hier an. Die Bandbreite reicht von winzigen Krümeln bis zu tennisballgroßen Brocken. Die meisten Bernsteinfunde machte ich zu Beginn der Saison, über den Winter hatte sich wohl einiges angesammelt. Es kommt aber immer noch Bernstein an und es lohnt sich immer mal wieder, danach zu suchen.

Bisher gefundener Bernstein

Ein Fund der mich ebenfalls sehr gefreut hat, war eine Münze, 5 Rentenpfennig, 1924 geprägt. Trischen war nicht immer so einsam wie heute. 1925 wurden auf der Insel 78 ha Land eingedeicht, der Trischenkoog entstand. Hier wurde Landwirtschaft betrieben, mit Anbau von Roggen, Weizen, Hackfrüchten und Klee, daneben gab es Viehwirtschaft. Auf dem Luisenhof lebten die Menschen, die das Land bestellten. Zwischenzeitig gab es hier auch eine Künstler:innenkolonie, verschiedene Romane wurden auf der Insel geschrieben. Nach einer schweren Sturmflut 1936 wurden die Küstenschutzmaßnahmen eingestellt, nach verschiedenen Deichbrüchen und Überflutungen wurde die Landwirtschaft dann 1943 aufgegeben. 1946 und 1947 lebte noch eine Familie mit ihren Schafen auf Trischen, danach war die Insel sich selbst überlassen. Heute sieht man noch verschiedene Zeugnisse aus dieser Zeit, dazu zählen viele Backsteine vom Luisenhof, Lahnungen und Grüppenfelder vom Koog. Bei der Suche nach Gelegen der Austernfischer habe ich die Münze gefunden, die wahrscheinlich von damals stammt.

Womit ich mehr gerechnet hatte, ist Flaschenpost, hiervon habe ich bisher nur eine gefunden. Es war ein sehr bewegender Abschiedsbrief. Ich hatte mir vor der Abreise viele Postkarten und Briefmarken besorgt, um eventuell ankommende Flaschenpost zu beantworten. Über die Sommermonate dürfte die Post jetzt zunehmen. Außerdem erwähnenswert sind noch ein Surfbrett, Wrackteile eines alten Holzschiffes, ein Fünfmarkstück, 1959 geprägt und der Ring einer Brieftaube. Die Beute aus der ersten Hälfte meines Aufenthaltes ist schon nicht schlecht, ich bin gespannt, was meine „Schatzinsel“ in der zweiten Hälfte meiner Zeit hier abwirft.

Viele Grüße,

Jakob