2016 Beiträge

Rückkehr der Limikolen

Es ist soweit!
Die Limikolen kehren zurück aus ihren Brutgebieten im hohen Norden. Die Zahl der Alpenstrandläufer (Calidris alpina) ist in den vergangenen Tagen stetig angewachsen. Auch die Sanderlinge (Calidris alba), Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula), Kiebitzregenpfeifer (Pluvialis squatarola) wurden mehr. Insgesamt sind nun mehrere tausend Limikolen an der Südspitze der Insel versammelt. Ich gehe davon aus, dass es in den nächsten Tagen und Wochen noch mehr Tiere werden und freue mich schon auf das Naturschauspiel, wenn die Vogelschwärme über dem Watt „tanzen“.

Bei der heutigen Zählung erfasste ich

  • 3000 Alpenstrandläufer
  • 1200 Knutts
  • 450 Sanderlinge
  • min. 3 Sichelstrandläufer
  • 300 Sandregenpfeifer
  • 50 Kiebitzregenpfeifer
  • 350 Rotschenkel
  • 8 Grünschenkel
  • min. 5 dunkle Wasserläufer

Erhöhtes Paraffin-Vorkommen im Spülsaum von Trischen

Bei meinem gestrigen Kontrollgang fiel mir bereits die große Zahl der kleinen Paraffin-Bröckchen im Spülsaum auf. Heute morgen, als ich erneut  am Strand entlang ging, bemerkte ich, dass die Zahl der Paraffin-Bröckchen weiter zugenommen hat. Die schwimmenden Bröckchen wurden mit der Flut an den Strand gespült und können für die Vögel am Strand gefählich werden, wenn diese das Paraffin mit Nahrung verwechseln und in sich aufnehmen.
Zwischen 20 und 40 daumennagelgroße Teilchen auf einem Quadratmeter lassen sich leicht finden. Zudem finden sich zwischen 3 und 5 größere Brocken auf 100m Strand.  Dieses Phänomen ist am gesamten Strand, besonders jedoch am Südwest- bis Nordweststrand (der zentrale Strandbereich der Insel) zu beobachten. Ich meldete diesen Vorgang der Nationalparkverwaltung in Tönning, die sofort Kollegen und MitarbeiterInnen am Festland über diese Funde informierte. Ich bin gespannt, ob und wo sich das Paraffin noch so finden lässt.

Paraffine sind synthetische Wachse auf Erdölbasis und werden vielfältig eingesetzt. Sie können Gifte enthalten und stellen eine Gefahr für die Tierwelt in und am Wasser dar. Ich berichtete bereits über einen vergangenen Fund in der Rubrik Strandfunde.

 

Farbberingte Möwe macht Siesta auf Trischen

Bei meinem gestrigen Kontrollgang entdeckte ich eine farbberingte Heringsmöwe. Über den Code, der auf dem Ring zu lesen ist, bekam ich auf Nachfrage heraus, dass das Tier im Februar 2012 in Málaga/Spanien beringt wurde. Da ich mangels Teleobjektiv kein ausreichend gutes Foto von der Möwe schießen konnte, habe ich mich entschlossen, die Flugroute des Vogels anhand der Wiederfund-Meldungen für Sie zu rekonstruieren und grafisch darzustellen. Insgesamt wurde der Vogel acht Mal (inkl. Beringung) gesichtet und gemeldet.

Die Reise der Heringsmöwe

Im Februar 2012 wurde die Möwe, vermutlich als diesjährige Möwe, in Málaga beringt. Nächster Stop war dann Heemskerk, eine kleine Stadt in der Region Nordholland. Dort oder in der Nähe verbrachte sie wohl ihren ersten Sommer, bevor ihr Ring am 3.1.13 erneut in Spanien – in der Nähe ihres Beringungsortes Málaga – abgelesen wurde. Dort blieb sie dann erst einmal über den Winter, wo sie an verschiedenen Orten in der Umgebung beobachtet wurde. Den zweiten Sommer verbrachte die Möwe in Frankreich. Dort wurde sie direkt zweimal von Ornithologen in Nurlu, einer Kleinstadt im Norden Frankreichs gesichtet. Den Winter verbrachte sie dann wieder zuhause in Málaga. Seit Januar 2014 war sie dann „verschwunden“. Niemand hat sie gesehen beziehungsweise ihren Standort an die Wissenschaftler in Spanien weitergegeben. Nun habe ich sie auf Trischen entdeckt. Vielleicht hat sie hier gebrütet? Vielleicht aber auch nur Siesta auf Trischen gemacht.

Wo sie geschlüpft ist, geht aus dem Ringfund-Protolkoll nicht hervor. Da sie im Februar in Spanien beringt wurde, kann Málaga nicht der Geburtstort sein. Möwen brüten nämlich im Frühsommer/Sommer! Leider ist dem Protokoll auch nicht zu entnehmen, ob der Vogel bei der Beringung bereits erwachsen war oder nicht. Ich gehe daher ein gewisses Risiko bei der Interptetation des Lebenslaufs ein – ein bisschen Phantasie ist auch in der Biologie nicht verboten.

Siesta auf Trischen - die Reise einer Möwe durch die Ringmeldungen rekonstruiert

Siesta auf Trischen – die Reise einer Möwe durch die Ringmeldungen rekonstruiert

Beringte Vögel sind sehr spannend. Wissenschaftler und deren Teams bekommen durch die Wiederfundmeldungen immer mehr Informationen über das Verhalten der Tiere und können ihre Kenntnisse auf diese Weise erweitern. Die Ergebnisse sind dann am Ende sehr spannend und teils auch für Nicht-Ornithologen und -Ornithologinnen von Relevanz.
Beringungsprojekte leben zum einen von den Leuten, die die Vögel beringen und „bearbeiten“, sind aber ganz stark auch von der Rückmeldung der Vögel durch jeden, der den Vogel beobachtet, abhängig. Sollten Sie auch einen Vogel mit Vogelring beobachten, können Sie den leicht leicht per E-Mail melden. Man bekommt in den meisten Fällen sogar einen „Lebenslauf“ des Tieres zugeschickt, anhand dessen die Route rekonstruiert werden kann. Eine gute Übersicht für die möglichen Meldestellen findet sich hier:

Stranddistel (Eryngium maritimum) auf Trischen gefunden

Bei der Inselumrundung entdeckte Martin Stock eine Stranddistel. Jetzt, da es mir wieder etwas besser geht, ging ich heute früh zum Nordstrand um diese Pflanze zu suchen und mit dem GPS einzumessen. Insgesamt sind es zwei Individuen, die relativ dicht beieinander stehen.

Mich freut dieser Fund sehr, denn Stranddisteln sind in Deutschland recht selten geworden und stehen unter strengem Schutz: Sie ist eine Rote-Liste Art und gilt als „stark gefährdet“.

Die Art war einst sehr häufig an der Nord- und Ostseeküste zu finden und wurde gern als Mitbringsel aus dem Urlaub abgepflückt. In relativ kurzer Zeit schrumpften die Bestände zusammen, bis sie heute nahezu aus der heimischen Dünenlandschaft verschwunden ist.
In der Literatur lässt sich ein witziger Fakt finden: Die Stranddistel ist gar keine Distel! Der Name ist irreführend und wohl durch die „distelförmigen“ Blätter entstanden. Botanisch gesehen gehört die Pflanze jedoch, nicht wie echte Disteln zu den Korbblütlern, sondern zu den Doldengewächsen und ist damit vielmehr mit Möhre, Dill und Fenchel verwandt.

Weiterführende Literatur:

 

Vegetationskartierung auf Trischen

Auch in diesem Jahr wurde die Vegetation auf insgesamt 15 Dauerquadraten aufgenommen. Martin Stock kam hierfür, zusammen mit einem Helfer (Martin Suanjak),  von 20. bis 23. Juli zu mir auf die Insel. Für die Schätzung der jeweiligen Deckung einer Pflanze wurde die sogenannte „Londo-Skala“ angewandt.

Neben der Vegetationskartierung wird in jedem Jahr auch die Sedimentation anhand der Dauerquadrate gemessen. Zwei der vier Ecken eines jeden Quadrates wird von Kunststoffpfählen markiert, die 1,50 Meter tief in den Boden gerammt wurden und alle fünf Jahre neu eingemessen werden. Martin Stock brachte eine Messlatte mit, mit der er den Abstand zwischen Boden und Messlatte messen und damit die jeweilige Sedimentationsrate berechnen kann.

Am letzten Tag wurde die Insel mit einem GPS-Gerät an ihrer Vegetationskante abgegangen und so die diesjährige Ausbreitung der Insel ermittelt. Auf der Karte ist eindeutig zu sehen, wie sehr sich die Insel bereits in kurzer Zeit (Das Satelitenbild stammt aus dem Jahre 2013) verändert. Besonders beeindruckend ist die Veränderung an der Nord- und Südspitze zu beobachten.

Sehr viele Kartierungen bei schönstem Sommerwetter auf Trischen!

Leider bekam mir die Sonne am ersten Tag in der Salzwiese nicht so gut, sodass ich an den beiden folgenden Tagen nur beschränkt einsatzbereit war und mich mit Magen- und Kreislaufproblemen in den Schatten verkrümeln musste.

Zum Abschied gab es bei Axel an Bord der Luise ein ausgiebiges Frühstück. Ich konnte zwar nicht wirklich vom leckeren Essen genießen, doch die Stimmung ist dennoch ungetrübt und herzlich gewesen.

Abschiedsfrühstück an Bord der "LUISE"

Abschiedsfrühstück an Bord der „LUISE“