NABU-GAP-Ticker: Rezepte für eine bessere GAP

20. November 2018. Ob man nun das traditionelle Familienrezept von Oma verwendet oder sich auf ein interessantes neues Rezept einlässt, es gibt viele Möglichkeiten, in diesen kalten Wintermonaten eine köstliche Suppe zuzubereiten. Gestern wurde unter dem Motto „Cooking up a better CAP“ (eine bessere GAP  zubereiten) vor dem EU-Ratsgebäude in Brüssel eine Suppe aus diversen regionalen und saisonalen Zutaten zubereitet; eine gesunde Mischung, die unsere Vorstellung eine zukünftige gesunde Landwirtschaft wiederspiegelt. Nachdem Ende Oktober Hunderte von Europäerinnen und Europäern in mehrere Länder auf die Straße gingen und vielerorts inhaltliche Zutaten beschafft haben, versammelten sich Repräsentanten von den unterschiedlichen Protestaktionen in Brüssel um mit ihren Botschaften  an den  Agrarrat  durchzudringen.

 

Der gestrige Agrarrat befasste sich insbesondere mit der horizontale Verordnung (Finanzierung, Verwaltung und Überwachung der GAP) und die gemeinsame Marktorganisation. Dafür wurden die folgenden Fragen von der österreichischen Ratspräsidentschaft vorgelegt:

  • Welche Auswirkungen haben die vorgeschlagenen Verordnungen, insbesondere im Hinblick auf die größere Verantwortung der Mitgliedstaaten?
  • Sind die aktuellen Marktinstrumente in der Lage, schnell und flexibel auf eine Marktkrise zu reagieren? Gibt es Verbesserungsbedarf?

Was die deutsche Agrarministerin dazu sagte: Frau Klöckner blieb unkonkret in Hinsicht auf die Umweltförderungen; sie bekannte sich zwar für eine bessere Umweltförderung aber betonte, dass dies machbar sein müsste für Landwirte. Sie sprach sich wiederholt für eine Entbürokratisierung aus. Mit diesen Aussagen lieferte Frau Klöckner alte Argumente, und sowie auch beim letzen Agrarrat, überzeugten die Antworten dieses Mal auch nicht.

Im Gegensatz zum Kochen einer Suppe,  darf für die GAP kein jahrzehntealtes Rezept verwendet werden. Diese traditionelle Zubereitung mögen in der Nachkriegszeit dazu beigetragen haben, die landwirtschaftliche Produktion zu steigern und erschwingliche Lebensmittel zu liefern. In der heutigen Zeit brauchen wir ein neues, innovatives Rezept, um der zusätzlichen Herausforderung des Umweltschutzes zu begegnen und gleichzeitig hochwertige Lebensmittel und ein angemessenes Einkommen für die Landwirte zu produzieren. Der jüngste Strategiebericht zur GAP post-2020 hat gezeigt, dass das Europäische Parlament das veraltete Rezept weiterverwenden will, was von vielen Seiten heftig kritisiert wurde. Auch der Europäische Rechnungshof hat die Kommissions-Vorschläge kritisiert. Und so fragen wir uns: Welche neuen Zutaten können wir verwenden, um ein Rezept zu entwickeln, das eine starke zukünftige GAP liefert?

Die Good Food Good Farming Aktion „Cooking up a better CAP“, zusammen mit seinen BirdLife und EEB Partnern in ganz Europa, Slow Food Europe sowie auch Bauern aus ganz Europa, will diese Frage beantworten. Aus ihren offen Brief an die EU-Agrarminister stellen wir die folgende Zutatenliste zusammen:

  • Eine gerechte GAP: Faire Löhne für Bäuerinnen und Bauern, die sich auf den Weg zu einer nachhaltigen Landwirtschaft gemacht haben. Die GAP darf die Existenz von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Europa und den Entwicklungsländern nicht gefährden;
  • Eine umweltfreundliche GAP: In dem es Artensterben verhindert, den Einsatz von Pestiziden, Düngemitteln und Antibiotika verringert, industrielle Tierhaltung beendet, Verschwendung sowie Überproduktion reduziert und die Treibhausgas-Emissionen drastisch senkt. Mindestens 50 Prozent der GAP-Gelder müssen in Umwelt-, Natur-, und Klimaschutzmaßnahmen fließen;
  • Eine gesundheitsfördernde GAP:Fördert eine gesunde, nährstoffreiche, saisonale, regionale und bezahlbare Ernährung aus frischem Obst und Gemüse, und unterstützt den Konsum von weniger, aber qualitativ hochwertigerem Fleisch;
  • Eine GAP für die Menschen: Sie dient Kommunen und Verbraucher/innen, nicht den Unternehmen. Lokale Behörden, gesellschaftliche Organisationen und (klein-)Bäuerinnen und Bauern müssen unbedingt in den Entscheidungsprozess mit einbezogen werden. Öffentliche Gelder für öffentliche Zwecke!

Neben diesen Brief haben Unterstützer aus ganz Europa dazu beigetragen, diese Botschaft zu vermitteln in dem sie eine WeMove-Petition für eine faire und nachhaltige Landwirtschaft unterzeichneten und ihre „CAP-Snaps“ einreichten. Der offene Brief und die Petition mit bisher rund 115,000 Unterschriften, wurden in der Mittagszeit zusammen mit eine Schüssel heiße Gemüsesuppe an einen Vertreter der österreichischen Präsidentschaft weitergegeben. Und so finden diese Botschaften ihren Weg in den Agrarrat.

 

Anlässlich dieser Veranstaltung sollten die Landwirtschaftsminister gute Zutaten und Ideen für ihre Diskussionen über die zukünftigen GAP erhalten. Diese Diskussionen und anschließende Entscheidungen werden die Zukunft von Bauern und Bäuerinnen sowie auch Insekten und Vögel bis 2030 beeinflussen. Eins steht fest: sei es eine nahrhafte Suppe oder eine gesunde Landwirtschaft – wir brauchen gute Zutaten dafür!

 

Der NABU-GAP-Ticker

Was steht auf dem Spiel für Insekten, Bauernhöfe und unsere ländlichen Räume? Was sagt Julia Klöckner in Brüssel? Wie stimmen unsere Abgeordneten ab? Was passiert hinter den Kullissen? Im NABU-GAP-Ticker informieren wir über die Verhandlungen zur künftigen EU-Agrarpolitik – denn wir meinen, die Zeit der Hinterzimmerdeals ist vorbei. Es geht um viel – und die Öffentlichkeit hat ein Recht zu wissen, wie der Milliardenpoker um die Gemeinsame Agrarpolitik der EU abläuft. Abonnieren Sie diesen Blog um auf dem Laufenden zu bleiben, stellen Sie Fragen und diskutieren Sie mit uns über die Kommentarfunktion. Hintergrundinfos auf www.NABU.de/agrarreform2021. Folgen Sie uns auch auf Twitter: @NABU_biodiv#FutureOfCAP

Titefoto: Europäische Union 2013

 

Keine Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

Bitte bleibe höflich.
Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht und Pflichtfelder sind markiert.