Ziegenmelker auf Trischen
Der Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus) sitzt reglos im Lockgebüsch, der einzigen gehölzartigen Struktur auf der Insel Trischen. Er vertraut auf seine perfekte Tarnung, die in wie ein Stück Holz oder Rinde aussehen lässt. Und während ich euphorisch mit dem Teleobjektiv drauf los knipse, wirkt er mit seinen langen Mundwinkeln fast schon gelangweilt.
Für mich persönlich gehört der Ziegenmelker zu denjenigen Arten, die ich mir für meine Saison auf Trischen wirklich gewünscht habe. Er ist nicht nur selten zu beobachten, sondern auch ein recht eigentümlicher Vogel aus der Familie der Nachtschwalben (Caprimulgidae).
Ziegenmelker sind nachtaktiv und ernähren sich im Jagdflug von nächtlich schwärmenden Insekten. Wenn sie beim Erhaschen einer Beute ihren breiten Schnabel weit aufreißen, erinnern sie mich irgendwie ein bisschen an einen fliegenden Wal.
Sie sind über fast ganz Europa, NW-Afrika und W-Asien verbreitet und überwintern südlich der Sahara in W-, E- und S-Afrika. In Deutschland kommen etwa 6500-8500 Brutpaare vor, die aber sehr lückig verbreitet sind. Der Ziegenmelker bevorzugt nämlich offene, trockene und warme Lebensräume wie Heiden, Moore, lichte Kiefernwälder oder Truppenübungsplätze.
Der Name rührt übrigens von dem Aberglauben her, der Ziegenmelker sauge nachts an den Eutern von Ziegen. Diese Geschichte wurde von Plinius dem Älteren im 1. Jahrhundert nach Christus in Umlauf gebracht.