Was für ein Tag!
Das Leben hier auf Trischen verläuft im Rhythmus der Natur. Mein Tagesablauf und die zu erledigenden Aufgaben richten sich nach Wetter, Wasser, Fauna und Flora. Meist habe ich das Gefühl, ganz entschleunigt meinen Aufgaben nachgehen zu können. Doch am gestrigen Samstag war dies absolut nicht der Fall.
Es kündigte sich schon am Vortag an: Die Temperaturen stiegen um ein paar Grade und die Insel war voll von schwirrenden Insekten. Für Samstag hatte ich mir vorgenommen den südlichen Teil der Salzwiese zu begehen und die dortigen Brutvögel zu kartieren. Also machte ich mich früh morgens los. Immer wieder hob ich während der Kartierung den Kopf gen Himmel und Horizont, denn endlich war es soweit: Die Weißwangengänse kamen – und zwar in Massen. So musste ich neben den Brutvögeln eben auch die Gänse dokumentieren. Später ging es von der Hütte aus weiter. Immer wieder hörte ich die etwas „bellend“ klingenden Weißwangengänse und dann tauchten sie in Trupps von durchschnittlich 150 Individuen aus dem Dunst im Westen auf. Das war schon beeindruckend. Mal aufgereiht und gut zählbar, mal ganz durcheinander und mit eine paar Graugänsen dazwischen – Alle wurden sie erfasst.
Doch damit nicht genug. Erneut musste Multitasking her, denn die Insekten hatte viele kleine Singvögel angelockt. So schaute ich zwischendurch immer wieder in das Lockgebüsch oder auf dem Geländer des Hüttenumlaufs nach. Neben Dorngrasmücken, Gartengrasmücke, Steinschmätzern, einem weiblichen Trauerschnäpper und Fitissen konnte ich das erste Mal in dieser Saison einen Grauschnäpper und einen Gelbspötter beobachten. Und dann tauchten auch noch zwei Arten auf, die Trischen nicht jedes Jahr einen Besuch abstatten: Ein männliches Blaukehlchen, das so plötzlich wie es gekommen war auch wieder verschwand, und ein Waldlaubsänger der äußerst neugierig und fotogen war. Und zwischendurch immer wieder die Weißwangengänse…..
Gegen Mittag ließ der Gänsezug etwas nach. 5319 Individuen konnte ich während der Morgenstunden notieren. Ein paar hundert folgten nach der Mittagszeit. Wenn man sich die Zahlen der letzten Jahre anschaut, so können aber noch wesentlich mehr Weißwangengänse kommen. Ich bin gespannt! Mit dem Abebben des Massenzugs stand dann aber auch schon die nächste Herausforderung vor der Tür. Denn wie an Samstagen gewohnt, kam Axel mit der Luise vorbei. Diesmal allerdings mit schwerem Gepäck:
Die Hütte hat einen neuen Gasherd bekommen. Zu zweit schafften wir den neuen Herd vom Boot, über den Strand in die Hütte und den alten aus der Hütte über den Strand aufs Boot. Das lief besser als gedacht, stellten Axel und ich fest.
Nach diesem ereignisreichen Tag fiel ich erschöpft ins Bett. Als ich heute morgen erwachte war Trischen in starken Nebel gehüllt und die Salzwiese feucht. Da wird es heute für mich ein entspannter Tag werden…Obwohl aus der dichten Nebelwand doch schon ein paar hundert Weißwangengänse erschienen….