Vogelperspektive

Liebe Trischen-Begeisterte,

auch letztes Wochenende stand wieder ein Perspektivenwechsel auf Trischen an. Seit 2017 findet Ende Mai/Anfang Juni eine Drohnenbefliegung zur Ermittlung des Brutbestandes ausgewählter Arten statt. Denn aus der Luft können die Vögel in der hohen Vegetation besser und störungsärmer erfasst werden – so der Gedanke. Bisher handelt es sich aber noch um einen Testlauf, weshalb nach wie vor eine Bodenerfassung (Begehung) durchgeführt wird, um die Validität der Ergebnisse zu überprüfen.

Da ich noch nie mit einer Drohnenerfassung zu tun hatte, wusste ich nicht, was mich erwartet. Wie würden wohl die Vögel auf die Drohne reagieren? Schließlich wird jeder potenzielle Prädator von Austernfischer, Seeschwalbe & Co. sofort attackiert. Um das Störpotenzial der Drohne richtig einschätzen zu können, wird während sowie vor und nach der Befliegung, die Vogelaktivität auf der Insel in einem Störprotokoll festgehalten.

Drohne über Trischen zur Brutbestandserfassung

Von der Hütte aus war die Drohne im Norden jedenfalls kaum zu erkennen und das Brummen der Rotoren erst im näheren Umkreis zu hören. Überraschenderweise schienen sich auch die Brutvögel Trischens nicht besonders um die Drohne zu kümmern, denn nur selten konnten wir ein Auffliegen beobachten. Allerdings scheint dies zwischen den Drohnentypen, den Vogelarten und zwischen manchen Rast- und Brutvögeln unterschiedlich zu sein. Denn die rastenden großen Brachvögel wurden mehrfach von der Drohne aufgeschreckt.

Direkt im Anschluss der Befliegung bekam ich auch schon die ersten Bilder zu sehen und konnte mich im Bestimmen der Arten aus 100m Höhe üben. Was bei den Großmöwen, den Löfflern und den Kormoranen sehr gut funktioniert, wird schwieriger, wenn es an die kleineren Arten wie Lachmöwe und Seeschwalbe geht. Besonders spannend fand ich auch den Perspektivenwechsel. Denn das Bild, welches ich mir nach und nach von dem leicht erhöhten Standpunkt meiner Hütte oder der Dünen über die Lage und Ausdehnung der Kolonien gemacht habe, unterscheidet sich doch deutlich von der Realität. Und wieder einmal zeigt sich: Die Perspektive machts!

Inwieweit meine Kartierergebnisse mit den Drohnendaten übereinstimmen, wird sich aber erst noch zeigen. Denn nun müssen die Luftbilder bearbeitet und ausgezählt werden. Und auch meine Auswertung steht noch aus.

In jedem Fall war es wieder ein ereignisreiches Wochenende, mit neuen Erfahrungen und netter Gesellschaft. Übrigens hatte ich großes Glück, denn die „Luise“, mein Versorgungsschiff, ist gerade in Reparatur und so fand meine Verpflegung den Weg über Marc und Clara (welche die Drohnenerfassung durchgeführt haben) zu mir nach Trischen.

Ihre Vogelwartin 2023