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Wettersonde

Liebe LeserInnen,

das Wetter ist, neben der Tide, für die Arbeit auf Trischen essenziell. Möchte ich zum Beispiel eine Vogelzählung machen achte ich darauf, dass es möglichst nicht regnet und im besten Fall relativ windstill ist. Die Wettervorhersage schaue ich meistens online nach, manchmal höre ich auch den Wetterbericht über den Seefunk. Vor ein paar Tagen kam das Wetter auf ganz andere Weise zu mir auf die Insel. Eine E-Mail erreichte mich, in der ich erfuhr das eine Wettersonde des Deutschen Wetterdienstes (DWD) auf Trischen gelandet wäre. Angegeben waren die genauen Koordinaten wo die Sonde lag, sodass ich diese einfach wieder einsammeln konnte.

Sonde, mit Ballonresten und Schnur

 

Die Nachricht kam von Hein Kipar aus Uetersen, der einer kleinen Gruppe von überwiegend Funkamateuren angehört und eben diese Wettersonden des DWD verfolgt und einsammelt. Ihn habe ich angerufen:

Hein, die Sonde lag tatsächlich nur wenige Meter von dem Punkt entfernt, den du mir geschrieben hast. Wie hast du das gemacht?

Das ist ein bisschen Erfahrung und Vorausberechnung von dem letzten GPS-Punkt, den wir von der Sonde empfangen haben. Wir werten die Geokoordinaten aus und kommen auf etwa 100 Meter genau ran. Das errechnet man dann aus der Flugrichtung, der Windgeschwindigkeit und der Fallgeschwindigkeit der Sonde.

Also gibt es eine richtige Zusammenarbeit zwischen den Funkamateuren und dem DWD?

Nein. Wir empfangen die Sonden mit Hilfe selbst gebauter Empfänger, dekodieren die Signale, welche die Sonden aussenden. Dann verfolgen wir den Weg der Sonden vom Start bis zur Landung und machen uns auf den Weg, um sie wieder einzusammeln. Täglich gehen bis zu 40 Wetterballons in Deutschland in die Luft, welche ja irgendwo auch wieder landen. Alle paar Sekunden sendet die Sonde ein Datenpaket los. Temperatur, Luftfeuchte, Luftdruck, Windrichtung, Windgeschwindigkeit und eben die Koordinaten. Gerade im letzten Jahr, wo pandemiebedingt nur wenige Flugzeuge unterwegs waren (welche auch Wetterdaten liefern) wurden vermehrt Sonden gestartet.

Und wie groß ist der Ballon, der da dranhängt?

Beim Start hat der Ballon ungefähr einen Meter Durchmesser. Er ist mit Helium gefüllt und steigt bis auf ca. 30.000 Meter (also 30 km) Höhe. Dort oben hat der Ballon dann eine Größe von einem kleinen Einfamilienhaus. So weit hat er sich dort oben in der dünnen Luft aufgebläht. Dann platzt der Ballon. Innen drin ist ein Fallschirm der aufgeht, und das ganze flattert wieder nach unten.

Die Flugbahn der Sonde. In der Nähe von Tönning ist der Ballon geplatzt.

 

Und werden viele der Sonden auch tatsächlich wiedergefunden?

Ganz viele Sonden landen im Wasser. Je nach Windrichtung in der Nord- oder Ostsee. Es starten viele Sonden von Norderney – die landen oftmals in der Nordsee. Und die von Schleswig in der Ostsee, da wir ja meistens Westwind haben. Aber wo es geht, da sammeln wir sie ein. Heute Morgen sind wir unterwegs gewesen, da hing die Sonde aber leider 20 Meter hoch im Baum. Da lässt sich dann nichts machen.

Das ist je echt schade, dass diese Wetterballons Einwegprodukte sind, die überall in der Natur verbleiben. Gerade diese Struktur mit dem langen Seil, dem Ballon und Fallschirm können für Tiere ja auch durchaus zum Verhängnis werden.

Genau deswegen machen wir das ja. Gestern war ich erst im Raum Itzehoe und habe da eine Sonde auf einer Kuhweide eingesammelt. Am Nachmittag war ich dann nochmal unterwegs. Da kam ich dann aber zu spät, da war schon jemand vor mir dort gewesen.

Dann ist das also auch ein bisschen eine Jagd nach den Sonden?

Ja ja – wir nennen uns scherzhaft auch „Sonden-Jäger“. Da ist auch ein bisschen Wettbewerb dabei.

Sind auf Trischen schon öfter Sonden gelandet?

Soweit ich das in der Statistik zurückschauen kann, das sind in etwa drei Jahre, ist dort noch keine gelandet.

Vielen Dank, Hein Kipar, für das spannende Gespräch. Ich finde es absolut großartig, wie hier Menschen Ihre Leidenschaft aus dem Funkwesen mit der „Jagd“ nach Sonden verbinden und dabei auch noch Müll einsammeln – so schön kann Naturschutz sein 😊