Sturm bringt Schwalbenmöwe nach Trischen

Gestern war der bisher höchste Wasserstand dieser Saison. Der Wind brauste den ganzen Tag mit 8 Beaufort aus Westnordwest über die Insel und trieb das Wasser zum nachmittäglichen Hochwasser höher und höher. Weil es sich in dem Sturm draußen nicht ruhig stehen ließ, schaute ich mit dem Spektiv durch die Hüttenfenster.

Ich dachte insbesondere an Raubmöwen, wie Skua oder Spartelraubmöwe, die gerne bei solch einem Wetter der Insel einen Besuch abstatten. Doch entdeckte ich stattdessen eine wesentlich kleinere Möwe, die das letzte Mal 1985 nach Trischen kam. Eine Schwalbenmöwe! Da staunte ich nicht schlecht!Normalerweise kommen Schwalbenmöwen nicht hier bei uns in der deutschen Bucht vor. Sie sind hocharktische Brutvögel Nordsibiriens und Nordamerikas. Die nordamerikanische Population überwintert vor der Südwestküste Afrikas. Wenn sich die Schwalbenmöwen im Herbst in ihre Überwinterungsgebiete aufmachen, kann es dann schon einmal passieren, dass sie bei starken Sturm aus West/Nordwest zu uns verdriftet werden. Die Schwalbenmöwe, die sich nach Trischen verirrte, trägt noch das Jugendkleid, ist also in diesem Jahr geschlüpft. Auffällig ist die Zeichnung der Oberflügel. In jedem Altersstadium ist sie sehr kontrastreich und lässt eine Verwechslung kaum zu. Die Schwalbenmöwe ist kleiner als die Lachmöwe und größer als die Zwergmöwe. Ihren Namen hat sie wohl aufgrund ihres für eine Möwe stark gegabelten Schwanzes, der an eine Schwalbe erinnert.

Sie dümpelte eine ganze Weile in der Südostbucht herum. Weil das Wasser bis unter die Hütte kam, rückten auch die Vögel relativ nah und so ließ sich die kleine Möwe gut fotografieren. Mal schön im Größenvergleich mit einer juvenilen Großmöwe, mal beschimpft von einer Lachmöwe. Dann flog sie davon.

Das Wasser kam so hoch, dass wohl diesmal auch der Nordturm nasse Füße bekam. Die Primärdünen auf Strandseite haben etwas eingebüßt und der Strand sieht aus wie gefegt. Mal schauen was der Herbst noch so bringt!

Anne de Walmont

Vogelwartin 2019