Der Ball ist eröffnet – Vogelbalz auf Trischen, Teil 1

Es wird gesungen, getanzt und sich in Schale geworfen. Das Balzverhalten der Vögel ist ein Schauspiel, dass jeden Beobachter begeistert.

Jedes Jahr werden spätestens zum Beginn der Brutzeit neue Ehen eingegangen oder alte gepflegt und wiederaufblühen lassen. Manche Paare haben sich schon im Winter getroffen, andere sehen sich nach langer Zeit wieder oder lernen sich gerade erst kennen.

Manche Ehen sind von lebenslanger Dauer, andere wiederum gehen schon wieder auseinander, bevor überhaupt die Eier im Nest liegen. So manch einer ist auch viel mehr mit dem angestammten Brutplatz, als mit dem Partner verheiratet und trifft diesen dort wohl oder übel jedes Jahr wieder.

Das Eheleben der Vögel ist vielseitig. Gemeinsam haben die meisten aber ein diverses Repertoire an Balz- und Imponierverhalten. Es wird sich schön zurecht gemacht, das prächtige Gefieder auffällig geputzt. Aus voller Kehle wird gesungen und das Tanzbein wird geschwungen. Der ein oder andere macht dabei seiner Angebeteten sogar teure Brautgeschenke.

Seit meiner Ankunft auf Trischen in der zweiten Märzhälfte bin ich tagtäglich aufmerksamer Beobachter dieses Spektakels und immer wieder von der Inbrunst und Ausdauer der Vögel beeindruckt.

Von Beginn an geht es rund um die Hütte bei den Rotschenkeln (Tringa totanus) laut flötend und jodelnd zu. Völlig zu Recht tragen sie auf Plattdeutsch den Namen Tüter. Von erhöhten Sitzwarten wie Pfählen, aber auch vom Hüttendach oder Beobachtungsturm wird ausdauernd „getütet“. Dabei werden immer wieder die Flügel gestreckt. Zwischendurch starten sie dann in einen Ausdrucksflug mit Schwirr- und Gleitphasen, bei denen sie tütend jodeln. Anschließend verfolgen sich die Partner und Reviernachbarn in der Luft und auf dem Boden.

Auf den Dünenkämmen balzen derweil auch die Brandgänse (Tadorna tadorna). Bei ihnen ist die sogenannte Gruppenbalz zu beobachten. Fünf bis Zehn Individuen sind gemeinsam unterwegs und sehen sich nach geeigneten Neststandorten um. Dabei kommt es immer wieder auch zu Balz- und Imponiergehabe. Die Partner wiegen ihre Köpfe auf und ab, die Kleingruppen fliegend rufend umher und es kommt immer wieder zu Streitigkeiten, wenn die Männchen ihre Partnerinnen vor unverpaarten Konkurrenten verteidigen.

Begleitet wird das Schauspiel vom Konzert der Feldlerchen (Alauda arvensis) und Wiesenpieper (Anthus pratensis), die singend hoch in den Himmel steigen, um sich anschließend wieder herabgleiten zu lassen.

Da muss man doch einfach hinsehen und -hören, schauen Sie selbst:

Jonas

Naturschutzwart Trischen 2018