Das Rennen um die Vögel
Es ist das erste Wochenende im Mai. Das bedeutet für viele Vogelbegeisterte: bis zu 24 Stunden wach sein, Augenringen vom ständigen Durchs-Fernglas-Gucken und etliche Kilometer zu Fuß, mit Fahrrad oder sonstigen Verkehrsmitteln. Denn an jedem 1. Samstag im Mai ist „Birdrace“. In diesem vom Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) organisierten Wettbewerb geht es darum innerhalb von 24 Stunden so viele Vogelarten wie möglich zu sehen. Und eigentlich in Teams von zwei bis fünf Personen, von denen die Mehrheit der Teammitglieder den entsprechenden Vogel gesehen haben muss. Und da man hier sowieso die ganze Zeit mitten unter den Vögeln ist und nach ihnen schaut, gab es natürlich auch ein Trischen-Team. Nun mag der aufmerksame Leser stutzen: Lebt der Vogelwart nicht alleine auf der Insel? Ja, das stimmt. Aber extra fürs Birdrace habe ich meine Freunde Robinson Crusoe und Hauke Freitag für einen Tag eingeladen und so konnte auch hier ein Team an den Start gehen.
Der Name des Vogel-Rennens trifft auf Trischen allerdings nicht zu. Weit rennen kann man ja nicht. So bestand der Tag vor allem aus sitzen, stehen und warten, was so vorbeikommt, und einem Spaziergang über den Strand.
Bedenkt man die sehr eingeschränkte Lebensraumauswahl, war Team Robinson auch sehr erfolgreich. Dank wenig Wind und tiefhängender Wolken und ein wenig Dunst am Morgen zogen viele Vögel tief, bzw. im Fall vieler Singvögel, rasteten auf der Insel. So kamen wir auf sage und schreibe 26 Singvogelarten, auf einer Insel, auf der von diesen nur Feldlerche, Wiesenpieper, Bachstelze und Rohrammern brüten. Dabei waren auch einige Saison-Erstsichtungen für Trischen: Schilfrohrsänger, Braunkehlchen, Klappergrasmücke und die Gartengrasmücke machte schließlich das Grasmücken-Quartett komplett. Auch der erste Wendehals und die ersten beiden Bruchwasserläufer konnten verzeichnet werden. Weiteres Highlight: 379 durchziehende Zwergmöwen. Aufgrund des anhaltenden starken Windes aus östlichen Richtungen scheint sich der Zug bislang aufgestaut zu haben und nun ging es für viele los in ihre Brutgebiete im Nordosten und Osten Europas. Abgerundet wurden die Besonderheiten von einem Sterntaucher und einer Samtente, vielleicht die letzten Zurückgebliebenen, die meisten sind schon wieder nach Norden gezogen.
Am Nachmittag lockerte es dann auf und Schwalben und Mauersegler schauten noch vorbei. Die Mauersegler waren auch sehr pünktlich zum Birdrace unterwegs. Bereits am 05.05. flogen die ersten Mauersegler der Saison über Trischen.
So kamen wir schließlich auf stolze 76 Arten und fielen glücklich im Dunkeln ins Bett. Ein Blick auf die Ergebnisliste ließ uns auch nur ein wenig ernüchtern. Das beste Team erspähte fast unglaubliche 178 Arten und das auch noch gleich gegenüber, auf der anderen Seite der Elbe im Cuxland (Stand 07.05.17 14:00 Uhr).
Aber es ist nicht nur ein „Wettbewerb“, der viel Spaß macht, es ist auch die größte und vollständigste zeitgleiche Vogelarteninventur des Jahres in Deutschland. In diesem Jahr nahmen 306 Teams teil, die insgesamt 304 Arten registrierten (Stand 07.05.17 14:00 Uhr).