Cites Beiträge

Viele Gewinner, einige Verlierer

Wir reiben uns noch immer die Augen. Eigentlich wollten wir Euch gestern (am Dienstag) „nur“ die gute Nachricht überbringen, die sich gestern zu späterer Stunde noch abgezeichnet hat: Sowohl der Seidenhai, als auch die Fuchshaie, die Mobularochen und die Perlboote haben es gleich beim ersten Anlauf auf Anhang II (Handelskontrolle) bei CITES geschafft. Das ist eine Sensation – bisher hat es immer mehrere CITES-Konferenzen gebraucht, bis es eine neue marine Art auf einen Anhang geschafft hat. Und dieses Mal ging alles schon beim ersten Mal glatt. Vielleicht haben es ja mittlerweile auch die Delegierten langsam satt, der Plünderung der Meere tatenlos zuzusehen. Das lässt für die nächste Konferenz hoffen.
Gecko - Foto: iStock / reptiles4all

Der Himmelblaue Zwergtaggecko ist einer der Gewinner der 17. CITES-Konferenz – Foto: iStock / reptiles4all

Aber das ist nur ein Grund, warum wir uns die Augen reiben. Der andere: Wir waren bereits gestern am Abend (Dienstag) mit allem durch. Einen Tag früher als geplant!! Unglaublich – schließlich haben wir alle diverse Abendsessions eingelegt, weil die Sorge groß war, dass wir das Mammut-Programm im vorgegebenen Zeitrahmen nicht bewältigen würden. Und jetzt plötzlich sind wir schneller durch als erwartet. Das haben wir so auch noch nicht erlebt. So kommt es auch, dass wir Euch den Blog gestern schuldig bleiben mussten – es war einfach zu viel auf einmal zu tun.

Wie lange wird es die „Big Five“ noch geben?

Der Schutz der Löwen kommt bei CITES nicht voran – statt eines Handelsverbotes (Anhang I Listung) für alle Löwenpopulationen, konnte sich die Konferenz gestern nur zu einem sehr schwachen Kompromiss durchringen.
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Foto: Barbara Maas

Und dass, obwohl es um den König der Tiere mittlerweile schlecht bestellt ist. Zwar ist ab sofort der kommerzielle Handel mit Löwenknochen, die von freilebenden Tieren stammen, verboten, aber für gezüchtete Löwen muss Südafrika nur eine Exportquote dafür festlegen. Woher die Knochen stammen? Aus sogenannten „Captive Breeding Farms“, die Löwen oft nur zum Zweck des „canned huntings“ (Gatterjagd) züchtet.

Noch zwei andere Mitglieder der legendären „Big Five“ standen heute zur Verhandlung – Elefant und Nashorn. Die Ergebnisse (die immer noch im Plenum umgestoßen werden können) sind bei den Elefanten bestenfalls als gemischt zu bezeichnen. Zwar wurde der Antrag von Namibia und Zimbabwe, wieder mit Elfenbein handeln zu dürfen, abgeschmettert, aber die Hochlistung aller Elefantenpopulationen Afrikas auf Anhang I scheiterte. Leider hat hier die EU eine unrühmliche Rolle gespielt und den Antrag nicht unterstützt. Dabei wäre es so wichtig gewesen, mit einem Handelsverbot, gültig für alle afrikanischen Elefanten, ein starkes Signal in die Welt und vor allem an die Wilderer, Schmuggler und Käufer da draußen zu schicken. Nun ja, vielleicht kommt der Antrag im Plenum noch einmal zurück und die eine oder andere Delegation überdenkt ihre Position noch einmal. Möglicherweise hat auch das Chaos mit dem elektronischen Wahlsystem, das ausgerechnet vor der Abstimmung ausgebrochen ist, seinen Beitrag dazu geleistet.

Auch beim Nashorn gab es hitzige Debatten. Was uns immer wieder und unangenehm auffällt – Nutzerländer sehen „ihre“ Tiere nur als Ressource, als Rohstoff an, die zu Geld gemacht werden können – nicht anders als Gold oder Öl. Swasiland hat in seiner Präsentation alle Register gezogen (Details ersparen wir Euch) und jede Menge Unterstützer um sich geschart , trotzdem: Die CITES-Delegierten haben in einer Geheimwahl entschieden, dass Swasiland auch künftig nicht mit Rhinozeros-Horn handeln darf. 100 Stimmen dagegen (dieses mal auch die EU) und nur 26 dafür. Das ist eindeutig! Wir freuen uns wie verrückt!

Handelsverbot für Graupapagei-Wildfänge in greifbarer Nähe

Zwei Tage Konferenzpause – wir besuchen unter anderem einen Markt, auf dem traditionelle Heiler ihre „Zutaten“ kaufen und stolpern dabei über einige „CITES-Arten“. Pangolin-Stücke, Schlangen- und Krokodilshäute, Nilpferd-Schädel, Raubkatzenfelle und vieles mehr. Der Anblick ist nicht einfach zu ertragen, aber uns ist es wichtig, auch den „praktischen“ Hintergrund unserer Arbeit noch besser kennenzulernen.

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Graupapagei – Foto: iStock/kung mangkorn

Trotzdem – es hat gut getan, nach den vielen Arbeitsstunden, die wir hier alle schon auf dem Buckel haben, wenigstens für ein paar Stunden an die Luft zu kommen. Einigermaßen frisch sind wir heute wieder angetreten und das ist gut so, denn die schwierigsten Tage stehen uns noch bevor.

Nun sind die Nashörner dran…

Heute ist es sehr hektisch hier: Wir wirbeln über die Flure, hetzen von Committee zu Committee, besuchen wichtige Side Events. Unter anderem konzentrieren wir uns auf die Nashorn-Events – die Dickhäuter kommen wohl ziemlich zeitgleich mit den Elefanten nächste Woche zur Verhandlung.
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Foto: Ann und Steve Toon

Ein Antrag von Swasiland liegt vor – es geht um den Verkauf von Lagerbeständen und die Enthornung von Nashörnern. Aber wir sind vorbereitet und gut munitioniert dank unserer Kollegin Dr. Barbara Maas, die kurz vor der Eröffnung der CITES-Konferenz die neueste NABU-Studie (Pointless: A quantitative assessment of supply and demand in rhino horn and a case against trade) vorgestellt hat.

Alle acht Pangolin-Arten stürmen auf Anhang I

Alle acht Pangolin-Arten stürmen auf Anhang I

Ein großer Tag für die Pangoline (Schuppentiere) – alle acht Arten wurden heute auf Anhang-I gelistet! Das haben die scheuen Tiere, die ein wenig an einen Tannenzapfen erinnern, auch dringend nötig, denn sowohl um die vier asiatischen als auch die vier afrikanischen Arten steht es sehr schlecht.

Pangoline sind die am häufigsten illegal gehandelten Säugetiere der Welt. Zum Verhängnis werden ihnen ihr Fleisch und ihre Schuppen, die in der traditionellen chinesischen Medizin eingesetzt werden. Heute haben die CITES-Delegierten im Konsens (ohne Abstimmung) die so dringend nötige Anhang-I-Listung durchgewunken.

Von Geiern und Elefanten

Gestern noch auf einem Side-Event unserer Partnerorganisation Birdlife zum Thema „Die letzten afrikanischen Geier“ gewesen. Interessanter Vortrag über die bedrohten Vögel, der zudem gezeigt hat, wie sehr in der Natur alles miteinander verwoben ist: Werden Elefanten mit Cyanid an den Wasserlöchern vergiftet (damit Wilderer „bequem und ungefährlich“ an die wertvollen Stoßzähne kommen können) sterben durch das Gift auch unzählige Geier.

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Werden Elefanten an Wasserlöchern mit Cyanid vergiftet, hat das oft auch gefährliche Auswirkungen auf Geier – Foto: NABU/Barbara Maas

CITES-Konferenz nimmt Fahrt auf

Langsam nimmt die Konferenz Fahrt auf – nicht nur in den beiden Committees, sondern auch hinter den Kulissen. Positionen werden abgeklopft, die Diskussionen in den Meetingräumen und auf den Fluren intensivieren sich. Auch wir haben mittlerweile Kontakt zu jenen Delegierten aufgenommen, mit denen wir in der Vergangenheit schon viele konstruktive Gespräche geführt haben.

Gemeinsam mit unseren Weggefährten von anderen NGOs sammeln wir Stimmungen und Trends zu den Listungsanträgen, die vermutlich am Mittwoch erstmals auf den Tisch kommen, und versuchen zu evaluieren, wo unsere Überzeugungsarbeit am dringendsten gebraucht wird.

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Auch über Haie wird verhandelt werden. Hier: Weißspitzenhochseehai – Foto: NABU/Jürgen Schrön

In Committee II standen heute zum ersten Mal Elefanten auf der Agenda. Es ging unter anderem um Themen wie Vernichtung von Elfenbein-Lagerbeständen, den Handel mit lebenden Elefanten und die Schließung von „domestic markets“ für Elfenbein. Der Gesprächsbedarf war enorm – die Liste jener, die einen Redebeitrag angemeldet haben, war schier unendlich lang.

Und dann kam auch schon der erste Kracher: Namibia, mit Unterstützung von Swasiland, stellt sich gegen die Forderung, die „domestic markets“ zu schließen und führt an, dass CITES keine Kompetenz hätte, sich mit dem Binnenhandel zu befassen. Warum überrascht uns das nicht? Schließlich werden Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit den einzelnen Themen auseinandersetzen werden – wir halten Euch auf dem Laufenden!

17. CITES-Konferenz ist eröffnet – eine Konferenz der Superlative

Angekommen, Koffer ausgepackt und angemeldet. Es dauert eine Weile, bis man sich in dem riesigen Konferenzzentrum hier in Johannesburg zurechtfindet. Umso schöner, wenn einem dann bekannte Gesichter entgegenlachen. Überall auf den Gängen bilden sich kleine Grüppchen – erste Informationen werden ausgetauscht, Meetings verabredet. Kurz vor der Eröffnungszeremonie stoppt eine große Demo – der Elefanten- und Nashorn-Marsch – direkt vor dem Eingang des Konferenzzentrums. Banner gegen Elfenbein- und Nashorn-Handel überall. Perfektes Timing.

Cites-Eröffnungsfeier

Cites-Eröffnungsfeier – Foto: NABU/Claudia Praymayer

Und dann geht es auch schon los mit der Eröffnung. Es sprechen Edna Molewa, Minister of Environmental Affairs, Erik Solheim, Executive Director UNEP, Øystein Størkersen, Chair CITES Standing Committe, John E. Scanlon, Secretary-General of CITES und – wir staunen nicht schlecht – Jacob Zuma, der Präsident der Republik Südafrika.

Das ist ein „First“ – denn noch nie zuvor in der Geschichte der Konferenz hat der Präsident eines Gastgeberlandes die Teilnehmer persönlich begrüßt. Überhaupt, so erfahren wir, ist die 17. CITES-Konferenz eine Konferenz der Superlative: Über 3.000 Teilnehmer und die umfangreichste Agenda, die jemals „abgearbeitet“ werden musste. Die Eröffnungszeremonie ist stimmungsvoll – Sänger, Trommler, Tänzer und Tiere (nicht echt, keine Sorge!) zaubern ein Gefühl von Afrika in den riesigen Raum. Heute und morgen stehen noch viele organisatorische Dinge auf der Agenda – aber ab Montag geht es dann los mit den Verhandlungen zu Elefanten, Nashörnern, Haie & Co…