100xVogelschutz, die Windkraft und der Märkische Strauß
Zum 100. Mal trafen sich am Wochenende die Mitgliedsverbände des Deutschen Rates für Vogelschutz (DRV), diesmal im brandenburgischen Bad Belzig. Im DRV haben sich 17 deutsche Verbände zusammengeschlossen, darunter wissenschaftliche Organisationen, staatliche Vogelschutzwarten und Naturschutzverbände wie der NABU (mehr zum DRV am Ende dieses Beitrags).
Beim Treffen in Bad Belzig ging es neben einem Rückblick auf die bewegte Geschichte des Vogelschutzes in Deutschland (seit der Gründung der DRV-Vorläuferorganisation 1923!) um den aktuellen Stand der Umsetzung der EU-Vogelschutzrichtlinie in Deutschland und den derzeit ablaufenden „Fitness-Check“ der beiden EU-Naturschutzrichtlinien. Zu den aktuellen Herausforderungen des Vogelschutzes in Deutschland sprach die zuständige Abteilungsleiterin des Bundesumweltministeriums Elsa Nickel, die eigens aus Bonn angereist war.
Windenergie und Vogelschutz
Schwerpunktthema der Tagung war aber das aktuell wieder besonders brisante Thema Windkraft und Vogelschutz.
Erst in der vergangenen Woche hatte sich der NABU gezwungen gesehen, auf ein branchengeleitetes Lobbypapier zu reagieren, das als „Gutachten“ der Presse vorgestellt worden war, und der darin vorgenommenen Verharmlosung der Problematik Windenergie und Greifvögel entgegenzutreten (vgl. NABU-Pressemitteilung „Angriff der Windenergie-Lobby auf den Artenschutz“). Auch wenn der schnelle Abschied von den fossilen und der Ausbau der erneuerbaren Energieträger unverzichtbar ist, müssen negative Auswirkungen der Windkraft auf die Bestände von Vogelarten vermieden werden. Die Teilnehmer der Tagung waren sich einig: Wenn Branchenvertreter versuchen, Probleme mithilfe falscher Zahlen aus der Welt zu schaffen entsteht kein Vertrauen. Dabei gibt es inzwischen eine Fülle von Erkenntnissen und anerkannten Empfehlungen zum Thema, zum Beispiel was die Mindestabstände von Windkraftwerken zu den Vorkommen von sensiblen Vogelarten angeht.
Der bedrohte Rotmilan, für den wir eine überrangende globale Verantwortung haben, weil ein großer Teil der Weltpopulation in Deutschland lebt, leidet wie andere Greifvögel auch bereits an einer Vielzahl von Bedrohungen. Die intensive Landwirtschaft vermindert das Nahrungsangebot, und viele Vögel werden Opfer illegaler Verfolgung durch den Menschen. Es darf nicht sein, dass die Windkraft dem Rotmilan nun „den Rest gibt“. Alle Probleme der Art sollten daher strategisch und konsequent angegangen werden, mit dem übergeordneten Ziel, den Bestand wieder in einen guten Zustand zu bringen, wie es die EU-Vogelschutzrichtlinie rechtsverbindlich verlangt.
Großer Naturschutzerfolg in Brandenburg
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der DRV-Tagung konnten jedoch auch einen großen Naturschutzerfolg in der Praxis kennen lernen. Das Aussterben der beeindruckenden Großtrappe, einer der schwersten flugfähigen Vögel der Erde, konnte in Deutschland zumindest vorerst abgewendet worden. Nachdem 1997 nur noch 56 von einst Tausenden Großtrappen in Deutschland lebten, sind es heute immerhin wieder 232 – an drei Standorten in Brandenburg. In den Belziger Landschaftswiesen erlebten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über dreißig Tiere in schönster Morgensonne, darunter einige imposante Hähne bei der Balz. Alles Wissenswerte zum „märkischen Vogel Strauß“ und die Geschichte seiner Rettung findet sich auf den informativen Seiten des Fördervereins Großtrappenschutz.
Das macht der Deutsche Rat für Vogelschutz:
- Organisation von Tagungen und Veranstaltungen zu aktuellen Themen des Vogelschutzes
- Herausgabe der „Berichte zum Vogelschutz“ (seit 1961)
- Übersetzung des europäischen BirdLife-Newsletters ins Deutsche (kann hier abonniert werden)
- Koordination der Roten Listen der Vögel, Mitarbeit am Atlas Deutscher Brutvogelarten und anderen wichtigen Publikationen
- Politische Positionierung und Forderungen an Entscheidungsträger, zum Beispiel zu den EU-Naturschutzrichtlinien und zur Agrarpolitik
- Engagement für die Belange des Vogelschutzes in Bildung und Wissenschaft
- Finanzielle Unterstützung von angewandten Forschungsvorhaben seiner Mitgliedsverbände
Auf der Website des DRV findet sich u.a. die vollständige Liste der Mitgliedsverbände.
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