COP-Corner: Mexiko verdreifacht Schutzgebietsfläche
Konstantin Kreiser ist Teil der Delegation von BirdLife International auf der UN-Biodiversitätskonferenz im mexikanischen Cancún. Für den NABU berichtet er vor und hinter den Kulissen über die zweiwöchige 13.Vertragsstaatenkonferenz (COP13) der UN-Konvention über die Biologische Vielfalt (CBD).
Man kann sich schlimmere Montagmorgen vorstellen, gerade im Dezember: Nach einen Frühstück mit frischen Ananas, Melonen und Mangos geht es auf einem von Palmen und bunten Fahnen gesäumten Weg zur Arbeit. Nun gut, einige Polizei-Checkpoints, ein heftiger heiß-feuchter Wind und das übliche logistische Chaos am Anfang einer großen Konferenz mit über 190 Regierungen und mehr als 5000 Teilnehmern gehören auch zu meinem ersten Tag auf der COP13.
Mexiko verdreifacht seine Schutzgebietsfläche
Nach dem leider eher inhaltsarmen „High-Level Segment“ der Minister und einer endlosen Reihen von Eröffnungsreden am Wochenende ging die Arbeit heute richtig los. Nun ja, fast. Denn es galt erst einmal eine Reihe weiterer Eröffnungsreden im Plenum zu überstehen. Neben Vertretern aller möglichen UN-Organisationen und zivilgesellschaftlicher Gruppen kamen vor allem die Gastgeber zu Wort, ganz besonders der Präsident Mexikos, Enrique Peña Nieto. Normalerweise ist schon das Kommen eines Staatschefs ein Ereignis für so eine Konferenz, aber heute war es auch seine Rede selbst. Zum einen fiel auf, dass er im Gegensatz zu den meisten anderen Rednern nicht zuerst den wirtschaftlichen Nutzen der „Ökosystemdienstleistungen“ als Begründung für den Naturschutz nannte – sondern den Eigenwert, den Respekt vor der Natur, der tief in der mexikanischen indigenen Kultur verwurzelt sei. Und dann verkündete er mal eben eine Verdreifachung der mexikanischen Naturschutzgebiete, unter anderem die Unterschutzstellung von fünf Millionen Hektar karibischen Meeres nicht weit von Cancún. Damit kommt Mexiko auf 23 Prozent ausgewiesene Schutzgebietsfläche, das ist deutlich mehr als der EU-Durchschnitt. Deutschland hat etwa 14 Prozent seiner Landfläche als Natura 2000 ausgewiesen – und ist dabei, seine großen Meeresschutzgebiete in Nord- und Ostsee zu Papiertigern verkommen zu lassen (NABU-Aktion dazu hier!).
Das Beispiel Mexikos zeigt, dass schon allein die Ausrichtung eines solchen Gipfels eine gute Wirkung hat, zumindest auf das Gastgeberland. Das war ähnlich als 2008 die COP9 in Bonn stattfand. Bundeskanzlerin Merkel versprach damals, jährlich eine halbe Milliarde Euro in den Naturschutz in Entwicklungsländern zu investieren. Das hätte sie vermutlich nicht getan, wenn die Konferenz anderswo stattgefunden hätte. Die Bundesregierung hält dieses Versprechen übrigens immer noch – so dass Deutschland auf der globalen Bühne in dieser Disziplin hier richtig gut aussieht.
Am Nachmittag begann die „Textarbeit“. Das Plenum spaltete sich zunächst in zwei Arbeitsgruppen auf, die einzelne Themen dann wiederum an „Kontaktgruppen“ delegieren werden – wo dann die eigentlichen Verhandlungen über eine Fülle von Beschlussvorlagen stattfinden. Entsprechend teilt sich dann auch unsere BirdLife-Delegation auf, um an den richtigen Stellen die Positionen der Regierungen zu analysieren, eigene Vorschläge zu erarbeiten und gelegentlich auch NGO-Wortmeldungen vorzubereiten. Dies wird jeden Morgen beim Delegationstreffen um neun Uhr koordiniert.
Mein „Good COP“ des Tages
… ist übrigens Gaspar. Er organisiert die Buslinie 3, die unter anderem unser Hotel mit dem Konferenzzentrum „Moon Palace“ (wo nur die ganz wichtigen Leute wohnen) verbindet. Die halbe Stunde Fahrt vergeht im Flug, weil Gaspar uns in gebrochenem Englisch erst den neuen Busfahrer vorstellt („ich habe jetzt zwei“), dann fragt, wer heute zum ersten Mal dabei ist und schließlich eine Weile über die Vorteile parliert, die seine WhatsApp-Gruppe bietet. Im Anschluss wird ein Zettel herumgegeben, damit sich dort alle eintragen können. Da der Fahrplan der Linie 3 sich nahezu stündlich ändert, ist es anscheinend überlebensnotwendig, sich dieser Gruppe anzuschließen, in der nebenbei auch andere Informationen über Land und Leute verbreitet werden. Dank Gaspar werden wir sicher bald eine eingeschworene Gemeinschaft. Im Bus machte ergaben sich heute schon mal Kontakte zu Regierungsvertretern aus Finnland, Costa Rica und Argentinien, sowie NGO-Kollegen aus den USA, Brasilien und Uganda. Wozu das wohl alles noch nützlich sein wird?
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