Vom Kartieren der Brutvögel
Was auf diesem Bild aussieht wie einfach nur kilometerweite Salzwiese, und zwar nur Salzwiese, ist gleichzeitig auch Brutgebiet. Auf Trischen brüten um die 20 verschiedenen Vogelarten. Viele tief in der Salzwiese versteckt. Einige mit nur einzelnen Brutpaaren, andere mit über tausend in großen Kolonien. So unterschiedlich die Vögel in ihrem Brutverhalten sind, so vielfältig auch die Methoden, um allesamt zu erfassen. Zur Zeit laufen die Brutvogelkartierungen auf Hochtouren. In diesem Beitrag möchte ich exemplarisch mit einigen Arten und Methoden einen kleinen Einblick in die „Arbeit im Feld“ geben.
In den vergangenen Tagen habe ich die Begehungen der Salzwiese abgeschlossen. Hierbei werden mit Hilfe eines GPS-Gerätes bestimmte Transekte, also Routen, durch die Salzwiese abgelaufen. Insbesondere auf brutanzeigendes Verhalten von Austernfischern, Rotschenkeln, Wiesenpiepern und Feldlerchen wurde hierbei geachtet. Auch brütende Rohrammern konnten so entdeckt werden. Die Begehung der Salzwiese hat es in sich! Immer wieder leitet das GPS durch Priele, in denen man bis übers Knie im Schlick einsinkt. Da darf man vor lauter Beine-mit-aller-Kraft-aus-dem-Priel-ziehen und sich-an-Portulak-Keilmelde-hochhiefen (Das ist eine Salzwiesenpflanze die hier überall auf Trischen wächst) nicht die Konzentration auf das Wesentliche, nämlich die brütenden Vögel, verlieren. Aber alles lief gut und meine Karte ist voll von Markierungspunkten für die Brutpaare.
Diese Tage stehen die Möwen auf dem Plan. Silber- und Heringsmöwen sind auf der Insel die häufigsten Brutvögel. Ich bin gespannt wieviele es dieses Jahr sind. Die Möwen werden nach Art getrennt gezählt und mit einem sogenannten Korrekturfaktor von 0,7 multipliziert. So ergibt sich die Anzahl der Brutpaare. Eine Begehung wie zum Beispiel beim Austernfischer, würde in diesem riesen Möwenchaos nicht funktionieren. Und wieder ganz anders verhält es sich mit den Kormoranen und den Löfflern. Beide brüten in Kolonien und haben auch bereits Küken in ihren Nestern. Allerdings werden sie weder während des Brütens, noch während der Jungenaufzucht gestört. Erst wenn die Vögel ausgeflogen sind, werde ich die Kolonien begehen und die gut sichtbaren, großen Nester zählen und dadurch die Brutpaarzahlen ermitteln.
Nach soviel Theorie vielleicht noch etwas anderes zum Abschluss:
Sandregenpfeifer sind hier mit niedlichen vier Brutpaaren vertreten. Sie brüten am Strand und so konnte ich bei jedem Gang aus der Ferne sehen ob die Brutpaare da sind oder nicht. Seit ein paar Tagen tapsen nun die zwei ersten Sandregenpfeifer Küken direkt auf der Strandseite des Dünenübergangs. Ich versuche mich dort nicht all zu lange aufzuhalten um sie nicht zu stören und die Altvögel geben auch alles daran, mich von ihren Jungen wegzulocken. Das „Verleiten“ ist eine Strategie, die einige Vögel dafür benutzen. Sie simulieren zum Beispiel einen gebrochenen Flügel, tun so als wären sie leichte Beute, in der Hoffnung, dass der eventuelle Beutegreifer sich auf den vermeintlich verletzten Vogel konzentriert und die Küken nicht entdeckt. Das sah heute schon lustig aus, als der adulte Sandregenpfeifer über den Strand humpelte und sich sogar im Sand rollte. Auf dem Foto allerdings wacht er aus der Distanz über seine Küken ohne lustige Verrenkungen zu machen…