Moin, liebe Leserin und lieber Leser!

Haben Sie schon einmal beobachtet, wie ein emsiges Vogelpaar seine Jungen aufzieht? Haben Sie schon einmal die Nase so tief im Sturm gehabt, dass es Ihnen fast den Atem verschlug? Haben Sie sich, die Füße im warmen Sand, schon einmal gefragt, welche Muschel das wohl sein mag – und haben Sie schon einmal das Knistern im Watt belauscht?

Ganz gleich, wie Ihre Antwort ausfällt: Ich möchte Sie einladen, das zu Alles zu erleben – und Antworten auf diese und noch viel mehr Fragen zu finden.

Ich – das ist Till Holsten, der Vogelwart auf Trischen im Jahr 2022. Nach fünf Jahren, die ich in Hamburg als Kinderarzt gearbeitet habe, lege ich nun mein Stethoskop zur Seite und nehme das Fernglas in die Hand. Dabei schwingt für mich sogar ein bisschen das Gefühl von Heimkehr mit, da ich bereits vor vielen Jahren meinen Zivildienst im NABU-Naturzentrum Katinger Watt absolviert habe. Direkt nach dem Studium hatte ich mich dann gleich noch einmal der Ornithologie verschrieben und mich mit dem Brutverhalten von Seeschwalben und Seeregenpfeifern beschäftigt, bevor meine Arbeit in der Klinik begann.

Für die Dauer eines Sommers darf ich nun in einem Pfahlbau auf der der wohl wildesten Insel der Nordsee, nur begleitet vom Rufen der Seevögel und mit den Gezeiten als Taktgeber meiner Tage, leben und arbeiten: Trischen. Das ist ein kleines, halbmondförmiges Stück Land im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, gerade eben noch im Einzugsgebiet der Elbmündung. Es setzt sich aus einigen kleinen Dünen, etwas Salzwiese auf der einen und einem breiten Strand auf der anderen Seite zusammen. Das Besondere: Menschen haben keinen Zutritt. Die Natur darf sich frei entwickeln. Und so ist Trischen einer der wichtigsten Rückzugsorte für Brutgeschäft und Mauser etlicher Vogelarten. Ein genauer Blick offenbart aber noch viel mehr Naturschätze. Meine Daseinsberechtigung an diesem sensiblen Ort besteht darin, die Entwicklung der Bestände von Tieren und Pflanzen, aber auch der Inselgeologie, zu beobachten und zu dokumentieren. Ich möchte Ihnen mit dem Tagebuch dieser Website, in dem Sie regelmäßig meine Einträge lesen können, gerne ein Fenster in diese spannende Welt bieten. Sehen Sie durch meine Augen, hören Sie mit meinen Ohren – und wenn Sie den Computer abschalten, vergessen Sie nicht, auch im eigenen Garten oder im Park der Natur ein bisschen Aufmerksamkeit und Raum in Ihrem Leben zu schenken.

Ich freue mich sehr darüber, wenn Sie mich im kommenden Jahr begleiten!

Ihr

Till Holsten