Trischens Jäger der Lüfte
Es war ein wahres Schauspiel, wenn auf Trischen das Wanderfalken-Paar (Falco peregrinus) Jagd auf Austernfischer und Alpenstrandläufer machte, um vier hungrige Schnäbel zu stopfen. Die jungen Wanderfalken sind nun schon eine ganze Weile flügge und üben sich selbst in der Jagd.
Wanderfalken auf Trischen? Das mag vielleicht überraschen, kennt man den wendigen Jäger der Lüfte doch eigentlich eher als Brutvogel der Felsklippen, an Bauwerken oder in alten Nestern auf Bäumen. Ich habe Ihnen nichts vorenthalten, es gibt auf Trischen weder Felsklippen, noch Bäume und hier an der Hütte brütet diese scheue Art auch nicht.
Auf einigen störungsfreien Außensänden und Inseln gibt es jedoch tatsächlich auf dem Boden brütende Wanderfalken-Paare, so auch auf Trischen seit 1999. In diesem Jahr brütete das Paar wieder erfolgreich in der Düne der Nord-Spitze. Seit einigen Wochen sind sie nun zu sechst unterwegs. Bei der Kontrolle der Löffler-Kolonie saßen die vier Jungvögel fast flügge in der Düne, später konnte ich sie auch fliegend beobachten. Während sie anfangs noch zusammen und mit den Eltern unterwegs waren, sehe ich sie mittlerweile nur noch einzeln.
In der Vergangenheit wurden die Jungen Wanderfalken im Wattenmeer zum Teil beringt. Das Weibchen der Wanderfalken auf Trischen gehört zu diesen beringten Individuen und kann somit anhand von Flugfotos eindeutig identifiziert werden. Es wurde 2009 als Jungvogel auf dem Norderoogsand markiert und brütet schon seit mindestens 2012 hier auf Trischen – jedes Jahr erfolgreich. Nähert man sich der Nordspitze der Insel ist es sofort alarmiert und macht einem recht deutlich, dass man dort unerwünscht ist. Es warnt und lässt den Eindringling nicht aus den Augen.
Artenschutz in letzter Minute
Mitte der 70er Jahre war der Wanderfalke in weiten Teilen Mitteleuropas praktisch ausgestorben, zwischenzeitlich gab es in ganz Deutschland nur noch rund 25 Paare. Ursache war vor allem die Kontamination mit Pestiziden wie DDT. Durch die Belastung wurde die Funktion der Kalkdrüsen eingeschränkt, die Kalk in die Eischalen einlagern. Diese waren in Folge dessen so dünn, dass sie schnell zerbrachen und der Bruterfolg ausblieb. Hinzu kam außerdem die illegale Verfolgung, also der direkte Abschuss, sowie die Plünderung von Nistplätzen.
Zu einer Bestandserholung kam es erst nach dem DDT-Verbot, durch intensive Schutzbemühungen und Wiederansiedlungsprojekte. 2008 wurde der Wanderfalke erstmals nicht mehr auf der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands aufgeführt. Derzeit brüten in Deutschland wieder 1000 – 1200 Paare.