Trischen und der Klimawandel

Liebe Blogleser:innen,

eines der größten Probleme in unserer Zeit ist der menschengemachte Klimwandel. Er bedroht und vernichtet natürliche Ökosysteme und führt zu Bestandsrückgängen wildlebender Arten bis zu ihrem vollständigen Aussterben. Hier bildet Trischen keine Ausnahme.

Der Anstieg des Meeresspiegels bedroht die Insel, das liegt auf der Hand. Trischen ist keine Insel im klassischen Sinne, sondern vielmehr eine verlandete Sandbank. Das Eiland ist nicht besonders hoch und wird heute schon regelmäßig überflutet. Die Salzwiesen könnten im Zuge erhöhter Wasserstände schrumpfen und je nach Szenario sogar ganz verloren gehen. Das Problem beschränkt sich hierbei nicht nur auf Trischen, sondern betrifft das gesamte Wattenmeer. Von hinten wird die Salzwiese von Deichen begrenzt, von vorn rückt das Meer näher, die Pflanzen haben keinen Raum, um auszuweichen. Ein einzigartiger Lebensraum ist in Gefahr, denn in den Salzwiesen finden sich viele spezialisierte Pflanzen- und Insektenarten, zudem brüten hier tausende Vögel. Auch der Strand und die Dünen sind vom Klimawandel bedroht, ihre Fläche kann ebenso abnehmen. Zudem würden bei erhöhten Wasserständen große Teile der Wattflächen vermehrt unter Wasser stehen, das Wattenmeer würde kleiner werden. Das würde eine Verringerung der Fläche für die hier rastenden Zugvögel darstellen, sie benötigen den freiliegenden Meeresboden um sich für Ihren Zug zu stärken.

Eine Überflutung auf Trischen

In den letzten Jahren haben die Überflutungen im Frühjahr und im Sommer zugenommen. Mein Versorger Axel hat mir kürzlich bei einem seiner Besuche auf der Insel erzählt, dass er sich nicht erinnern kann, dass es in seiner Kindheit hier an der Küste solche Ereignisse gab. Die Wetterlage wird unbeständiger, das System ist aus dem Gleichgewicht geraten. Salzwiesen werden bei den Sturmfluten überflutet, und die hier brütenden Vögel verlieren ihre Eier und Küken. Auf Trischen ist das im vergangenen Jahr passiert (LINK). Bei einer Überflutung können sich dramatische Szenen abspielen, ganze Kolonien werden einfach weggespült. Ich hoffe, dass mir dieser Anblick in diesem Jahr erspart bleibt und, dass die Vögel hier auf Trischen sichere Plätze haben.

Mit dem Klimawandel verändern sich Lebensräume und das Ökosystem. Manche Arten leiden darunter, andere profitieren auch. So wurde auf Trischen in 2022 der Kastweißling nachgewiesen, ein Schmetterling in Ausbreitung, seit 2020 in Schleswig-Holstein vorkommend (LINK). Ein weiteres Beispiel für eine Art, die mit dem Klimawandel nach Trischen gekommen ist, ist der invasive Einsiedlerkrebs Pagurus longicarpus, den Till 2022 hier gefunden hat (LINK). Invasive Arten können zur Konkurrenz und Bedrohung für heimische Arten werden.

Auch auf die Zugvögel hat der Klimwandel einen Einfluss. Für viele Arten ist nachgewiesen, dass sich der Zug zeitlich verschiebt, einige Arten erreichen uns im Frühling deutlich zeitiger als noch vor ein paar Jahrzehnten. Manche Arten überwintern zunehmend bei uns und lassen den Zug in wärmere Gefilde gleich ganz bleiben. Ein anschauliches Beispiel, wie der ausgeglichene Zustand des Ökoystems durch den Klimawandel angegriffen wird, ist der Knutt, eine Limikole die auch hier rund um Trischen rastet. Er brütet in der Arktis und rastet im Wattenmeer, um sich für den weiten Weg zu stärken. Durch die Erwärmung des Klimas verschieben sich die Lebenszyklen seiner Beute in den Brutgebieten, kleine Insekten. Die Insektenlarven entwickeln sich bereits bevor die jungen Knutts schlüpfen, vor einigen Jahren schlüpfte der Nachwuchs zeitgleich. Durch das verringerte Nahrungsangebot sind die Jungvögel in ihrer Entwicklung deutlich eingeschränkt.

Über die negativen Folgen und Gefahren des menschengemachten Klimawandels ist schon viel geschrieben und gesprochen worden. Hier im Nationalpark sind die Auswirkungen heute schon spürbar und sichtbar. Mögliche Szenarien wirken bedrohlich für den Lebensraum im Wattenmeer und auf Trischen. Eine Nordseeküste ohne Salzwiesen, Wattflächen, tausende von Vögeln und ohne Trischen möchte ich mir nicht vorstellen.

Viele Grüße,

Jakob