Die schöne Branta
Liebe LeserInnen,
manche Vogelarten finden wir spannend, schön oder einfach faszinierend. Vielleicht weil sie niedlich, farbenfroh oder selten sind. Andere Arten finden wir dagegen langweilig oder manche sogar eher unsympathisch. Diese sind vielleicht überall zu sehen, weniger farbenfroh oder tun Dinge, die wir nicht gut finden, zum Beispiel andere kleinere und niedlichere Vögel fressen.
Ich bin ehrlich: Eine von diesen Arten war für mich immer die Ringelgans. Sie ist zwar nur zeitweise im Wattenmeer anzutreffen, aber dann immer in großer Anzahl. Sie ist grau-schwarz und tut im Grunde einfach nur das was Gänse eben tun. Fressen, umherfliegen und wieder fressen. Also nicht sehr aufregend. Na, jedenfalls habe ich ihnen nie viel Aufmerksamkeit geschenkt.
Aber das hat sich auf Trischen verändert. Da sie momentan täglich direkt aus dem Hüttenfenster zu beobachten sind, habe ich mir sie noch einmal ganz genau angeschaut. Die Ringelgänse sind im Gegensatz zu anderen Gänsen sehr zierliche Vögel. Der schwarze Kopf und Hals mit dem schicken weißen Ring sieht einfach super aus. Zudem sind sie sehr gesellige Vögel und agieren unglaublich viel miteinander. Man merkt richtig, wie sie sich untereinander mit ihren Gesten und Rufen verständigen. Hier eine kleine Hörprobe:
Die bei uns vorkommende Ringelgans, Branta bernicla, ist eine von drei Unterarten. Sie brütet in Nordsibirien und überwintert an der europäischen Atlantik- und Nordseeküste. Im Frühjahr fliegen sie von dort aus zu uns ins Wattenmeer. Ende April bis Anfang Mai versammelt sich hier dann fast die gesamte Weltpopulation (!) der Branta bernicla, bevor sie weiter gen Norden ziehen.
Momentan halten sich auf Trischen etwa 1.000 Ringelgänse auf. Nur noch wenige Tage, und die Gänse werden Trischen verlassen, um sich auf den Weg Richtung Norden zu machen. Bis dahin werde ich sie noch öfter durchzählen, um die maximale Anzahl zu erfassen.
Ich freue mich hier die Gelegenheit zu haben mir die Ringelgänse in Ruhe ansehen zu können. Und das ist jetzt schon einer meiner Vorsätze für das Festland: „mir Zeit zu nehmen ganz genau hinzuschauen“. Denn die vermeintlich langweiligen und häufigen Vogelarten sind oft schöner und interessanter als man denkt. Aber in jedem Fall sind sie es alle wert immer wieder bestaunt zu werden.