Hochzeitsflug der Ameisen
Beim momentanen Schauerwetter mag man es kaum glauben, aber noch vor wenigen Tagen war es warm und fast windstill. Das ist das Wetter, auf das unzählige geflügelte Bewohner der Insel gewartet haben, und das sind die Tage, an denen man nicht der höchste Punkt der Insel sein möchte. Denn der Hochsommer ist die Paarungszeit der Ameisen und bei solch gutem Wetter schwärmen sie aus den Bauten aus und wagen ihren Hochzeitsflug.
Ameisen leben bekanntlich in großen „Staaten“, in denen meist allein eine Königin alle Eier legt, aus denen die Arbeiterinnen, Soldatinnen, Wächterinnen usw. (je nachdem wie ausdiffernziert der Staat ist) schlüpfen. Alle diese Nachkommen arbeiten nur dafür, dass der Staat wächst und gedeiht. Sie schleppen Nahrung herbei, füttern den Nachwuchs, verteidigen das Nest gegen Fraßfeinde, bauen das Nest aus etc. All das, ohne je eigene Nachkommen zu zeugen. Denn nur die Königin darf sich fortpflanzen. Zu diesem Zweck legt sie nicht nur Eier, aus denen Arbeiterinnen werden, sondern auch welche, aus denen Männchen und zukünftige Königinnen werden.
Dies sind die einzigen Ameisen des Staates, die Flügel entwickeln. Sind sie ausgewachsen, bleiben sie noch eine Weile im Nest bzw. der nächsten Umgebung und warten auf ideales Flugwetter. In der Wartezeit werden sie noch von den Arbeiterinnen versorgt. Sind die Bedingungen dann gut, schwärmen, wie auf ein geheimes Zeichen, alle Männchen und Jungköniginnen der Umgebung los zu ihrem Hochzeitsflug. Dabei steuern sie bevorzugt hohe Punkte an. Hier auf Trischen ist man auf der Hütte zwangsläufig der höchste Punkt und unzählige Ameisen krabbeln in Haaren und Kleidung.
Die Jungköniginnen paaren sich dann mit mehreren Männchen und speichern die Spermien für ihr ganzes Leben, denn sie paaren sich nur während des Hochzeitsfluges. Danach sterben die Männchen und die Weibchen verlieren ihre Flügel bzw. beißen sie ab und gründen einen neuen Staat bzw. wandern in den alten ein.