Flügger Wanderfalkennachwuchs

„Traditionell“ brütet auf Trischen, wie auch auf wenigen anderen Inseln und Außensänden, ein Wanderfalkenpaar. Ein zweites Paar hätte keine Chance sich hier einen Nistplatz zu suchen, denn das Revier der großen Falken ist die gesamte Insel! Eindringlinge werden attackiert und vertrieben. Um hier in Ruhe ihre Jungen großziehen zu können, nimmt es das Paar jedes Jahr in Kauf auf dem Boden brüten zu müssen. Eigentlich bevorzugen sie Felsklippen oder größere Bauwerke. Doch die gibt es hier ja bekanntlich nicht.

Zwei Dinge haben sich im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert: Zunächst brütet das selbe Weibchen wie 2018. Dies lässt sich anhand des abgelesenen Ringes sicher sagen. Außerdem befindet sich der Niststandort wieder weit im Norden der Insel. Allerdings dieses Jahr am aller äußersten Zipfel der Vegetation der Nordspitze. Am ersten Juni konnten zwei noch nicht ganz flügge Jungvögel dort fotografiert werden. Da weibliche Wanderfalken wesentlich größer sind als ihre männlichen Artgenossen, lässt sich also für dieses Jahr festhalten, dass sowohl ein Männchen als auch ein Weibchen geschlüpft sind. (Gemeinsam wollten sich die beiden nicht fotografieren lassen)

Seit ein paar Tagen beobachte ich einen Jungvogel der sich im südlichen Teil der Insel aufhält und alleine auf der Jagd ist. Das klappt bisher so semi-gut soweit ich das von der Hütte beurteilen kann. Sind doch die Wanderfalken berühmt für ihre spektakulären Jagdflüge, tut sich dieser Jungvogel noch etwas schwer und kann sich gegen die attackierenden Seeschwalben nicht so richtig durchsetzen. In der Regel sind die frisch flüggen Vögel zunächst noch einige Zeit mit den Eltern unterwegs und jagen gemeinsam. Dieses Exemplar ist vielleicht etwas aufmüpfig und will sich nichts zeigen lassen. Doch sollte er sich ruhig von seinen Eltern in die Kunst der Falkenjagd einführen lassen! So wird er seinem „Jäger der Lüfte“-Ruf jedenfalls noch nicht gerecht! Aber Übung macht ja bekanntlich den Meister und die Wut der Seeschwalben bekomme ich auch oft genug zu spüren und fühle ein bisschen mit dem jungen Falken mit.

Die Jungvögel lassen sich gut anhand einiger Kriterien von den Altvögeln unterscheiden. Am auffälligsten ist hier zunächst die Färbung (wenn Sicht und Lichteinfall passend sind): Während adulte, also „erwachsene“ Wanderfalken auf der Oberseite ein sehr schönes schiefergrau zeigen, ist das Jugendkleid des Nachwuchses eher braun. Außerdem sieht man bei den Jungvögeln auf der Unterseite eine braune Längsstrichelung während die Erwachsenen eine dunkle Querbänderung aufweisen.

Anne de Walmont

Vogelwartin 2019