Francesco Beiträge

Zoonosen können unseren Turteltauben zu schaffen machen

Welche Faktoren außer fortschreitenden Lebensraumveränderungen in der intensivierten Landwirtschaft und einem übermäßigen Jagddruck bereiten unseren Turteltauben sonst noch Probleme? Derzeit sind aufgrund der sich ausbreitenden Coronavirus-Epidemie allgemein Zoonosen wieder stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt. Als Zoonosen werden Krankheiten bezeichnet, die in Wildtierbeständen zirkulieren und unter Umständen von dort auch auf Haus- und Nutztiere sowie in seltenen Fällen auf den Menschen überspringen können.

Ringeltaube und Turteltaube an der gemeinsamen Tränke.

In den Beständen von Wildtauben, inklusive der Turteltauben findet sich eine Reihe von Erregern, wie zum Beispiel diverse Stämme von Trichomonaden der Art Trichomonas gallinae. Das sind einzellige Parasiten, die auch Nutzgeflügel krank machen können. Trichomonas befällt bei den Vögeln überwiegend den Kropf und Rachenraum, die sichtbaren Symptome der Krankheit werden auch Gelber Kropf genannt. Eine Übertragung dieser Art auf den Menschen

Mali bleibt Winterdomizil für Melanie

Während der NABU dem Umweltministerium am Valentinstag offiziell über 75.000 Unterschriften der Petition für ein Ende der Jagd auf Turteltauben in Europa übergeben hat, befinden sich unsere besenderten Turteltauben weiterhin in ihren Winterquartieren im Sahel. Francesco und Cyril haben ihre Aufenthaltsorte dort im Laufe des Winters bereits mehrfach geändert, aber Melanie überwintert weiterhin im Flusstal des Niger im Südwesten Malis. Sie hält sich dort nun schon seit über drei Monaten auf.

Melanies Ortungen der letzten drei Monate aus ihrem Überwinterungsgebiet am Niger in Mali.

Ähnliche Unterschiede hatten wir bei den besenderten Turteltauben auch in den vorherigen Jahren beobachtet. Es zeigt sich also, dass das Verhalten der einzelnen Tiere individuell sehr

Francesco fliegt am weitesten nach Süden

Anders als vor zwei Jahren, als Francesco fast zwei Monate am Nakambé in Ghana verbracht hatte, machte er dort diesmal wider Erwarten nur recht kurz halt. Schon am 9. Januar, nach etwa fünf Tagen in der Flussniederung, flog er knappe 40 km weiter nach Südosten. Nordöstlich der Stadt Tamale, der Hauptstadt der Provinz Nord-Ghana, hält er sich nun schon fast einen Monat lang auf.

Winterverbreitung der Turteltauben in blau, Francescos derzeiter Standort in Ghana ist als oranger Stern markiert; Quelle der Kartengrundlage: HBW Alive.

Von den von uns mit Satellitensendern ausgestatteten Turteltauben ist Francesco damit die Taube, die mit Abstand am weitesten südlich überwintert. Vergleicht man seinen derzeitigen Standort mit der Verbreitungskarte aus dem Handbuch der Vögel der Welt wird ersichtlich, dass er sich südlich vom regulären Winter-Verbreitungsgebiet der Art aufhält. Wir fragen uns, ob Turteltauben, die wie im Fall von Francesco mit seinem Brutgebiet bei Neapel weiter südlich brüten, generell auch weiter im Süden überwintern, als beispielsweise die Brutvögel aus Deutschland. Allerdings hatte die Turteltaube Nicola, die in Apulien auf etwa der gleichen geographischen Breite gebrütet hatte wie Francesco, ungefähr so weit südlich überwintert, wie jetzt beispielsweise Melanie. Um ein generelles Muster erkennen zu können, müssten wir somit wohl noch mehr Vögel besendern.

Um etwas mehr über den Status der Turteltauben in Ghana zu erfahren, haben wir Eric Lartey, den Leiter der

Francesco erreicht erneut den Nakambé in Ghana

Während Melanie und Cyril zur Zeit in ihren Überwinterungsorten recht stationär sind, unternahm Francesco in der Nacht vom vierten auf den fünften Januar einen weiteren „Sprung“ aus seinem bisherigen Winterquartier in Richtung Süden. Nach etwa 280 Kilometern landete er am Morgen des fünften Januars im nördlichen Teil von Ghana, wo er für drei Tage an einem kleinen Fluss rastete. Am achten Januar flog er dann weitere 30 Kilometer nach Südwesten und hält sich seither im Flusstal des weißen Volta auf, den die Ghanaer den Nakambé nennen, ungefähr 40 Kilometer nordwestlich der Stadt Tamale. Im Januar hat der Fluss im Jahresverlauf den niedrigsten Wasserstand, trocknet aber nicht vollständig aus.

Francescos neueste Ortungen (in blau) am Nakambé in Ghana. Die Kernzonen seines Überwinterungsgebiets von vor zwei Jahren sind in rot mit 50%, in orange mit 75% und in gelb mit 90% aller damaligen Ortungen im Gebiet eingerahmt.

Für uns ist sehr interessant zu sehen, dass Francesco einen Teil des vorletzten Winters, nämlich vom 23. Dezember 2017 bis zum 18. Februar 2018, schon einmal genau am selben Ort am Nakambé verbrachte. Der Kern seines Winterorts liegt hier zwischen dem eigentlichen Hauptfluss und einem Altarm, der vor Ort als Zincha-Lagune bekannt ist. Es sieht sehr danach aus, dass sich Francesco an sein Winterquartier von vor zwei Jahren erinnert und es in diesem Jahr erneut für einige Zeit besetzt halten wird. In diesem Winter ist er dort allerdings zweieinhalb Wochen später eingetroffen.

Wie sieht es in Francescos Winterquartier aus?

Das Flusstal des Nakambé mit einzelnen Wasserstellen (dunkelblau), Quelle: Sentinel-hub Playground

Francescos derzeitiger Überwinterungsort, den er um den 21. November erreicht hat, liegt östlich von Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou und nur etwa zehn Kilometer von der Gegend entfernt, in der er bereits im letzten Winter ein paar Monate verbracht hat. Er hält sich hier überwiegend im Flusstal des Nakambé auf, der in der fortschreitenden Trockenzeit vermutlich fast vollständig versiegt. Sieht man sich den Feuchtigkeitsindex des aktuellsten Fehlfarben-Satellitenbilds an, so wird jedoch deutlich, dass sich zur Zeit zumindest noch eine Kette an Wasserstellen das Flusstal entlangzieht, die Francesco als Tränken dienen können.

Ist Francesco seinem Überwinterungsort treu?

Am 18. und 19. November ist Francesco innerhalb Burkina Fasos nochmals über 200 km weiter in Richtung Süden gezogen und rastet nun etwa 40km östlich der Hauptstadt Ouagadougou. Da wir das große Glück haben, Francesco nun schon im dritten Jahr mit Satellitensender in seine Winterquartiere verfolgen zu dürfen, können wir seine Überwinterungsorte von einem Jahr zum anderen vergleichen. Damit lässt sich feststellen, ob Turteltauben eventuell nicht nur jedes Frühjahr zum Brüten ins gleiche Gebiet zurückkommen, sondern auch ihren Winterquartieren ortstreu sind. Ist dies der Fall, sprechen Zugvogelforscher von einer hohen Konnektivität zwischen Winterquartier und Brutgebiet (engl.: migratory connectivity). Vorletzten Winter war Francesco von Burkina Faso aus noch weiter bis nach Ghana gezogen. Letzten Winter jedoch hatte er die meiste Zeit östlich von Ouagadougou verbracht, fast am gleichen Ort, an den er nun vor ein paar Tagen wieder zurückgekehrt ist. Falls das Gebiet auch in diesem Winter für Francesco über längere Zeit attraktiv bleibt, könnte er sich durchaus dazu entscheiden, den Rest des Winters dort zu verbringen.

Francescos derzeitiger Aufenthalt nahe seines letztjährigen Winterquartiers in Burkina Faso.

Francescos derzeitiger Aufenthalt nahe seines letztjährigen Winterquartiers in Burkina Faso.