Francesco Beiträge

Francesco zieht noch ein Stückchen weiter

Francesco war am 23. Oktober in Burkina Faso eingetroffen. In der Nacht vom 2. auf den 3. November machte er dann seinen nächsten „Sprung“ und flog weitere 35 Kilometer in süd-südwestlicher Richtung, wo er sich seiterher am Rande der Ortschaft Sona aufhält. Sona liegt zwar eigentlich in einem Schutzgebiet, dem Sahel-Reservat von Burkino Faso. Allerdings befindet es sich dort zwischen der großen Tagebau-Goldmine Inata und dem Staudamm von Tchalel-Goumdé die ebenfalls im Reservat liegen. Immerhin ist der Stausee derzeit mit Wasser gefüllt, und das Gebiet in dem sich Francesco aufhält im Augenblick sehr grün.

Betrachten wir das jüngste Infrarot-Satellitenbild der Gegend vom 6. November erscheint die frische Vegetation in Fehlfarben leuchtend rot, die Wasserfläche des Stausees östlich von Francescos Aufenthaltsort ist türkis dargestellt. Deutlich sind auch die geometrischen Strukturen der Goldmine von Inata westlich von Francescos Standort zu erkennen. In jedem Fall dürfte Francesco in seinem derzeitigen Winterquartier mit all der frischen Vegetation momentan sehr gute Nahrungsbedingungen vorfinden.

Francescos derzeitiger Überwinterungsort (blauer Stern). Infrarot-Satellitenbild vom 6. November. Quelle: Sentinel-hub Playground

Erwähnenswert ist noch, dass Francesco einen Teil des Winters 2017 schon einmal auf dem gleichen Breitengrad verbrachte, nur etwa 40 Kilometer weiter östlich. Damals war er Mitte November noch weiter nach Südosten gezogen. Wie lange wird er wohl diesmal in der Gegend bleiben?

Francesco wieder in Burkino Faso

Nachdem sich Francesco genau einen Monat lang in seinem ersten Überwinterungsgebiet im Süden Malis aufgehalten hatte, zog er in der Nacht vom 22. auf den 23. Oktober weiter Richtung Südwesten. Am Morgen des 23. Oktobers überflog er die Grenze zu Burkino Faso und bewegte sich dann über zwei Tage noch um etwa 20 km weiter ins Landesinnere. Dort hält er sich seither auf, etwa 150 km von seinem bisherigen Winterquartier entfernt und zirka 50 km nördlich eines Gebiets, in dem er schon im Oktober und November 2017 länger verweilt hatte.

Francesco fliegt von Süd-Mali nach Burkina Faso, in grau dargestellt die Grenze zwischen Mali und Burkina Faso; etwas weiter südlich einer von Francescos Aufenthalten 2017.

Für uns ist es sehr erfreulich, dass wir Francescos Wanderungen in seine Winterquartiere und seine diversen Winterortswechsel nun schon im dritten Jahr detailliert verfolgen können. Wenngleich er bisher jeden Herbst in die selbe Richtung abzog und und im Winter großräumig betrachtet in der gleichen Region verbrachte, zeichnet sich dennoch ab, dass er keine sehr hohe Winterortstreue aufzuweisen scheint. Denn obwohl er nun schon zum dritten Mal zumindest einen Teil des Winters in Burkina Faso verbringt, hält er sich dort bisher jedes Mal in unterschiedlichen Gebieten auf. Wir vermuten, dass seine Winterortswahl und vor allem auch die Ortswechsel im Winter von den Jahr zu Jahr zeitlich und räumlich sehr unterschiedlichen Niederschlagsverteilungen beeinflusst werden, die wiederum dafür verantwortlich sind, wann und wo genau er reife Sämereien, also die besten Nahrungsbedingungen, vorfindet.

Francesco weiterhin in Süd-Mali

Francesco hält sich weiterhin im Süden von Mali auf. Seit seiner Ankunft dort um den 22. September hat er sich nur auf einer relativ kleinen Fläche umherbewegt. Betrachten wir nur diejenigen Signale seines Satellitensenders, die mit einer Abweichung von maximal 250 Metern die höchste Ortungs-Genauigkeit aufweisen, stellen wir fest, dass sich sein Leben derzeit in einem Radius von lediglich etwa einem Kilometer abspielt. Dies unterstreicht ein weiteres Mal wie wichtig für Turteltauben in den Rast- und Winterquartieren die räumliche Nähe von Nahrungshabitaten auf dem Boden, Wasserstellen zur Tränke sowie Baumbestand als Schlafplatz und Schattenspender ist. Diesem Habitatmix auf engem Raum, der durch Überweidung, Intensivierung der Landnutzung, Holzeinschlag und fortschreitender Desertifikation vielerorts gefährdet ist, sollte bei Überlegungen zu Schutzmaßnahmen südlich der Sahara sicherlich ein Hauptaugenmerk zukommen.

Francescos Rastgebiet in Süd-Mali. Quelle: ARGOS CLS.

Treue zum Winterquartier bei Francesco?

Francesco hält sich seit dem 22. September weiter in seinem Rast- oder ersten Überwinterungsgebiet im südlichen Mali auf. Nach wie vor ist er von den besenderten Turteltauben bisher am weitesten nach Süden gezogen, hat die Wüste deutlich hinter sich gelassen und befindet sich in der Sudan-Savanne. Wir sind gespannt, ob er im weiteren Verlauf des Zuges noch von der einen oder anderen Taube überholt wird.

Melanie zieht von Spanien nach Mauretanien in 4 Tagen

In Südwestlicher Richtung flog Melanie zwischen dem späten Vormittag des 22. September und dem frühen Morgen des 24. Septembers von ihrem Rastgebiet im Norden Spaniens bis nach Zentralmarokko. Somit haben alle von uns besenderten Turteltauben Europa verlassen und befinden sich nun in Afrika.

Rastende Turteltaube in der Ténéré, © J. Brouwer, mit Dank an die West African Bird Database (www.wabdab.org)

Wird Melanie Afrika erreichen?

Alle drei Turteltauben aus der Lieberoser Heide sind nach wie vor in Nordafrika. Jenny bewegt sich derzeit in südlicher Richtung weiter durch Tunesien, am 20. September wurde ihr Sender nahe der Stadt Makthar verortet. Wird sie dort länger rasten oder demnächst ebenfalls die Sahara überqueren? Cyril, der sich am 15. September noch nahe der österreich-ungarischen Grenze im Burgenland aufhielt, hatte zwei Tage später schon Slowenien, Kroatien, Serbien und dann die Adria überflogen. Nach der Adria-Überquerung legte er am 19. September einen kurzen Zwischenstop in Süditalien nahe Brindisi ein und flog dann in südwestlicher Richtung über Italiens Stiefelhacke und das Mittelmeer. Sizilien und Malta ließ Cyril dabei nordwestlich liegen  eine weise Entscheidung, denn in beiden Ländern ist die Herbstjagd noch erlaubt. Er erreichte spätestens am 21. September die libysche Mittelmeerküste, ca. 60km östlich von Tripolis. Dort hält er sich zur Zeit zur Zwischenrast auf. Luciano, der Libyen bereits am 15. September erreicht hatte, hielt sich dort nicht lange auf sondern flog zügig weiter nach Süden. Seine nächste Ortung erreichte uns am

Standort von Lucianos Argos-Satellitensender aus der Wüstenoase Umm Al Aranib in Murzuk, Libyen

17. September aus Umm Al Aranib, einer Sahara-Oase in Zentral-Libyen in der Region Murzuk. Dort rastet Luciano zur Zeit und frisst sich vermutlich Reserven für die nächste Etappe der Wüstenüberquerung an.

Francesco, der sich als erster aus seinem Brutgebiet in Kampanien auf die herbstliche Reise gemacht hatte und als erste besenderte Turteltaube bereits die Sahara überquerte, flog am 22. September südöstlich von Gao über den Fluss Niger. Seither rastet er in der Sahelzone im südöstlichen Mali, ca. 70km nördlich der Grenze zu Burkina Faso. Ob er in den nächsten Tagen noch weiter nach Süden zieht, oder bereits in seinem ersten Winterquartier in Westafrika angekommen ist, werden wir in Kürze erfahren, wenn wir die nächsten Ortungen seines Satellitensenders erhalten. Dieser sendet uns bereits seit dem Frühjahr 2017 zuverlässig Francescos Aufenthaltsorte.

Melanie ist die einzige Taube, die sich momentan noch in Europa aufhält. Sie flog von ihrem Rastort in Frankreich in südwestlicher Richtung weiter nach Spanien und hält sich seit dem 17. September in einem Gebiet aus Wald und Feldern ca. 100km östlich von Valladolid nahe der Stadt Aranda de Duero auf. Die nordspanische Stadt liegt in der Provinz Burgos am Fluss Duero. Drücken wir die Daumen, dass Melanie, die einzige der besenderten Tauben auf dem westlichen Zugweg, Spanien sicher durchquert, denn leider werden dort nach wie vor sehr viele Turteltauben auf dem Herbstzug von Jägern geschossen.

Melanies Rastort in Nordspanien am Fluss Duero mit den Standorten ihres Argos-Satellitensenders.