Francesco Beiträge

Francesco hat die Sahara überquert und überwintert in Mali

Wie im vorherigen Beitrag zu lesen, war Francesco am 13. September in Nordafrika angekommen. Dort ließ er sich nicht lange Zeit, bereits am 14. September hatte er Tunesien nördlich hinter sich gelassen und war in Algerien. Er überquerte dann fast ohne Zwischenrast in drei Tagen die Sahara und kam am 17. September im Südosten Malis an, ca. 230 Kilometer östlich der berühmten, in der Nigeraue gelegenen Stadt Gao. Dort hält er sich seither in einem recht begrenzten Areal mit einem Radius von ca. vier Kilometern auf. Dieses Areal liegt etwa 30 Kilometer nördlich des Ortes Menaka und dem Schutzgebiet „Reserve Partielle De Faune D‘Ansongo-Menaka“. Vom Satellitenbild lässt sich erkennen, dass das Gebiet in einer kleinen Flussniederung liegt, einem so genannten Wadi, das zumindest in der Regenzeit einige Wasserstellen aufweisen sollte.

Satellitenortungen von Francesco in seinem Winterquartier in Mali seit seiner Ankunft Mitte September 2018.

Es zeigt eine für den Sahel recht diverse Habitatstruktur, mit einem kleinskaligen Mosaik aus Baumbestand und Offenland. Aufgrund dieser Mischung aus Rast- bzw. Schlafbäumen, Wasserstellen als Tränken und offenem Gras- oder Kulturland für die Nahrungssuche auf kleinstem Raum erscheint uns das Gebiet zumindest aus dem All betrachtet als ein sehr geeignetes Überwinterungsgebiet für Turteltauben. Höchstwahrscheinlich überwintert Francesco dort nicht alleine, denn außerhalb der Brutzeit sind Turteltauben meist in Trupps unterwegs, als sie noch häufiger waren zum Teil auch in großen Schwärmen. Nun sind wir gespannt, ob Francesco in der Gegend bleibt oder wie im letzten Jahr im Laufe des Winters noch weitere Wanderungen unternehmen wird.

Francesco startet seinen Herbstzug

Am 11. September gegen sechs Uhr abends Ortszeit startete das besenderte Turteltaubenmännchen Francesco den Herbstzug aus seinem Brutgebiet in Italien. Dabei handelt es sich nun schon um den zweiten Flug am Sender in Richtung Süden. Zwei Stunden später um 20 Uhr war Francesco schon über dem Thyrrenischen Meer und überflog gegen 22 Uhr die westlichen Äolischen Inseln. Die nächsten Signale des Senders erreichten uns dann am späteren Nachmittag des 12. Septembers, da hielt sich Francesco an der Südküste Siziliens auf, in der Nähe der Ortschaft Licata. Von dort aus startete er noch am selben Abend zur Überquerung des zentralen Mittelmeers, ließ Malta, wo zur Zeit leider wieder Jadgsaison ist, glücklicherweise deutlich östlich liegen und kam damit sicher am frühen Morgen des 13. September an der nordafrikanischen Küste an. Die derzeit letzten Signale erreichten uns aus dem Osten Tunesiens, ca. 70km vom Meer entfernt.

Die Argos-Satellitenkarte zeigt Francescos Zugstrecke der letzten drei Tage.

Francesco hat diese erste Etappe seiner Reise mit der Querung des Mittelmeers sehr zügig absolviert und überwiegend nachts. Gespannt erwarten wir die kommenden Tage, in denen Francesco die Überquerung der Sahara bevorsteht und werden Sie darüber auf dem Laufenden halten.

Francesco bereitet sich auf die nächste lange Reise vor

Schon die zweite Brutzeit seit seiner Besenderung im Frühjahr 2017 hat die männliche Turteltaube Francesco nun in Italien nordöstlich von Neapel verbracht und dort vermutlich erfolgreich gebrütet und Junge aufgezogen. Aber was machen die Turteltauben wohl in der Zeit zwischen der Brutperiode und dem Herbstzug?

Hauptaktionsraum von Francesco während und nach der Brutzeit in diesem Jahr.

Wie die Ortungen des Satellitensenders belegen, hält sich Francesco auch nach der Brut weiterhin in der Gegend seines Brutgebiets auf. Wir können davon ausgehen, dass er dort im Familienverbund oder schon als Teil eines größeren Turteltaubentrupps umherstreift. In der Nachbrutzeit beginnen die Vögel auch mit der Handschwingenmauser, die sie dann für den Zug unterbrechen und erst im Winterquartier abschließen werden. Für diesen Aufbau der neuen Flugfedern, aber auch zum Aufbau von Fettreserven, die auf der bevorstehenden Reise als Treibstoff dienen werden, benötigen Turteltauben qualitativ hochwertige Nahrung. Sie besteht überwiegend aus Sämereien einer Vielzahl von Wildblumen und -kräutern. Diese gibt es jedoch in einer intensivierten, industriellen Landwirtschaft mit Herbizideinsatz leider immer weniger – vermutlich einer der Hauptgründe für den starken Bestandsrückgang der Turteltaube in weiten Bereichen Europas in den letzten Jahrzehnten.

Wir hoffen jedoch stark, dass es in der Gegend, in der sich Francesco derzeit aufhält, noch genügend gute Nahrung gibt, denn schon sehr bald wird er sich wieder auf den weiten Weg nach Süden in Richtung Winterquartier begeben.

Wo sind die Turteltauben im Winter?

Turteltaubenschwarm im Zakouma Nationalpark, Tschad – Foto: African Parks, Leon Lamprecht

Dana und Francesco verbringen ebenso wie Nicola im Jahr zuvor ihren Winter in der Trockensavanne. Diese Vegetationszone zieht sich wie ein Gürtel südlich von Wüste, Halbwüste und Dornsavanne am Südrand der Sahara quer über den Kontinent, durch die Länder (von West nach Ost): Senegal, Mali, Burkina Faso, Niger, Nigeria, Tschad und Sudan.

Francesco schon in Mali

Die männchliche Taube Francesco hatten wir Ende April auf der kleinen Maltesischen Insel Comino gefangen und als bisher letztes Tier mit einem Argos-Sender ausgestattet. Er hatte seinen Heimzug ins Brutgebiet in Süditalien nach wenigen Tagen fortgesetzt. Die gesamte Brutzeit hielt er sich dort in der Gegend um Benevento auf. Die Karte zeigt Peilungen seines Argos-Senders aus dem Brutrevier und dessen Umgebung nicht weit von der Stadt Benevento. Auf dem Satellitenbild kann man eine reich strukturierte Kulturlandschaft aus Obst- und Olivenhainen und kleineren Feldern erkennen. Damit scheint die Gegend als Brutgebiet für die Turteltaube noch sehr gut geeignet.

Brutrevier von Francesco nahe der italienischen Stadt Benevento. Das Gebiet besteht aus einer strukturierten Kulturlandschaft aus Obst- und Olivenhainen und kleineren Feldern.

Besenderung der Turteltauben auf Malta

Die erste Turteltaube, die wir auf den Namen Nicola tauften, hatten wir in einer Pilotphase des Projekts bereits im Frühjahr 2016 in Malta besendert. Sie war dem Beringer und Naturschutzwart Charles Coleiro am Vormittag des 13. Mai in BirdLife Maltas Vogelschutzgebiet Simar ins Netz gegangen. Simar liegt im Norden der Hauptinsel und ist als  Feuchtgebiet mit Lagunen und einen renaturierten Olivenhain als Rastort für durchziehende Vögel sehr bedeutend.

Turteltaube ‚Nicola‘ wird besendert – Foto: Ben Metzger

Als einer von BirdLife Maltas Gebietsbetreuern fängt und beringt Charles in Simar regelmäßig Zugvögel im Rahmen eines standardisierten Monitoring-Programms.