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Keine weiteren Bewegungen von Frieda, Taubert und Romeo

Etwa anderthalb Monate haben wir nun noch abgewartet, ob sich die Turteltauben Frieda, Taubert oder Romeo, die alle auf dem Herbstzug ins westafrikanische Winterquartier in der südlichen Sahara gestrandet waren, doch noch einmal in Bewegung setzen würden. Jegliche Ortsveränderungung hätten wir über ihre Satellitensender, die weiterhin regelmäßig Daten senden, registriert.

Turteltaubenpaar, Foto: Ben Metzger

Wir hatten bereits berichtet, dass es sich bei den Gegenden, aus denen die Satellitensignale kommen, um extrem trockene und vegetationsarme Wüstengebiete handelt. Sie sind für längere Rastaufenthalte oder gar als Winterquartiere kaum geeignet. Von den Daten, die wir bereits in den letzten Jahren über besenderte Turteltauben gesammelt haben, wissen wir außerdem, dass die Vögel Ende November bereits in ihren Winterquartieren deutlich weiter südlich angekommen sein müssten.

Weil die Reise aller drei Turteltauben in einem relativ kurzen Zeitfenster in der Südsahara endete, hatten wir darüber spekuliert, ob etwa eine größere Schlechtwetterfront mit Sandstürmen die Vögel überrascht haben könnte. Joost Brouwer, der Vogelexperte in der Region, der uns bereits in der Vergangenheit immer wieder unterstützt hatte, befragte dazu

Endet die Reise für Romeo, Taubert und Frieda in der südlichen Sahara?

Leider gibt es in diesem Monat von den besenderten Turteltauben keine besonders guten Nachrichten. Anfang Oktober hatte ich berichtet, dass Romeo bereits am 29. September in Südost-Mauretanien angekommen war und damit die Sahara eigentlich schon fast überwunden hatte. Von dort erreichten uns dann noch einzelne Signale seines Senders, zuerst regelmäßig bis zum 3. Oktober und dann nach einer längeren Pause noch ein weiteres am 18. Oktober. Die letzten Peilungen kamen aber alle mit recht hoher Ungenauigkeit aus einer ariden und vegetationsarmen Gegend in der Region Hodh Ech Chargui.

Taubert hatte bis zum 5. Oktober länger in der Oasengruppe um Zaouiet Debagh in Zentralalgerien gerastet und war dann innerhalb von zwei Tagen über 800 Kilometer nach Süden gezogen. Seither erreichen uns die Signale seines Senders regelmäßig aber stationär aus einer Sandwüstengegend in Südalgerien etwa 400 km westlich von Tamanrasset.

Friedas letzte Standortübermittlung in der südalgerischen Wüste

Frieda, die als einzige der hessischen Sendertauben das Mittelmeer auf der zentralen Zugroute über Korsika und Sardinien überquert hatte, rastete bis Anfang Oktober im nördlichen Tunesien. Vermutlich am Abend des 3. Oktobers machte sie sich dann auf ihrer Reise ins südliche Winterquartier an die Überquerung der Sahara und erreichte am 7. Oktober nach über 1500 Kilometern Flugstrecke die Gegend um den Berg Adaf in Südostalgerien, südlich des Nationalparks Tassili N’Ajjer. Aus der Felswüste von dort bekommen wir auch von ihrem Sender seither stationäre Peilungen.

Alle drei weit auseinander liegenden Gebiete sind vegetationsarm und zeichnen sich durch extreme Trockenheit aus. Damit sieht es nicht danach aus, dass sie für Turteltauben geeignete

Friedas ungewöhnliche Zugroute nach Tunesien

Für ihre Überquerung des Mittelmeers wählte Frieda eine weniger bekannte Zugroute. Wie wir bereits früher hier berichtet hatten, war sie unerwarteterweise nicht wie die anderen Tauben nach Südwesten abgezogen sondern hatte einen Süd-Südost-Kurs eingeschlagen und dann in Norditalien, etwas südlich von Mailand eine längere Zwischenrast eingelegt. Fast zwanzig Tage hatte sie sich dort aufgehalten.

Am Abend des 26. September war sie dann nach Süden aufgebrochen, war etwas östlich von Genua aufs Mittelmeer hinausgeflogen und hatte vermutlich noch in derselben Nacht Korsika erreicht. Am Nachmittag des 27. September zog sie entlang der korsischen Ostküste weiter nach Süden, flog am späten Abend weiter nach Sardinien und dann in der Nacht immer noch

Friedas Route von Nord-Italien nach Tunesien führt über Korsika und Sardinien; Quelle: Argos

auf einem Südkurs an der sardischen Küste entlang. Vermutlich hatte sie die Südostspitze Sardiniens noch in der gleichen Nacht oder am frühen Morgen des 28. September erreicht und

Taubert verweilt länger in Oasen der Sahara

Die erste Etappe seiner Sahara-Überquerung hatte Taubert in der Zeit vom 21. bis 22. September gemeistert. Da hatte er den Westlichen Großen Erg in Zentral-Algerien hinter sich gelassen und die Oasengruppe um Zaouiet Debagh erreicht. Hier hält sich Taubert nun schon seit über einer Woche auf, vermutlich um seine Reserven aufzutanken, bevor er dann hoffentlich erfolgreich die nächste Etappe auf dem Zug über die Sahara absolviert.

Wenn wir Tauberts kleinräumigen Bewegungen in seinem derzeitigen Rastgebiet genauer unter die Lupe nehmen, können wir interessanterweise beobachten, dass Taubert selbst während seiner Rast in der Sahara ein wenig entlang der Oasen-Kette in südwestlicher Richtung weitergezogen ist.

Tauberts kleinräumige Bewegungen in südwestlicher Richtung entlang der Oasen; Quelle: Argos

Bleibt Julia in Marokko auf der Strecke?

Bereits vor zwei Wochen war Julia als erste unserer Sendertauben in Nordafrika angekommen. Von ihrem Rastort in Nordmarokko, etwas südöstlich der Großstadt Rabat aus einer Gegend mit recht intensivem Getreideanbau, erreichten uns dann in der Nacht des 17. September kurz nach Mitternacht die letzten Signale ihres Satellitensenders. Leider können wir aus den zusätzlichen Daten von Julias Sender, die uns mit diesen letzten Ortungen erreichten, nicht ableiten, ob Julia etwas zugestoßen ist, oder eventuell lediglich der Sender ausgefallen ist. In jedem Fall stellt die Zugzeit für Turteltauben und viele weitere Zugvogelarten eine entbehrungsreiche und gefahrvolle Periode in ihren Lebenszyklen dar. Außerdem ist bekannt, dass Turteltauben in Marokko immer noch intensiv bejagt werden, inklusive von Jagdtouristen aus Europa.

Turteltaube im Rastgebiet auf einem abgeernteten Getreidefeld; Foto: Ben Metzger

Romeo schon in Mauretanien

Bis zum 22. September hatte Romeo in Südfrankreich Zwischenrast gemacht und war dann in der Nacht auf den 23. durchgestartet, vorerst in südwestliche Richtung. In der Nacht vom 23. auf den 24. bog er nach Süden ab, ließ Madrid westlich liegen und war am 24. abends bereits östlich von Granada in Südspanien angekommen. Die Alborán-See überflog er noch in der selben Nacht und erreichte Marokko nicht weit der spanischen Enklave Melilla. In der nächsten Nacht überflog Romeo den Mittleren Atlas, nur wenig östlich des Berges Bou Nasser, mit 3340 Metern die höchste Erhebung dieses Gebirgszuges. Am Abend des 26. September war Romeo dann schon in West-Algerien und flog zügig weiter Richtung Süden, war am 28. morgens in Nord-Mali und dann am morgen des 29. im Südosten Mauretaniens. Damit hat er die westliche Sahara schon fast überwunden und wir können erwarten, dass er demnächst sein Winterquartier im Sahel erreicht. In jedem Fall staunen wir über Romeos gewaltige Flugleistung, schließlich war er in einer Woche von Südfrankreich bis nach Westafrika gezogen – in etwa dreitausend Kilometer Luftlinie.

Romeos Flugstrecke in einer Woche von Südfrankreich nach Mauretanien; Quelle: Argos