Illegale Jagd Beiträge

Keine weiteren Bewegungen von Frieda, Taubert und Romeo

Etwa anderthalb Monate haben wir nun noch abgewartet, ob sich die Turteltauben Frieda, Taubert oder Romeo, die alle auf dem Herbstzug ins westafrikanische Winterquartier in der südlichen Sahara gestrandet waren, doch noch einmal in Bewegung setzen würden. Jegliche Ortsveränderungung hätten wir über ihre Satellitensender, die weiterhin regelmäßig Daten senden, registriert.

Turteltaubenpaar, Foto: Ben Metzger

Wir hatten bereits berichtet, dass es sich bei den Gegenden, aus denen die Satellitensignale kommen, um extrem trockene und vegetationsarme Wüstengebiete handelt. Sie sind für längere Rastaufenthalte oder gar als Winterquartiere kaum geeignet. Von den Daten, die wir bereits in den letzten Jahren über besenderte Turteltauben gesammelt haben, wissen wir außerdem, dass die Vögel Ende November bereits in ihren Winterquartieren deutlich weiter südlich angekommen sein müssten.

Weil die Reise aller drei Turteltauben in einem relativ kurzen Zeitfenster in der Südsahara endete, hatten wir darüber spekuliert, ob etwa eine größere Schlechtwetterfront mit Sandstürmen die Vögel überrascht haben könnte. Joost Brouwer, der Vogelexperte in der Region, der uns bereits in der Vergangenheit immer wieder unterstützt hatte, befragte dazu

Bleibt Julia in Marokko auf der Strecke?

Bereits vor zwei Wochen war Julia als erste unserer Sendertauben in Nordafrika angekommen. Von ihrem Rastort in Nordmarokko, etwas südöstlich der Großstadt Rabat aus einer Gegend mit recht intensivem Getreideanbau, erreichten uns dann in der Nacht des 17. September kurz nach Mitternacht die letzten Signale ihres Satellitensenders. Leider können wir aus den zusätzlichen Daten von Julias Sender, die uns mit diesen letzten Ortungen erreichten, nicht ableiten, ob Julia etwas zugestoßen ist, oder eventuell lediglich der Sender ausgefallen ist. In jedem Fall stellt die Zugzeit für Turteltauben und viele weitere Zugvogelarten eine entbehrungsreiche und gefahrvolle Periode in ihren Lebenszyklen dar. Außerdem ist bekannt, dass Turteltauben in Marokko immer noch intensiv bejagt werden, inklusive von Jagdtouristen aus Europa.

Turteltaube im Rastgebiet auf einem abgeernteten Getreidefeld; Foto: Ben Metzger

Francescos Sender verstummt nach dreieinhalb Jahren

Turteltaubenmännchen im Brutgebiet; Foto: Ben Metzger

Am Abend des 14. August erhielten wir das bisher letzte Signal von Francescos Satellitensender, da war das Turteltauben-Männchen noch in seinem Brutrevier in Süditalien.

Wir hatten Francesco am 23. April 2017 auf der maltesischen Insel Comino besendert, wo er auf dem Frühjahrszug ins Brutgebiet Rast gemacht hatte. Mit fast dreieinhalb Jahren hat er mit seinem Sender von allen Turteltauben im Projekt bisher mit Abstand am längsten Daten geliefert. Insgesamt konnten wir ihn über vier Brutperioden in Kampanien und drei komplette Zug- und Überwinterungszyklen verfolgen.

Über Francescos Schicksal können wir leider nur spekulieren. Von den übertragenen Daten wissen wir aber, dass die Spannung seines Senders bis zum Schluss ausreichend hoch waren – fallen diese immer weiter ab, deutet das darauf hin, dass der Sender Probleme mit der

Marijas kurze Reise bis zum Abschuss

Die erste Turteltaube, ging den Beringern Nicholas Galea und Martin Austad auf Comino dann bereits am Morgen des ersten Mai ins Netz. Sie wurde mit einem individuellen Kennring versehen, vermessen und mit dem 5g leichten und solarbetriebenen Satellitensender ausgestattet. Nach Santa Marija, der Schutzheiligen von Comino, die auch der an die Beringungsstation angrenzenden Bucht ihren Namen gab, wurde die Taube auf den Namen Marija getauft und umgehend zurück in die Freiheit entlassen.

Comino, 1. Mai 2020

Turteltaube Marija, direkt nach ihrer Besenderung; Foto: Nicholas Galea, BirdLife Malta.

Bereits kurz nach ihrer Freilassung flog Marija weiter in nördlicher Richtung hinüber auf die Nachbarinsel Gozo, wo sie den Tag und dann auch die darauffolgende Nacht verbrachte. Das letzte Signal ihres Satellitensenders erhielten wir dann am nächsten Morgen gegen

Bentornato a casa – Willkommen zuhause, Francesco!

Zehn Tage lang hatte Francesco nach seiner Sahara-Überquerung in Algerien am Südhang des Aurès-Gebirges gerastet und sich dort vermutlich von den Strapazen dieser enormen Zugstrecke durch die Wüste erholt. In der Nacht vom 27. auf den 28. April war er dann den Berghängen folgend nach Ost-Nordosten gezogen und rastete daraufhin weitere drei Tage unweit der tunesischen Hafenstadt Sousse. Am Abend des 30. April flog Francesco dann zur Überquerung des Mittelmeeres in nordöstlicher Richtung los, passierte Pantelleria, und erreichte am 1. Mai bereits das Nordost-Ende von Sizilien, nahe der Straße von Messina. Noch am gleichen Tag wechselte er aufs italienische Festland und zog gleich weiter nach Norden, und so kam er am 3. Mai früh morgens in seinem Brutgebiet bei Benevento in Kampanien an. Leider bekamen wir in den drei letzten Tagen von Francescos Reise überwiegend recht unpräzise Ortungen seines Satellitensenders, weshalb wir kaum sagen können, welche exakte Route er übers Mittelmeer genommen hat. In jedem Fall hat er die Straße von Sizilien bei Nacht überquert und ließ Malta weit östlich liegen. Damit war er wieder einmal vor der Maltesischen Jägerschaft sicher.

Turteltaube im Brutgebiet im Mittelmeerraum. Foto: Ben Metzger

Seit seiner Besenderung auf der maltesischen Insel Comino im Frühjahr 2017 ist Francesco nach drei kompletten Zugzyklen nun schon zum vierten Mal in seinem Brutgebiet angekommen. Wünschen wir ihm eine gute Ankunft in seiner italienischen Heimat und eine weitere erfolgreiche Brutsaison und hoffen, dass uns sein Sender auch weiterhin wertvolle Daten zu seinem Aufenthalt übermittelt.

Immer wieder Malta

Alle drei Turteltauben befinden sich zur Zeit noch südlich des Mittelmeers, das vor allem Francesco schon in den nächsten Tagen von Nordafrika aus nach Italien überqueren dürfte. Daher richtet sich unser Augenmerk wieder einmal auf die Situation in Malta, dem Inselstaat im zentralen Mittelmeer, der für die Jagd und Wilderei auf ziehende Vögel berüchtigt ist und als einziges EU-Land jährlich Ausnahmeregelungen für eine Jagd auf Zugvögel im Frühjahr durchsetzt.

Turteltaube als Jagdopfer zwischen acht Pirolen. Foto: NABU/Waheed Salama

Die maltesische Regierung wird sich wohl durchaus bewusst gewesen sein, dass eine legale Jagd auf die gefährdeten Turteltauben in diesem Frühjahr kaum zu rechtfertigen sein dürfte. Um die über 6000 schießfreudigen Jäger dennoch zufriedenstellen zu können, genehmigte der für die „Wild Bird Regulation Unit“ (WBRU) zuständige Minister Clint Camilleri, der selbst ein Jäger ist, eine dreiwöchige Frühjahrs-Saison auf Wachteln. Diese „Wachtelsaison“ bis Ende April wurde allerdings zeitlich so ausgedehnt, dass sie mit der Hauptdurchzugszeit der Turteltauben zusammenfällt – Wachteln ziehen hauptsächlich von März bis Anfang April über die maltesischen Inseln.

Darüber hinaus führt auch in Malta die Situation bezüglich der Covid-19 Pandemie dazu, dass alle Aktivitäten draußen für die Bevölkerung auf das Notwendigste reduziert sind.