Burkina Faso Beiträge

Francesco schon auf der Heimreise?

Während die in Deutschland besenderten Turteltauben Melanie und Cyril weiter in ihren Winterquartieren ausharren, hat der Italiener Francesco, den wir im Frühjahr 2017 auf Malta besendert hatten, seines in Ghana kürzlich wieder verlassen. Am Abend des 14. März zog er aus der Gegend Tamale in Richtung Norden los und war am nächsten Tag bereits in Burkina Faso, ca. einhundert Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Ouagadougou. In der darauf folgenden Nacht ging es dann schon weiter, und so erreichte Francesco am 16. März den Südosten Malis, etwas nördlich des Dreiländerecks zwischen Mali, Niger und Burkina Faso. Damit hat er in den zwei Nächten insgesamt etwa 650 Kilometer in nördlicher Richtung zurückgelegt.

Francescos Flug von Ghana nach Südost-Mali (Mitte); Melanie überwintert weiterhin in Südwest-Mali (links), Cyril im Niger (rechts im Bild). Quelle: Argos

Wie sieht es in Francescos Winterquartier aus?

Das Flusstal des Nakambé mit einzelnen Wasserstellen (dunkelblau), Quelle: Sentinel-hub Playground

Francescos derzeitiger Überwinterungsort, den er um den 21. November erreicht hat, liegt östlich von Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou und nur etwa zehn Kilometer von der Gegend entfernt, in der er bereits im letzten Winter ein paar Monate verbracht hat. Er hält sich hier überwiegend im Flusstal des Nakambé auf, der in der fortschreitenden Trockenzeit vermutlich fast vollständig versiegt. Sieht man sich den Feuchtigkeitsindex des aktuellsten Fehlfarben-Satellitenbilds an, so wird jedoch deutlich, dass sich zur Zeit zumindest noch eine Kette an Wasserstellen das Flusstal entlangzieht, die Francesco als Tränken dienen können.

Ist Francesco seinem Überwinterungsort treu?

Am 18. und 19. November ist Francesco innerhalb Burkina Fasos nochmals über 200 km weiter in Richtung Süden gezogen und rastet nun etwa 40km östlich der Hauptstadt Ouagadougou. Da wir das große Glück haben, Francesco nun schon im dritten Jahr mit Satellitensender in seine Winterquartiere verfolgen zu dürfen, können wir seine Überwinterungsorte von einem Jahr zum anderen vergleichen. Damit lässt sich feststellen, ob Turteltauben eventuell nicht nur jedes Frühjahr zum Brüten ins gleiche Gebiet zurückkommen, sondern auch ihren Winterquartieren ortstreu sind. Ist dies der Fall, sprechen Zugvogelforscher von einer hohen Konnektivität zwischen Winterquartier und Brutgebiet (engl.: migratory connectivity). Vorletzten Winter war Francesco von Burkina Faso aus noch weiter bis nach Ghana gezogen. Letzten Winter jedoch hatte er die meiste Zeit östlich von Ouagadougou verbracht, fast am gleichen Ort, an den er nun vor ein paar Tagen wieder zurückgekehrt ist. Falls das Gebiet auch in diesem Winter für Francesco über längere Zeit attraktiv bleibt, könnte er sich durchaus dazu entscheiden, den Rest des Winters dort zu verbringen.

Francescos derzeitiger Aufenthalt nahe seines letztjährigen Winterquartiers in Burkina Faso.

Francescos derzeitiger Aufenthalt nahe seines letztjährigen Winterquartiers in Burkina Faso.

Francesco zieht noch ein Stückchen weiter

Francesco war am 23. Oktober in Burkina Faso eingetroffen. In der Nacht vom 2. auf den 3. November machte er dann seinen nächsten „Sprung“ und flog weitere 35 Kilometer in süd-südwestlicher Richtung, wo er sich seiterher am Rande der Ortschaft Sona aufhält. Sona liegt zwar eigentlich in einem Schutzgebiet, dem Sahel-Reservat von Burkino Faso. Allerdings befindet es sich dort zwischen der großen Tagebau-Goldmine Inata und dem Staudamm von Tchalel-Goumdé die ebenfalls im Reservat liegen. Immerhin ist der Stausee derzeit mit Wasser gefüllt, und das Gebiet in dem sich Francesco aufhält im Augenblick sehr grün.

Betrachten wir das jüngste Infrarot-Satellitenbild der Gegend vom 6. November erscheint die frische Vegetation in Fehlfarben leuchtend rot, die Wasserfläche des Stausees östlich von Francescos Aufenthaltsort ist türkis dargestellt. Deutlich sind auch die geometrischen Strukturen der Goldmine von Inata westlich von Francescos Standort zu erkennen. In jedem Fall dürfte Francesco in seinem derzeitigen Winterquartier mit all der frischen Vegetation momentan sehr gute Nahrungsbedingungen vorfinden.

Francescos derzeitiger Überwinterungsort (blauer Stern). Infrarot-Satellitenbild vom 6. November. Quelle: Sentinel-hub Playground

Erwähnenswert ist noch, dass Francesco einen Teil des Winters 2017 schon einmal auf dem gleichen Breitengrad verbrachte, nur etwa 40 Kilometer weiter östlich. Damals war er Mitte November noch weiter nach Südosten gezogen. Wie lange wird er wohl diesmal in der Gegend bleiben?

Francesco wieder in Burkino Faso

Nachdem sich Francesco genau einen Monat lang in seinem ersten Überwinterungsgebiet im Süden Malis aufgehalten hatte, zog er in der Nacht vom 22. auf den 23. Oktober weiter Richtung Südwesten. Am Morgen des 23. Oktobers überflog er die Grenze zu Burkino Faso und bewegte sich dann über zwei Tage noch um etwa 20 km weiter ins Landesinnere. Dort hält er sich seither auf, etwa 150 km von seinem bisherigen Winterquartier entfernt und zirka 50 km nördlich eines Gebiets, in dem er schon im Oktober und November 2017 länger verweilt hatte.

Francesco fliegt von Süd-Mali nach Burkina Faso, in grau dargestellt die Grenze zwischen Mali und Burkina Faso; etwas weiter südlich einer von Francescos Aufenthalten 2017.

Für uns ist es sehr erfreulich, dass wir Francescos Wanderungen in seine Winterquartiere und seine diversen Winterortswechsel nun schon im dritten Jahr detailliert verfolgen können. Wenngleich er bisher jeden Herbst in die selbe Richtung abzog und und im Winter großräumig betrachtet in der gleichen Region verbrachte, zeichnet sich dennoch ab, dass er keine sehr hohe Winterortstreue aufzuweisen scheint. Denn obwohl er nun schon zum dritten Mal zumindest einen Teil des Winters in Burkina Faso verbringt, hält er sich dort bisher jedes Mal in unterschiedlichen Gebieten auf. Wir vermuten, dass seine Winterortswahl und vor allem auch die Ortswechsel im Winter von den Jahr zu Jahr zeitlich und räumlich sehr unterschiedlichen Niederschlagsverteilungen beeinflusst werden, die wiederum dafür verantwortlich sind, wann und wo genau er reife Sämereien, also die besten Nahrungsbedingungen, vorfindet.