Endet die Reise für Romeo, Taubert und Frieda in der südlichen Sahara?
Leider gibt es in diesem Monat von den besenderten Turteltauben keine besonders guten Nachrichten. Anfang Oktober hatte ich berichtet, dass Romeo bereits am 29. September in Südost-Mauretanien angekommen war und damit die Sahara eigentlich schon fast überwunden hatte. Von dort erreichten uns dann noch einzelne Signale seines Senders, zuerst regelmäßig bis zum 3. Oktober und dann nach einer längeren Pause noch ein weiteres am 18. Oktober. Die letzten Peilungen kamen aber alle mit recht hoher Ungenauigkeit aus einer ariden und vegetationsarmen Gegend in der Region Hodh Ech Chargui.
Taubert hatte bis zum 5. Oktober länger in der Oasengruppe um Zaouiet Debagh in Zentralalgerien gerastet und war dann innerhalb von zwei Tagen über 800 Kilometer nach Süden gezogen. Seither erreichen uns die Signale seines Senders regelmäßig aber stationär aus einer Sandwüstengegend in Südalgerien etwa 400 km westlich von Tamanrasset.
Frieda, die als einzige der hessischen Sendertauben das Mittelmeer auf der zentralen Zugroute über Korsika und Sardinien überquert hatte, rastete bis Anfang Oktober im nördlichen Tunesien. Vermutlich am Abend des 3. Oktobers machte sie sich dann auf ihrer Reise ins südliche Winterquartier an die Überquerung der Sahara und erreichte am 7. Oktober nach über 1500 Kilometern Flugstrecke die Gegend um den Berg Adaf in Südostalgerien, südlich des Nationalparks Tassili N’Ajjer. Aus der Felswüste von dort bekommen wir auch von ihrem Sender seither stationäre Peilungen.
Alle drei weit auseinander liegenden Gebiete sind vegetationsarm und zeichnen sich durch extreme Trockenheit aus. Damit sieht es nicht danach aus, dass sie für Turteltauben geeignete Rasthabitate oder gar Winterquartiere darstellen könnten. Anhand von Satellitendaten kann davon ausgegangen werden, dass in keiner der Gegenden in letzter Zeit Regen fiel oder etwaige Quellen für ausreichende Vegetation sorgen und Wasser bereitstellen. In den entsprechenden Zugnächten scheint es aber zumindest großräumig auch keine gravierenden Sandstürme oder dergleichen gegeben zu haben, die den Vögeln zu schaffen gemacht haben könnten.
Insgesamt ist es leider sehr wahrscheinlich dass Romeo, Taubert und Frieda alle in der südlichen Sahara gestrandet sind. Damit schwindet unsere Hoffnung, dass die Turteltauben noch am Leben sein könnten und es sieht sehr danach aus, dass das Austrocknen von Oasen und sich ausbreitende Wüsten sowie steigenden Temperaturen als Folgen der Klimakrise für den starken Rückgang der Art mitverantwortlich sind. Das erscheint dadurch noch plausibler, dass wir mit Jenny, Cyril und Luciano in den letzten Zugperioden drei weitere Turteltauben in der Wüste verloren haben.
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