Francesco Beiträge

Herbstzug im vollen Gange

Cyril startete nun als Letzter der besenderten Turteltauben seine Reise nach Afrika. Die letzte Ortung aus seinem Brutgebiet in Brandenburg erhielten wir am 13. September. Zum Zeitpunkt der nächsten Ortung am 15. September war Cyril bereits im österreichischen Burgenland nahe der ungarisch-österreichischen Grenze.

Während Cyril seinen Herbstzug also erst vor wenigen Tagen begonnen hat und Melanie sich etappenweise durch Frankreich fortbewegt, sind ihnen die anderen Turteltauben schon ein paar Flügelschläge voraus: Francesco, der bereits am 11. September Tunesien erreicht hatte, ist mittlerweile in der Sahelzone in Mali. Nach nur einem Tag Rast in Tunesien, erhielten wir am 13. September den ersten Ortungspunkt aus der Sahara. Bereits drei Tage später am

Auch Jenny und Luciano, die sich beide seit Ende August zur Zwischenrast in Ungarn aufhielten, haben sich wieder in Bewegung gesetzt. Beide Turteltauben überquerten das Mittelmeer und sind nun auf dem afrikanischen Kontinent angekommen.

Abend des 16. September hatte Francesco dann die größte Trockenwüste der Welt vollständig in nur etwa fünf Tagen überquert. Misst man die zurückgelegte Strecke zur Überquerung der Wüste entlang der Ortungspunkte, ist diese circa 2.000 km lang. Bereits 2018 überquerte Francesco die Sahara in nur fünf Tagen im gleichen Zeitabschnitt wie dieses Jahr (13. – 17. September 2018). Ob er für die Überwinterung in Mali bleiben wird oder weiter nach Burkina Faso und Ghana zieht, wo er in den vorherigen Jahren überwintert hat, werden die nächsten Monate zeigen.

Turteltaube Jenny verließ ihr Rastgebiet westlich von Budapest zwischen dem 11. – 13. September und überquerte das Adriatische Meer zwischen der kroatischen Hafenstadt Zadar

Francesco lässt Malta links liegen

Francesco startete seinen diesjährige Herbstzug am Abend des 09. Septembers und damit zwei Tage früher als im letzten Jahr. In südlicher Richtung flog er über das thyrrenische Meer bis nach Sizilien, wo er am nächsten Morgen im Landesinnern Italiens größter Insel angekommen war und sich tagsüber eine Pause gönnte. Am Abend des 10. flog er dann in südwestlicher Richtung weiter, und überquerte das Mittelmeer westlich von Malta in der Nacht auf den 11. September, vermutlich nonstop. Damit blieb er von der Maltesischen Jägerschaft glücklicherweise unbehelligt, die derzeit immer noch legal Jagd auf durchziehende Turteltauben und ca. 40 andere Vogelarten macht.

Francescos diesjährige Herbstzugroute vom Brutgebiet übers Mittelmeer nach Nordafrika.

Nicholas Barbara, der für BirdLife Malta seit etlichen Jahren als Naturschutzbeauftragter tätig und mit dem Dauerthema der legalen und illegalen Vogeljagd bestens vertraut ist, fasst es zusammen: Bis Ende September dürfen die Maltesischen Jäger ganz legal insgesamt 7000 Turteltauben erlegen. Mit etwa 10.000 registrierten Jägern besitzt der kleine, dicht besiedelte Inselstaat im zentralen Mittelmeer die bei weitem höchste Jägerdichte Europas und von ein paar Wildkaninchen abgesehen wird dort ausschließlich auf ziehende Vögel geschossen. Leider werden die Gesetzte kaum durchgesetzt und deshalb auch nicht eingehalten, weshalb die tatsächliche Zahl geschossener Turteltauben viel höher ausfallen dürfte und darüber hinaus auch sehr viele Individuen streng geschützter Vogelarten illegal geschossen werden. Aber auch in fast allen anderen Mittelmeerländern ist die Jagd auf Turteltauben im Herbst noch erlaubt.

Eine auf Malta geschossene Turteltaube. Foto: Archiv BirdLife Malta

 

Das nächste Signal von Francescos Satellitensender erreichte uns am Abend des 11. Septembers von der tunesischen Insel Djerba, von wo aus Francesco noch am selben Abend weiter aufs tunesische Festland flog und somit vorerst sicher den afrikanischen Kontinent erreichte. Die Gegend, in der er sich zur Zwischenrast aufhält, ist landwirtschaftlich geprägt und besteht aus weitläufigen Feldern mit eingestreuten größeren Bäumen, zirka 10 km südlich der Stadt Medenine gelegen. Auf dem Satellitenbild sieht sie recht trocken aus. Täglicher Zugang zu offenen Wasserstellen ist für Turteltauben allerdings sehr wichtig, egal ob im Brutgebiet, am Rastplatz oder im Winterquartier. In heißeren Klimazonen und nach langen Zugstrecken sind diese überlebensnotwendig, und so dürfte Francesco seinen Durst vermutlich an von Menschen angelegten Brunnen oder Wasserreservoirs stillen. Wie lange wird er sich wohl in Nordafrika aufhalten, bevor er ein weiteres Mal die Sahara quert?

Turteltaube an der Tränke, einem von Menschen angelegten Brunnen. Foto: B. Metzger

Franceso ist noch in Italien

Foto: BirdLife Europe

Francesco ist sozusagen der Veteran in unserem Turteltaubenprojekt. Wir hatten ihn bereits im Frühjahr 2017 auf der Maltesischen Insel Comino mit einem Satellitensender ausgestattet und seither hat er uns schon eine große Menge an Daten zum Zug, seinem Brutgebiet und zu den Winterquartieren in Westafrika geliefert. Anfang Mai diesen Jahres war er nun schon zum dritten Mal in sein Brutgebiet in der Nähe der Stadt Benevento in der süditalienischen Provinz Kampanien zurückgekehrt und hat dort vermutlich erfolgreich gebrütet und Junge aufgezogen, eventuell sogar in mehr als einer Brut. In seinem Brutrevier hatte er sich diesen Sommer bis zum zweiten August aufgehalten und war dann etwa 35 km nach Nordosten geflogen, wo er sich seither schon über einen Monat aufhält. Einen solchen Ortswechsel nach der Brutzeit aber vor dem eigentlichen Zug hatte er bereits 2018 durchgeführt, nicht jedoch 2017. Möglicherweise ist das Gebiet, in dem sich Francesco zur Zeit aufhält, für adulte Turteltauben in der Nachbrutmauser und in Vorbereitung auf den Zug einfach besser geeignet als sein eigentliches Brutgebiet, in dem jedoch bessere Nahrungspflanzen für die Jungenaufzucht wachsen dürften.

Im Herbst 2017 war Francesco bereits Ende August Richtung Süden aufgebrochen, letztes Jahr begann er seinen Herbstzug am 11. September. Wir erwarten daher, dass er sich in den nächsten Tagen wieder auf die Reise ins Winterquartier begeben wird.

Francesco wieder in Italien

Wie im Vorjahr, hatte Francesco auch diesen Winter wieder in Westafrika verbracht, in einem recht kleinen, reich strukturierten Gebiet in Burkina Faso östlich der Hauptstadt Ouagadougou. Den Heimzug in sein italienisches Brutrevier begann er um den 13. April in nord-nordöstlicher Richtung. Die Sahara überquerte Francesco zügig über Niger, Mali und Algerien in nur drei Tagen vom 18. bis zum 20. April und legte dann vom 21. bis zum 28. April eine etwa einwöchige Zwischenrast in Tunesien ein. Das Mittelmeer überflog er dann am 29. April von Tunesien über Sizilien. Mindestens 400 km ist die kleine Taube am Stück geflogen, vermutlich sogar weiter.Francesco kam am 2. Mai nach insgesamt 19 Reisetagen in seinem Brutgebiet nordöstlich von Neapel an. Malta hatte er östlich liegen gelassen und war damit unbehelligt geblieben von der maltesischen Jägerschaft.

Typische Landschaft in der Region Kampanien, dem Brutgebiet von Francesco; Foto: wikipedia/Citterio

Ursprünglich hatten wir Francesco bereits Ende April 2017 auf der kleinen maltesischen Insel Comino mit einem Satellitensender ausgestattet. Da war er auf seinem Heimzug. Wir sind sehr froh darüber, dass wir diese Turteltaube nun schon über mehr als zwei komplette Jahreszyklen verfolgen und Einblicke in seine Brut- und Überwinterungsgebiete sowie Details zu seinen weiten Reisen sammeln konnten. Gespannt erwarten wir weitere Daten aus seinem Brutgebiet, die uns wichtige Rückschlüsse über Habitat und Reviergröße erlauben. Diese Daten werden uns dann als Grundlage dienen, Francesco und seine Artgenossen in Zukunft noch besser schützen zu können.

Im Augenblick ist Francesco die einzige Turteltaube im Projekt, deren Sender aktiv ist. In der laufenden Brutsaison plant der NABU zusammen mit der Universität Gießen jedoch noch vier weitere Turteltauben in Deutschland mit Sendern auszustatten. Gespannt erwarten wir, was die nächsten Wochen bringen, denn die Turteltauben sind auch hierzulande in ihren Brutgebieten eingetroffen.

Die Turteltaube wird politisch

Die Turteltaube wird politisch

Während sich unsere besenderte Turteltaube Francesco weiterhin östlich von Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, aufhält, musste sich in Deutschland in diesen Tagen das Bundesumweltministerium mit der bedrohten Art beschäftigen. Die derzeitigen Temperaturen von 35 Grad Celsius in Francescos afrikanischem Überwinterungsgebiet können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Turteltauben in Deutschland und Europa insgesamt eine harte Zeit durchmachen.

Francesco zieht noch weiter

Am 11. November 2018 verließ das Turteltaubenmännchen Francesco sein erstes diesjähriges Überwinterungsgebiet im Osten Malis. In südwestlicher Richtung flog er ungefähr 340 Kilometer in den Norden Burkino Fasos. Dort hält er sich seither im Schutzgebiet Réserve sylvo-pastorale et partielle de faune du Sahel auf. Mit etwa 16.000 Quadratkilometern ist es das größte Naturschutzgebiet in Burkina Faso. Wenngleich weite Teile trotz des offiziellen Schutzstatus recht intensiv beweidet sind, gibt es noch einige weniger genutzte Flächen und temporäre Seen mit höherer Bedeutung als Rastflächen für Zugvögel.