Wie man Vögel zählt
Liebe LeserInnen,
immer wieder fragen mich Leute: Wie zählst du denn diese vielen Vögel? Doch wohl nicht einzeln? Könnten es statt 12.250 denn nicht auch 12.260 sein?
Also soll es heute ums Zählen gehen, zumal es eine der zentralen Tätigkeiten der Vogelwarte ist. Erst einmal zum grundlegenden Equipment. Ich benötige für eine Zählung mein Fernglas, das Spektiv, eine Zähluhr und ggf. die Fotokamera.
Als erstes schätze ich ab wie groß die Vogelgruppe in etwa ist. Meistens weiß ich das vorab schon recht genau, da ich ja schließlich täglich in die Flächen schaue. Bei einer Gruppe mit bis zu 1.000 Tieren kann man durchaus noch jeden einzelnen Vogel zählen, sofern sie für einige Zeit ruhig sind. Bei Schwärmen, die in Bewegung sind, würde das zu lange dauern. Da muss dann eventuell sogar nur schnell geschätzt werden. So war das teilweise bei den Weißwangengänsen, als große Gruppen schnell hintereinander die Insel überflogen.
Ist die Gruppe größer (über 1.000 Vögel), dann zähle ich am Rand der Gruppe eine kleine Teilgruppe aus. Zum Beispiel zähle ich 10 Vögel einzeln. Dann schaue ich mir an wie viel Platz diese 10 Vögel einnehmen (wie ein Klecks auf einem Bild). Diesen Vogelklecks lege ich dann schrittweise über die restliche Gruppe und zähle dann in 10er Schritten durch. Da Vogelschwärme aber nicht immer gleich dicht sitzen, passe ich die Klecksgröße während der Zählung immer wieder an. Dort wo die Vögel lockerer sitzen, wird er größer, dort wo sich dicht gedrängt sitzen wird er kleiner.
Generell gilt dabei immer: Je kleiner die zu zählende Gruppe, desto genauer das Ergebnis. Man kann sich schon vorstellen, wenn drei Personen gleichzeitig 43 Regenbrachvögel auf einer Wiese zählen, dann ist das Ergebnis bei den drei Personen wahrscheinlich sehr ähnlich. Wenn drei Personen aber 13.200 Eiderenten auf dem Wasser zählen, dann haben die drei Personen wahrscheinlich recht unterschiedliche Ergebnisse. Dieses Problem ist natürlich bekannt und wird bei den Auswertungen der Ergebnisse berücksichtigt.
Eine andere Methode ist das Auszählen von fotografierten Vögeln. Das mache ich hier auf Trischen zum Beispiel bei den Seeschwalben oder Lachmöwen. Da ich die Kolonien nicht gut einsehen kann und zu sehr störe wenn ich hingehe, warte ich in der Distanz auf einen Moment das möglichst alle Vögel der Kolonie auffliegen. Wenn ich Glück habe, fliegt die Rohrweihe oder der Seeadler über – dann sind sie alle in der Luft! Das Bild werte ich dann am Computer aus.
Und manchmal verbinde ich mehrere Techniken miteinander. Wenn ich in diesen Tagen die Möwen zähle, dann gehe ich auf die Düne, zähle Silber- und Heringsmöwen auf dem Boden. Am Ende mache ich ein Foto von den fliegenden Möwen über mir und addiere später alles zusammen.
Also eigentlich gar nicht so schwierig aber dennoch benötigt es etwas Übung und Erfahrung für eine gute Vogelzählung.