Der Eine geht, der Andere kommt
Liebe LeserInnen,
vor ein paar Tagen habe ich gleich zwei spannende Tiere zusammen beobachtet, die auf den ersten Blick gar nichts miteinander zu tun haben.
der Vogel
Es ging damit los das ich einen toten Eissturmvogel am Strand gefunden habe. Eissturmvögel sind faszinierend, da sie als echte Hochseevögel die meiste Zeit ihres Lebens auf dem Wasser verbringen. Außerhalb der Brutzeit schlafen sie sogar auf dem Wasser. In Deutschland brüten Eissturmvögel nur auf Helgoland und streifen außerhalb der Brutzeit im Nordatlantik umher. Der Eissturmvogel gehört zu den sogenannten Röhrennasen. Die auf dem Schnabel aufsitzenden Röhren dienen dazu, dass aufgenommene Salz aus dem getrunkenen Meereswasser wieder auszuscheiden.
Ihre Nahrung sammeln Eissturmvögel von der Meeresoberfläche auf. Oftmals halten sie dabei Plastikstücke für Futter und verschlucken diese. Seit vielen Jahren wird daher der Mageninhalt von Eissturmvögeln analysiert. Also habe ich den toten Vogel für eine Analyse in eine Tüte gesteckt und mit zur Hütte genommen. Nach einem kurzen Telefonat habe ich aber erfahren, dass wegen der Vogelgrippe zurzeit leider keine Eissturmvögel angenommen werden können. Also bringe ich den Vogel wieder an den Strand. Und in dem Moment als er aus der Tüte rutscht, entdeckte ich das andere spannende Tier.
der Käfer
Ein Totengräber (Nicrophorus vespillo) hatte sich über den Eissturmvogel hergemacht. Ich habe ihn kurzerhand zwischen zwei Muschelschalen gefangen genommen, um ihn zu fotografieren. Ein wunderschöner großer Käfer, der sich von Aas ernährt. Bei kleineren Kadavern, z.B. Mäusen, macht der Totengräber seinem Namen alle Ehre. Er vergräbt diese im Boden, um dadurch seinen Nachkommen eine geeignete Brutstätte zu bereiten. Der vergrabene Kadaver bietet nämlich genügend Nahrung und Schutz. Eine weitere Besonderheit ist die vom Weibchen durchgeführte Brutpflege, was bei Käfern ungewöhnlich ist. Sie füttert die frisch geschlüpften Larven, bis sie sich allein ernähren können.
Mein gefundener Totengräber wird den viel zu großen Eissturmvogel nicht vergraben haben. Aber er wird sich an ihm satt fressen und damit eine sehr wichtige ökologische Funktion erfüllen, nämlich den Kreislauf des Lebens wieder zu schließen und dafür zu sorgen das der tote Eissturmvogel eben auch wieder zersetzt wird.
Also habe ich den Käfer nach dem Foto wieder an den Strand gebracht und beim Eissturmvogel befreit. Und da ist er auch gleich aus der Muschelschale geklettert und im Vogel verschwunden.
Ich wünsche guten Appetit!