Farbberingte Möwe macht Siesta auf Trischen
Bei meinem gestrigen Kontrollgang entdeckte ich eine farbberingte Heringsmöwe. Über den Code, der auf dem Ring zu lesen ist, bekam ich auf Nachfrage heraus, dass das Tier im Februar 2012 in Málaga/Spanien beringt wurde. Da ich mangels Teleobjektiv kein ausreichend gutes Foto von der Möwe schießen konnte, habe ich mich entschlossen, die Flugroute des Vogels anhand der Wiederfund-Meldungen für Sie zu rekonstruieren und grafisch darzustellen. Insgesamt wurde der Vogel acht Mal (inkl. Beringung) gesichtet und gemeldet.
Die Reise der Heringsmöwe
Im Februar 2012 wurde die Möwe, vermutlich als diesjährige Möwe, in Málaga beringt. Nächster Stop war dann Heemskerk, eine kleine Stadt in der Region Nordholland. Dort oder in der Nähe verbrachte sie wohl ihren ersten Sommer, bevor ihr Ring am 3.1.13 erneut in Spanien – in der Nähe ihres Beringungsortes Málaga – abgelesen wurde. Dort blieb sie dann erst einmal über den Winter, wo sie an verschiedenen Orten in der Umgebung beobachtet wurde. Den zweiten Sommer verbrachte die Möwe in Frankreich. Dort wurde sie direkt zweimal von Ornithologen in Nurlu, einer Kleinstadt im Norden Frankreichs gesichtet. Den Winter verbrachte sie dann wieder zuhause in Málaga. Seit Januar 2014 war sie dann „verschwunden“. Niemand hat sie gesehen beziehungsweise ihren Standort an die Wissenschaftler in Spanien weitergegeben. Nun habe ich sie auf Trischen entdeckt. Vielleicht hat sie hier gebrütet? Vielleicht aber auch nur Siesta auf Trischen gemacht.
Wo sie geschlüpft ist, geht aus dem Ringfund-Protolkoll nicht hervor. Da sie im Februar in Spanien beringt wurde, kann Málaga nicht der Geburtstort sein. Möwen brüten nämlich im Frühsommer/Sommer! Leider ist dem Protokoll auch nicht zu entnehmen, ob der Vogel bei der Beringung bereits erwachsen war oder nicht. Ich gehe daher ein gewisses Risiko bei der Interptetation des Lebenslaufs ein – ein bisschen Phantasie ist auch in der Biologie nicht verboten.
Beringte Vögel sind sehr spannend. Wissenschaftler und deren Teams bekommen durch die Wiederfundmeldungen immer mehr Informationen über das Verhalten der Tiere und können ihre Kenntnisse auf diese Weise erweitern. Die Ergebnisse sind dann am Ende sehr spannend und teils auch für Nicht-Ornithologen und -Ornithologinnen von Relevanz.
Beringungsprojekte leben zum einen von den Leuten, die die Vögel beringen und „bearbeiten“, sind aber ganz stark auch von der Rückmeldung der Vögel durch jeden, der den Vogel beobachtet, abhängig. Sollten Sie auch einen Vogel mit Vogelring beobachten, können Sie den leicht leicht per E-Mail melden. Man bekommt in den meisten Fällen sogar einen „Lebenslauf“ des Tieres zugeschickt, anhand dessen die Route rekonstruiert werden kann. Eine gute Übersicht für die möglichen Meldestellen findet sich hier: