Priele im Wattenmeer

Neulich machte ich eine kleine Wattwanderung.

Das Wattenmeer ist einem ständigen Wandel unterworfen. Das Meer „arbeitet“ rund um die Uhr an ihm. Dies sieht man sehr eindrücklich an vielen Orten, wenn man auf dem Meeresgrund unterwegs ist. Insbesondere die Priele zeigen die Kraft der Strömung auf. Kurvenreich verlaufen sie durchs Watt und sind auf stetiger Wanderschaft. Dort wo das Wasser in den „Biegungen“ an die Kanten drückt, bricht immer wieder relativ hartes Watt ab. Umgekehrt lagert sich auf der gegenüberliegenden, sehr flachen Seite, dort wo die Strömung nicht so forsch um die Ecke kommt, Sediment ab. Diese Seite des Priels ist oft sehr schlickig. Und so macht das Meer die Priele zu wandernden „Flüssen“ auf dem Meeresgrund.

Dies führt nicht zuletzt dazu, dass Seekarten regelmäßig erneuert werden müssen. Denn auch die großen Fahrwasser verändern ihren Verlauf. Und im Gegensatz zu Wattwandernden, möchten Schiffe ja nur selten gern auf Grund laufen. Manchmal passiert es auch, dass auf der Abbruchseite Muscheln freigelegt werden, die dann etwas hilflos wirkend aus dem Watt herausragen. (Foto oben) Und an anderen Stellen sehen eben diese Kanten aus wie riesige Felsklippen in Miniaturformat.

 

Anne de Walmont

Vogelwartin 2019