Turteltauben Beiträge

Jans Reise endet vorzeitig

Der besenderte Turteltäuber Ján hatte, wie hier im Blog an früherer Stelle berichtet, die Brutzeit in der Slovakei in der Nähe des Ortes Spisske verbracht. Von dort war er am 18. August durchgestartet und hatte seinen Herbstzug in Richtung Süden begonnen. In Südostungarn nahe Szarvas legte er eine ausgedehnte Pause ein, er hielt sich dort vom 22. August bis zum 15. September zur Zwischenrast auf.

Jans Reisestrecke auf dem Herbstzug

Längere Rastdauern und kürzere Etappen sind für viele Vogelarten auf dem Herbstzug keine Seltenheit, im Frühjahr haben sie es hingegen meist eiliger, wollen möglichst zeitig in die Brutgebiete gelangen um schnell die besten Reviere zu besetzen. Ornithologen sprechen davon, dass der Vogelzug im Frühjahr eher zeitlimitiert, im Herbst im Gegensatz dazu eher ressourcenlimitiert abläuft.

Über Serbien, den Kosovo und Mazedonien war Ján weiter nach Griechenland gezogen, am 19. September war er ungefähr zwanzig Kilometer westlich von Korinth angekommen. Der mit einem Argos-Sender ausgestattete Vogel zog von dort aus weiter in südöstlicher Richtung und ließ die zufälligerweise gleichnamige Stadt (Argos) südwestlich liegen. Leider verloren wir kurze Zeit später den Kontakt zum Vogel, die letzte Ortung erfolgte am frühen Nachmittag des 20. Septembers über dem Myrtóön-Becken.

Über die Ursache für den Verlust des Vogels können wir natürlich nur spekulieren, ein plötzlicher Ausfall des Senders erscheint uns jedoch unwahrscheinlich. Sicherlich ist der Herbstzug durchaus mit Gefahren verbunden und so könnte Ján auf einer der kleinen Inseln in der Region ein Opfer der leider nach wie vor dort ausgeübten Herbstjagd geworden sein. Auch eine natürliche Todesursache, etwa durch einen der auf den Inseln heimischen Wanderfalken ist jedoch durchaus möglich.

Wie funktionieren die Satellitensender?

Um die Positionen auf den Karten besser beurteilen zu können und auch zu verstehen, warum Nicolas Sender nach 15 Monaten ausfiel, möchten wir heute ein paar technische Details beschreiben:

Das ARGOS System (Advanced Research and Global Observation Satellite) wurde 1978 von NOAA (USA), NASA (USA) und der französischen Raumfahrtagentur CNES ursprünglich für meteorologische Messungen realisiert. Seit 1990 wurden ARGOS-Zusatznutzlasten für das Tiertracking verfügbar gemacht und ARGOS dient seitdem auch der Beobachtung von globalen Tierwanderungen, aber auch anderen Anwendern wie der Kontrolle im Schiffsverkehr.

Irgendwann erhält man kein Signal mehr: Die Lebensdauer eines Sender hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa dem Akku – Foto: Ben Metzger

Während beim GPS-System der Empfänger auf der Erde seine Position mittels empfangener Satellitendaten berechnet, ist der Weg bei den Argos-Sendern umgekehrt.

Dana nimmt die Ostroute

Die Turteltaube Dana vor der Freilassung. Foto: Ben Metzger

Die Turteltaube Dana vor der Freilassung. Foto: Ben Metzger

Die Turteltaube Dana hatten wir ebenfalls Ende April auf Comino mit einem Argos-Satellitensender ausgerüstet. Zum Brüten war sie ins bulgarisch-rumänische Grenzgebiet in den äußersten Nordosten Bulgariens geflogen. Dort hielt sie sich die gesamte Brutzeit in den Donau-Auen in der Nähe der kleinen Stadt Widin auf.

Ihre Reise in den Süden begann Dana am siebten September und flog über Serbien und Mazedonien zügig nach Griechenland. Westlich des Olymp-Nationalparks legte sie vom 10. bis 12. September eine kurze Zwischenrast ein. Die nächste Ortung des Vogels bekamen wir dann zwei Tage später am 14. September, da hatte Dana schon das östliche Mittelmeer überquert und war fast tausend Kilometer weiter südlich im Nordosten Libyens angekommen. Bemerkenswert ist hier, abgesehen von der aktiven Flugleistung, vor allem, dass die Mittelmeerüberquerung auf dem Herbstzug viele hundert Kilometer weiter östlich erfolgte als auf dem Frühjahrszug. Ausserdem scheint die Querung des Mittelmeers bei dieser Art durchaus nicht auf Meerengen beschränkt zu sein.

Beeinträchtigen Sender die Zugvögel?

Manch besorgter Vogelfreund fragt sich, ob die an den Zugvögeln angebrachten Sender diese nicht beeinträchtigen oder beim Flug gravierend stören. Auf den ersten Blick eine berechtige Frage. Doch sie können unbesorgt sein.

Der fünf Gramm leichte Sender wird an einer Turteltaube befestigt. Studien zeigen, dass diese dadurch nicht eingeschränkt ist. – Foto: Ben Metzger

Francesco schon in Mali

Die männchliche Taube Francesco hatten wir Ende April auf der kleinen Maltesischen Insel Comino gefangen und als bisher letztes Tier mit einem Argos-Sender ausgestattet. Er hatte seinen Heimzug ins Brutgebiet in Süditalien nach wenigen Tagen fortgesetzt. Die gesamte Brutzeit hielt er sich dort in der Gegend um Benevento auf. Die Karte zeigt Peilungen seines Argos-Senders aus dem Brutrevier und dessen Umgebung nicht weit von der Stadt Benevento. Auf dem Satellitenbild kann man eine reich strukturierte Kulturlandschaft aus Obst- und Olivenhainen und kleineren Feldern erkennen. Damit scheint die Gegend als Brutgebiet für die Turteltaube noch sehr gut geeignet.

Brutrevier von Francesco nahe der italienischen Stadt Benevento. Das Gebiet besteht aus einer strukturierten Kulturlandschaft aus Obst- und Olivenhainen und kleineren Feldern.

Nicola – Erste ganzjährige Verfolgung einer auf Malta besenderten Turteltaube

Unsere erste Turteltaube – Nicola – wurde bereits am 13. Mai 2016 auf Malta besendert. Die Taube hielt sich dann einige Tage in einem Wäldchen auf Malta auf, was wegen der illegalen Jagd nicht ungefährlich ist, aber am 20. Mai 2016 erhielten wir die ersten Positionen aus Süditalien und konnten aufatmen.

Nach wenigen Tagen kam Nicola dann am 22. Mai 2016 im Brutgebiet an, und hielt sich bis zum 14. September 2016 hier auf. Das Gebiet beim Ort Cerignola in der Provinz Foggia in Apulien ist ein bedeutendes Olivenanbaugebiet. Von hier stammen die grünen Oliven der Sorte „Bella di Cerignola“, die zu den größten Tafeloliven Italiens zählen. Im Luftbild sind die Olivenhaine gut zu erkennen. Die grünen Vierecke sind Nicolas per Satellit geschätzte (und je nach Satellitenposition unterschiedlich genaue) Positionen:

Karte der Olivenhaine in Cerignola/Italien. Die grünen Punkte sind die Positionen von Nicola.