Schrille Schwärme

Kaum sind die letzten Zugvögel in ihre Brutgebiete im Norden aufgebrochen, kehren die ersten Vögel ihren Brutplätzen schon wieder den Rücken. Zu diesen gehört der „Schreck“ vieler Kirschliebhaber: der Star (Sturnus vulgaris). Da es hier keine Kirschen gibt, die sie mir streitig machen können, kann ich mich einfach an ihrem schillerndem Gefieder und zwitschernder Unterhaltung erfreuen. Und weil es auch sonst keine Bäume oder höheren Sträucher gibt, ist das Hüttengeländer der bevorzugte Rastplatz, was Beobachtungen aus nächster Nähe ermöglicht. Einen Nachteil hat es allerdings: Die Füße muss man erst einmal mit bedachten stetzen, will man nicht überall weiße Flecken verteilen. Aber zu Glück trocknet ja gerade alles recht schnell…

Was beobachtet man so? Zum Beispiel, dass Stare zwar sehr soziale Tiere sind. Sie halten sich am liebsten in Gemeinschaft auf und stehen in ständig zwitscherndem Kontakt. Aber sie sind auch sehr auf „persönlichen“ Freiraum bedacht. Wie wir Menschen haben auch sie einen „Komfortabstand“ zu Artgenossen, der nicht unterschritten werden sollte. Während es bei uns ungefähr eine Armlänge ist (in nördichen Ländern eher weiter, in südlichen eher kürzer), passt zwischen zwei Stare immer ungefähr ein Vogel, zumindest bei den derzeitigen Temperaturen. Drängelt sich ein Star dazwischen, hüpfen in einer Kettenreaktion alle Stare zur Seite bis es den (oder die) letzte(n) der Reihe trifft, der (oder die) unter Umständen vom Geländer fällt. Es ist also ein wenig wie mit der Reise nach Jerusalem, irgendwer ist immer über (obwohl es eigentlich genug Platz gibt) und so ist der Schwarm immer in Bewegung, bis irgendwann jede und jeder mit ihrem und seinem Platz zufrieden ist und Ruhe einkehrt.

Und was machen die jetzt schon hier? Stare haben, besonders die nördlichen Brutvögel, oft nur eine Brut im Jahr, und die ersten Küken sind jetzt schon flügge. Daher schließen sich die flüggen Jungvogel mit erfolgreichen und nicht erfolgreichen Altvögeln sowie Junggesellen, die gar nicht erst gebrütet haben, zusammen. Denn im Schwarm fühlt sich „star“ am wohlsten. Diese Schwärme sind dann natürlich auf der Suche nach Nahrung und besonders die Brutvögel aus dem Norden begeben sich auf einen „Zwischenzug“ in Richtung der eigentlichen Winterquartiere im Südwesten. So kommen sie auch durch und ins Wattenmeer, denn die Salzwiesen bieten viele Insekten bei guter Erreichbarkeit dank recht kurzer Vegetation.

Tore

Naturschutzwart Trischen 2017