März 2025 Beiträge

Warten auf das richtige Wetter

Eigentlich hätte meine Überfahrt schon Ende dieser Woche stattfinden sollen. Mit großer Vorfreude machte ich mich also auf den langen Weg von Freiburg im Breisgau an die Dithmarscher Nordseeküste. Doch gleich zu Anfang durfte ich eine der wichtigsten Lektionen lernen: Hier geben Wind, Wetter und Gezeiten den Rhythmus vor.

Das Wetter schien zunächst vielversprechend – angenehm frühlingshaft und sonnig, fast wie bestellt für den Aufbruch. Doch der Wind hielt sich nicht an meine Pläne. Er kam hartnäckig aus Osten, genau von der „falschen Seite“. Ein entscheidender Faktor, denn der Wind kann die Wasserstände im Wattenmeer erheblich beeinflussen. Hinzu kam, dass wir gerade Halbmond hatten, also Nipptide. In dieser Phase sind die Unterschiede zwischen Ebbe und Flut geringer, sodass die Hochwasserstände ohnehin niedriger ausfallen. Die Kombination aus Nipptide und östlichem Wind bedeutet also: Nicht genug Wasser für eine sichere Überfahrt.

Auch beim Warten kann man den Rufen der Gänse lauschen und schöne Sonnenuntergänge erleben

Also heißt es warten und Geduld haben.
Ich nutzte die Zeit, um mich weiter auf meine bevorstehende Aufgabe vorzubereiten, letzte organisatorische Dinge zu klären, mir die Nordseeluft um die Nase wehen zu lassen und mich gedanklich auf die nächsten Monate einzustimmen. Gleichzeitig beobachte ich gespannt die Wetterprognosen – und endlich gibt es gute Nachrichten: Der Wind dreht sich! In den kommenden Tagen sollten die Bedingungen stimmen, und meine Überfahrt kann endlich stattfinden.
Die Vorfreude und Anspannung wird nicht weniger. Ich kann es kaum erwarten den Trischensand unter den Sohlen zu spüren und meine Arbeit zu beginnen.
Bald geht es los – ich halte euch auf dem Laufenden!

Eure Naturschutzwartin 2025
Mareike

Mein Start als Vogelwartin

Moin, ich bin Mareike
…und ich habe die Ehre sieben Monate als Vogel- und Naturschutzwartin auf Trischen verbringen zu dürfen! In etwa zwei Wochen beginnt mein Abenteuer auf der kleinen Insel, mitten im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Daran möchte ich euch in diesem Blog gerne teilhaben lassen.
Trischen ist eine unbewohnte Insel etwa 14 km vom Festland entfernt. Hier werde ich für mehrere Monate als einzige Bewohnerin leben und die Vogelwelt erkunden. Es geht aber nicht nur um das Erfassen von Brut- und Rastvogelbeständen und verschiedener Tier- und Pflanzenarten, sondern auch um die Dokumentation von Störungen, der Veränderung der Insel und dem Sammeln weiterer wichtiger wissenschaftlicher Daten.
Die Vorfreude wächst mit jedem Tag, aber gleichzeitig habe ich auch Respekt vor dem, was mich erwartet. Wie wird es sein, für so lange Zeit alleine auf einer Insel zu leben? Welche Herausforderungen werden auf mich zukommen?

Die letzten Vorbereitungen
Bald geht’s los: Vor zwei Wochen war ich mit meinem Vorgänger Jakob Wildraut an der Nordseeküste, um die Übergabe vorzubereiten. Er und die Inselreferentin Melanie Theel haben mir viele wertvolle Tipps und Infos mitgegeben, worauf ich auf der Insel achten muss.
Besonders schön war das Treffen mit einigen meiner Vorgängerinnen und Vorgänger beim Vogelwart:innen-Stammtisch. Hier habe ich lustige und spannende Geschichten gehört und konnte viele wertvolle Einblicke in das Leben auf Trischen gewinnen. Jede:r hat eigene Erinnerungen an die Zeit dort und ich habe alles aufgesogen wie ein Schwamm.
Neben der Übergabe stand auch eine Rundtour auf dem Programm. Dabei haben wir der Seenotrettung in Büsum einen Besuch abgestattet und beim Bioladen vorbeigeschaut, der mich in den kommenden Monaten mit frischen Lebensmitteln versorgen wird. Es war toll zu sehen, wie viele Menschen hinter meinem Aufenthalt auf Trischen stehen und mich unterstützen.
Abgerundet hat die Tour, der Besuch bei Axel Rohwedder, dem Kapitän der „Luise“. Axel wird mich auf die Insel bringen und mich wöchentlich mit Essen, Trinkwasser und Post versorgen. Er wird für viele Wochen mein einziger physischer Kontakt zur Außenwelt sein. In seinem gemütlichen Wintergarten in Friedrichskoog haben wir zusammengesessen und über die bevorstehende Zeit gesprochen. Axel kennt Trischen und das Wattenmeer seit seiner Kindheit. Seine Erfahrung und seine Geschichten werden mich auch die nächsten Monate begleiten und unterhalten.

 

Jakob, Axel und ich in Axels gemütlichem und seemännsichem Wintergarten.


Der letzte Schritt: Koffer packen und Abschied nehmen
Langsam wird es ernst. Die letzten Tage waren voll von Vorbereitungen: Sachen packen, Equipment prüfen, Vorräte einkaufen. Es gibt so vieles, an das ich denken muss – von wetterfester Kleidung bis hin zu Notfallausrüstung, damit ich für alle Eventualitäten auf der Insel gewappnet bin.
Der Abschied von Freund:innen und Familie fällt mir nicht leicht, aber die Vorfreude überwiegt. Es wird eine Herausforderung, so lange Zeit alleine zu sein. Doch genau diese Erfahrung macht den Reiz aus: Das Eintauchen in die Natur, das Zurückgeworfensein auf das Wesentliche und die Möglichkeit, sich ganz auf die Beobachtung der Tier- und Pflanzenwelt zu konzentrieren.
Die Überfahrt nach Trischen wird – wenn alles gut läuft – in den nächsten Tagen stattfinden. Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen und die „Luise“ bereit sein – dann kann es losgehen!

Alles gepackt!



In fröhlicher Erwartung!
Eure Vogelwartin 2025 Mareike Espenschied