Wolf Beiträge

Wolf und Workshops

Nach einem reichhaltigen Frühstück, trafen wir uns im Burghof zu einem kleinen Motivationsspiel.

Daraufhin, versammelten wir uns alle im Rittersaal, um dem Vortrag von Isa zu lauschen. Die hatte sich den Vormittag die Zeit genommen, uns als Wolfsbotschaftlerin vom NABU, alles über die Heimkehr des Wolfes nach Deutschland zu erzählen. Dabei ging sie auf viele verschiedene Themen, wie den richtigen Herdenschutz, Verhalten bei einer Wolfsbegegnung und Spuren des Wolfes unterscheiden zu können, ein.

Nach dem Fluss an Informationen, gab es erstmal eine längere Mittagspause samt Mittagessen.

Den Nachmittag wurden dann verschiedenste Workshops auf dem Burggelände angeboten. Dabei konnte man an einem Ort eigene Vogelfutterhäuschen bauen und an einem anderen wiederum Samenbomben herstellen. Daneben gab es auch das Angebot zur Füllung eines Bienenhotels mit ausgehölten Stöckchen oder auch das Zubereiten von Futterkugeln.

Die Entscheidung wer, welchen Workshop macht und wie lange lag dabei bei uns. Und währenddessen hat man außerdem gelernt, warum beispielsweise Insektenhotels oder Futterkugeln so wichtig sind.

 

Nach diesem ereignisreichen Tag, gab es noch ein leckeres Abendessen und wer noch nicht genug Programm hatte, konnte danach noch an einem kleinen DIY Abend mit Stephie teilnehmen. Dabei konnte man, wieder Name ,,Do-It-Yourself“ bereits vermuten lässt, unter anderem seine eigenen Badebomben für zu Hause herstellen.

 

Mittlerweile hatten wir späten Abend und wer noch Interesse an einer kleinen nächtlichen Wanderung durch den Wald hatte, war dazu herzlich eingeladen.  Und mit diesem Event ging schließlich ein langer vielfältiger Tag auf der Burg Hessenstein, zu Ende.

 

Rückblick auf das vergangene Seminar „Aktionen für die Umwelt“

Straßenaktion zur Rückkehr von Wolf und Bär

Eine Woche ist es nun her, dass wir in der Gießener Innenstadt eine Straßenaktion mit Infostand zur Rückkehr der großen Beutegreifer Wolf und Bär nach Deutschland durchgeführt haben. Während unserer Seminarwoche in der Jugendherberge Wetzlar, haben wir die Aktion akribisch vorbereitet. Mit Filmen und Recherche wurde das Thema vertieft, sodass die Bürger umfassend über die scheuen Wildtiere aufgeklärt werden konnten. Die Gießener zeigten sich interessiert und offen gegenüber der Rückkehr der großen Prädatoren.

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Fleißiges Recherchieren für die Aktion

Wir haben für euch nun ein paar Infos zusammengestellt:

Vor 150 Jahren wurden die Wölfe in Deutschland ausgerottet. Seit etwa 16 Jahren siedeln sie sich wieder in ihrer alten Heimat an. Derzeit leben 40 Rudel – insgesamt um die 350 Einzeltiere – vorwiegend im Osten des Landes. Doch auch Hessen wurde schon von einzelnen Wölfen durchstreift. Im Jahr 2011 wurde ein Wolf bei Gießen angefahren und später im Westerwald illegal von einem Jäger geschossen. Auf der A5 bei Frankfurt am Main wurde 2015 ein Wolf überfahren. Die Bundesfreiwilligendienstler klärten auf, dass der Wolf sich in der Kulturlandschaft des Menschen zurechtfindet und daher keine großen zusammenhängenden Waldgebiete zum Überleben braucht.

Der letzte Bär in Deutschland seit über 170 Jahren war 2006 Bär „Bruno“. Das Tier hielt sich in Bayern auf und wurde durch das Anfüttern der Menschen zum „Problembären“ deklariert und bereits nach kurzer Zeit zum Abschuss freigegeben. Bisher kam kein weiterer Bär nach Deutschland, doch eine Zuwanderung von Braunbären ist durch größere Populationen in Italien und der Schweiz möglich.

Fleißiges Flyerverteilen

Fleißiges Flyerverteilen

An unserem Stand  wurde Infomaterial und eigens gestaltete Flyer ausgegeben. Für Kinder gab es kindgerechte Wolfscomics, Buttons und Kinderschminken. Einige Freiwillige machten in Kostümen als Wolf, Bär und Rotkäppchen auf die Aktion aufmerksam. Mit Kamera und Tongerät wurden Interviews geführt und aufgezeichnet. Insgesamt wurde die Aktion von der Bevölkerung gut angenommen, sodass wir ein positives Fazit ziehen konnten.

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Interssierte Bürger an unserem Stand

 

Rotkäppchen, Wolf und Bär in der Gießener Innenstadt

Aufklärung, das war das Stichwort des heutigen Tages. Mit einem Infostand mitten in der Fußgängerzone von Gießen informierten wir Passanten über die Rückkehr von Wolf und Bär in die deutschen Wälder. Mit Wolfs- und Bärenspuren lockten wir Fußgänger zu uns.

Unsere selbst produziereten Flyer und weiteres Infomaterial erklärten der Bevölkerung viel Wissenswertes über die Rückkehrer. Auch für Kinder wurde einiges geboten. Durch Schminke konnten sie in die Rolle der Prädatoren schlüpfen. Tolle Buttons machten sie zu Wolfs- und Bärenfreunden.

Unser Filmteam interviewte einige Interessierte zu ihrer Meinung über die Rückkehr der Raubtiere, wobei es zu aufschlussreichen Diskussionen kam.

Abschließend war es eine gelungene Aktion, obwohl ein Tisch auf mysteriöse Weise verschwand. (Er möge bitte bei der Naju Geschäftsstelle abgegeben werden.) 😉

Naturerleben in Wald und Wiese am zweiten BFD-Kurstag

Heute drehte sich alles um die Themen „Wiese“ und „Wald“. Morgens sind wir nach einer kurzen Einführung über Kräuter auf eine Wiese nahe der Burg gelaufen. Dort sammelten wir heimische Kräuter, wie Löwenzahn, Spitzwegerich und Schafgarbe. Diese verarbeiteten wir zu: Kräuterquark, -butter, -salz, -limo und Spitzwegerichhonig.

 

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Wildkräutersammeln auf der Wiese.

 

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Wahrnehmungsspiel zum Erkennen von Pflanzen.

 

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Wildkräuterküche im Rittersaal.

 

Den zweiten Teil des Tages verbrachten wir im Wald. Aus Gegenständen aus dem Wald bauten wir in Kleingruppen vier Murmelbahnen. Der Wettergott war auch heute nicht auf unserer Seite. Er schickte uns im Minutentakt Regen, Graupel, Schnee, Sonne und Wind. Die Themperaturen schwankten zwischen Nordpol und Sibieren. Im Wald spielten wir noch zwei Vertrauensspiele. Nach einem langen Tag wurden wir mit einem tollen Essen vom Grill verwöhnt.

 

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Naturerleben im Wald: Wir bauen eine Kugelbahn.

 

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Das Wetter war etwas frostig.

 

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Feuerschlagen mit dem Feuerstarter.

Faszination für Wölfe – Eine Begegnung mit dem Wilden

Ob Rotkäppchen gelogen hat, als es vom bösen Wolf sprach, weil er sich ihr Vertrauen erschlichen haben soll, um die Großmutter zu verspeisen, ist eine Frage, die sich heute kaum mehr beantworten lässt. Ob Mowgli wirklich von Wölfen großgezogen wurde, ob sich der Schlittenhund Buck den Wölfen in Alaska angeschlossen hat und ob Kevin Costner leibhaftig mit Wölfen tanzte – vielleicht kommt es gar nicht drauf an, zu wissen, was wahr ist und was nicht, sondern nur darauf: Von Wölfen geht eine heimlich-unheimliche Faszination aus, die uns bei Vollmond nicht ruhig schlafen lässt.

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Ein Wolf am frühen Morgen – Foto: Jürgen Borris

Es ist ein anderes Empfinden von Welt, das uns ergreift, wenn wir erfahren, dass einzelne Wölfe durch Hessen streifen. Eine andere Art des Unterwegsseins im Wald, des Spazierengehens in der Dämmerung. Auch wenn unser Verstand uns sagt, dass das Überqueren jeder Straße um vieles gefährlicher ist als der Nachtgang im Wald und dass wir uns mehr vor einem Querschläger eines Jagdgewehrs fürchten müssen als vor der Begegnung mit wilden Tieren, bleibt ein unbestimmtes Bauchgrimmen, eine höhere Spannung, ein unfassbares Dunkles. Wer schon einmal in den Karpaten war, wo Wölfe zum Alltag der Hirten in den Bergen gehören und wo die Herden nachts im Pferch stehen, um von kräftigen Hunden bewacht zu werden, kennt dieses Gefühl.

Jahrzehntelang haben wir es verdrängt, mit dem Abschuss der letzten Wölfe und anderer Beutegreifer den vermeintlichen Sieg der Zivilisation über das Verstörende in der Natur zelebriert. Und nun kehrt es langsam zurück, mit jedem Wolf, der in der Zeitung steht, mit jeder aufgeregten Meldung über mutmaßliche Sichtungen im Taunus, in der Rhön oder im Knüllgebirge, mit jedem verwackelten Foto, mit jeder Empörung von Jägern, dass da noch jemand anders Rehe reißt: das Wilde ist wieder da! Es drängt zurück in unser Bewusstsein. Die geordnete Welt gerät ein wenig ins Wanken. Unbestimmte Ängste brechen sich Bahn. Das Wilde ist deshalb nicht nur schön, wie eine aktuelle Umfrage der Bundesregierung zum Naturbewusstsein zeigt: 41 Prozent der Deutschen finden die Verbreitung des Wolfes derzeit „nicht gut“. Ihnen stehen 44 Prozent gegenüber, denen die Rückkehr gefällt.

Viele NABU-Wolfsbotschafter kennen das, wenn sie Vorträge halten und über den Wolf aufklären wollen. Das „Willkommen Wolf!“ des NABU stößt nicht selten auch auf Ablehnung, Wut und Abwehr. Es wäre falsch, den Skeptischen und Verzagten ihre Ablehnung vorzuwerfen, sie als ewig gestrig abzutun oder gar als „Wolfsfeinde“ zu verurteilen. Wenn wir ehrlich sind, spüren wir die Irritation des Wilden in Gestalt des Wolfes auch in uns selbst. Und das, je näher er uns kommt. Denn der Wolf braucht keine fernen Wildnisse, er kommt ganz gut mit unserer Welt klar und spaziert bis ins die Dörfer hinein. So wie mittlerweile viele wilde Tiere, die aus den lebensfeindlichen industrialisierten Agrarsteppen in den Siedlungsbereich fliehen. Rehe, Füchse und Wildschweine sind im Grüngürtel der Städte längst keine Seltenheit mehr.

In Gestalt des Raubtiers, das dem Menschen gefährlich werden kann, rührt der Wolf aber viel tiefere Schichten in uns an als all die anderen Tiere. Seine unbezähmbare Kraft und Eleganz, sein unbändiger Überlebenswille, sein leidenschaftliches Jagen im Rudel, sein unheimliches Heulen im Dunkeln – all das ist uns Menschen so nah, dass es auch den wilden Steppenwolf in uns erwachen lässt. Der Sehnsucht nach mehr Bewilderung des eigenen Lebens steht dabei die Furcht vor dem Verlust zivilisierter Lebensordnung gegenüber. Es ist die Ambivalenz des Wilden in uns selbst, die wir mit jedem rückkehren-den Wolf aus Neue spüren. Diese Irritation des Gewohnten ist heilsam für eine Gesellschaft, die sich wähnt, die Natur beherrschen und technisch beliebig gestalten zu können. Sie erinnert uns von neuem daran, dass nicht das Wilde uns braucht, sondern wir das Wilde, um auf diesem Planeten zu überleben. Jeder Grashalm, der aus der Ritze sprießt, jeder Hahnenfuß, der über die Beete hinkriecht, ist ein heimlicher Bote des Wilden, dem wir angehören. Nicht wenige übergehen die Botschaft und spritzen sie im Garten mit Glyphosat tot. Dabei wissen wir längst, dass wir unsere Perspektive auf die Natur ändern müssen. Mit den Worten Gerhard Fitzthums: Nach uns kommt nicht die Sintflut, sondern die Wildnis.