Niger Beiträge

Cyril am Dan Doutchi See

Seit dem 22. November hatte Cyril unweit des Dan Doutchi Sees gerastet. Von Joost Brouwer, dem Experten in der Region, erfuhren wir, dass dieser See auf natürliche Weise erst im Jahr 1975 entstanden war, als die schwere Dürre von 1973/74 von einem extremen Starkregenereignis beendet wurde. Weil aufgrund der vorhergegangenen Dürre ein Großteil der Vegetation verschwunden war, erzeugten die Regenfälle in der Gegend einen massiven Oberflächenabfluss mit einhergehender starker Erosion. Das Wasser sammelte sich und formte den Dan Doutchi See in der natürlichen Senke einer alten Abflussrinne, die dort schon vor tausenden Jahren entstanden war, als die Region des Sahel und der Sahara viel niederschlagsreicher waren als heute.

Links: Cyrils Bewegungen im sülichen Niger im Januar mit dem Dan Doutchi See am oberen Bildrand, Quelle: Argos. Rechts: Das Fehlfarben-Satellitenbild zeigt, dass der Dan Doutchi Ende Januar noch reichlich Wasser führt (dunkelblau), Quelle: Sentinel-hub Playground.

Mitte der neunziger Jahre war der See, der während der regenreichsten Zeit des Jahres eine Fläche von 1100-1500 Hektar aufweist, ein herausragendes Gebiet für Wasservögel. Inzwischen sind seine Ufer, die fast ganzjährige

Melanie weiterhin am Nigerfluss in Mali

Nun schon fast zwei Monate ist Melanie ihrem Winterquartier in der Nigeraue im Südwesten Malis treu. Sie war dort am 17. November letzten Jahres eingetroffen und überwintert etwa drei Kilometer landeinwärts vom Nordwestufer des Flusses entfernt an einem kleinen, von Gehölzen, Feldern und Plantagen gesäumten Niger-Zufluss, etwa vier Kilometer nordöstlich der Ortschaft Banankoro.

Neben anderen Turteltauben, mit denen Melanie vermutlich in einem mehr oder weniger losen Verbund überwintert, dürfte sie ihr Winterquartier mit einer ganzen Reihe anderer dort heimischer Vogelarten teilen. Aus der Gruppe der Tauben kommen Kaptäubchen, Röteltaube, Brillentaube, Halbmondtaube, Palmtaube und Lachtaube in der Region vor und könnten mit einer ähnlichen Lebensweise zumindest teilweise Nahrungskonkurrenten für die Turteltauben darstellen. Darüber hinaus dürften zahlreiche andere Körnerfresserarten aus den Gruppen der Prachtfinken und der Webervögel gemeinsam mit den Turteltauben auf die Suche nach Sämereien gehen. An gefiederten Vogeljägern im Gebiet müssen sich Melanie und ihre Verwandten wohl vor allem vor dem Graubürzel-Singhabicht und dem Lannerfalken in Acht nehmen.

Wir hoffen jedenfalls, dass Melanie ihren Winteraufenthalt in Mali vor potentiellen Fressfeinden sicher und trotz möglicher Nahrungskonkurrenz gut genährt übersteht und im kommenden Frühjahr wohlbehalten in ihr Brutgebiet in Hessen zurückkehren wird.

Drei Körnerfresserarten, die in Melanies Winterquartier heimisch sind. Links: Röteltaube, rechts oben: Olivnackenweber, unten rechts: Bandastrild.

Cyrils zweiter Überwinterungsort im Niger

Während in Deutschland mit dem Jahreswechsel nun das Jahr der Turteltaube begonnen hat, halten sich die Sendertauben – derzeit sind das Cyril, Melanie und Francesco – weiterhin in südlichen Gefilden in Westafrika auf.

Turteltaube an der Tränke.

Dank der großartigen Unterstützung von Colonel Samaila Sahailou, dem Direktor der zuständigen Behörde im Niger (Directeur National de la Faune de la Chasse des Parcs et des Réserves du Niger), mit dem Joost Brouwer freundlicherweise in Kontakt getreten war, hatten wir von seinem Team einen detaillierten Vor-Ort-Bericht von Cyrils erstem Überwinterungsort erhalten. Bereits am 22. November letzten Jahres war er jedoch von seinem ersten Winterquartier im Niger weitere 80 Kilometer in Richtung Südwesten gezogen. Hier hält sich Cyril nun schon über einen Monat in der Nähe der Ortschaft Sehia im Flusstal des Dallol Maouri auf. Derzeit finden sich in der Gegend innerhalb der Flussniederung noch etliche mit Wasser gefüllte Becken und in deren Randbereichen genügend frische Vegetation, sodass wir davon ausgehen können, dass sich Cyril noch länger in seinem zweiten Winterquartier im Niger aufhalten wird. Bis zu seiner Rückreise im Frühjahr sind es allerdings noch über drei Monate, und so kann es durchaus sein, dass er in dieser Zeit weitere Ortswechsel unternehmen wird.

Vor-Ort-Bericht aus Cyrils erstem Winterquartier

Mehr als anderthalb Monate hatte sich Cyril in seinem ersten Überwinterungsort in der Nähe von Founkouey in einem Flusstal im südlichen Niger aufgehalten. Wir hatten das große Glück, dass der Geschäftsführer der Westafrikanischen Ornithologischen Gesellschaft Dr. Joost Brouwer dem Direktor der zuständigen Behörde in Tahoua im Niger die Koordinaten von Cyrils Senderortungen zukommen ließ und ihn dazu anregte, sich vor Ort ein Bild von Cyrils Winterquartier zu verschaffen. So führte Colonoel Kaïlou Moussa, Directeur Départemental de l’Environnement de la Salubrité Urbaine et du Développement Durable (DDE/SU/DD) in Tahoua im Niger, mit seinem Mitarbeiter Ali Salifou am 6. November eine Exkursion dorthin durch. Kaïlou, der uns schon vor etlichen Jahren auf einer Expedition in der Region begleitet hatte, kennt sich mit der Tier- und Pflanzenwelt des Nigers, hervorragend aus. Joost übermittelte uns den Bericht, den Kaïlou über die Exkursion nach Founkouey zu Cyrils erstem Überwinterunsort verfasst hat.

Melanie unternimmt einen Sprung nach Südosten

In der Zeit zwischen dem 13. und 17. November bewegte sich Melanie aus dem Senegal um weitere 630 km südostwärts und befindet sich seither in der Aue des Nigerflusses im Südwesten Malis, unweit der Grenze zu Guinea. Es ist wahrscheinlich, dass die fortschreitende Trockenzeit sie zu dem Sprung aus der Dornbusch-Grassteppen des südlichen Sahel in die baumreicheren Sudan-Savannen veranlasst hat, da es dort im Augenblick vermutlich noch mehr Nahrung und am Niger auch ausreichend Wasser gibt.

Die Gegend, in der sich Melanie aufhält, liegt etwa 120 km flussaufwärts und südwestlich der malischen Hauptstadt Bamako in der Nähe eines kleinen Ortes namens Banankoro. Auf dem Satellitenbild sind die Felder im Flusstal des Nigers gut zu erkennen, Melanie wird also vermutlich genügend Getreidesamen im Gebiet vorfinden um ihren Nahrungsbedarf zu decken. Von den besenderten Tauben befindet sie sich im Augenblick am weitesten im Süden. Wir sind neugierig, ob die Nigeraue Melanies Hauptüberwinterungsgebiet wird.

Melanies derzeitiger Aufenthaltsort in der Nigeraue in SW-Mali, Quelle: Argos.

Melanies derzeitiger Aufenthaltsort in der Nigeraue in SW-Mali, Quelle: Argos.

Endstation Wüste für Jenny und Luciano

Verendete Turteltaube, Foto: BirdLife Malta

Jennys Satellitensender hat nun schon einen Monat lang keine weiteren Signale mehr geliefert. Wie bereits in Jennys letztem Beitrag berichtet, war die Spannung der solarbetriebenen Batterie ihres Senders bis zum letzten Signal am 20. Oktober schrittweise abgefallen. Daher können wir nun davon ausgehen, dass der Sender entweder aufgrund eines technischen Defekts ausgefallen ist, oder Jenny in ihrem Rastgebiet im Osten Malis kurz nach ihrer Sahara-Überquerung umgekommen sein muss.

Die Wüstengegend im Schutzgebiet Aïr und Ténéré im Norden des Niger ist bestimmt kein geeignetes Überwinterungsgebiet für Turteltauben. Auch wenn Lucianos Sender uns weiterhin Signale stationär von dort seit Ende September liefert, sind wir nun sicher, dass Luciano dort auf dem Herbstzug umgekommen sein muss. Somit können wir wohl in Kürze die Übertragung von Lucianos Senderortungen abstellen.